Dark Secrets: Gesamtausgabe
gegen ihre Haut presste.
Dunkelheit hüllte sie ein und sein schwerer Körper raubte ihr den Atem. Sie konnte es nicht aushalten in der Enge. Sie würde ersticken. Sie musste hier raus; musste sofort heraus!
„Schlag mich K.O.!“, verlangte sie.
„
Was
?“
„Bitte! Ich halte das nicht aus! Wenn ich schreie, erschießt du mich. Wenn ich noch eine Minute länger hier drin bin, schreie ich auf jeden Fall!“ Eine Träne rollte über ihre Wange. Die Angst wurde unerträglich. „Bitte! Tu etwas!“
Sie spürte seine Hand auf ihrer feuchten Wange. Fast zärtlich. „Sicher, dass es nicht so geht?“
Sie nickte heftig, biss bereits die Lippen zusammen, damit ihr kein Schrei entfuhr. Ihr ganzer Körper wurde von einer Welle der Übelkeit überrollt.
„Bitte!“
Er seufzte und drehte sie etwas zur Seite, während von außerhalb des Wagens eine Männerstimme zu hören war. „Schlaf gut, Doc“, flüsterte er.
Ein heftiger Schlag in den Nacken war das letzte, was Amanda spürte, bevor sie das Bewusstsein verlor.
IV
Noch immer gefangen im Gefühl der quälenden, tödlichen Enge, fuhr sie auf. Ein Schrei zerbarst in ihrer Kehle. Atemlos flirrte ihr Blick hin und her, bis sich zwei kräftige Hände um ihr Gesicht schlossen.
„Hör auf!“, verlangte eine Männerstimme.
Ihr Blickfeld verschwamm, ihr war übel und wieder dieses unerträgliche Zittern.
„Hör auf!“ Lauter diesmal.
Amanda schrie noch einmal und spürte im nächsten Moment einen Schlag ins Gesicht. Panisch packte sie ihr Gegenüber am Hemd, riss die Augen auf und fand endlich zurück in die Wirklichkeit.
Ihr Atem wurde etwas ruhiger, das Schluchzen verebbte. Sie blinzelte eine ungeweinte Träne weg, während Nicolais hartes Gesicht direkt vor dem ihren war.
Er hatte die Hand erhoben, um ihr noch eine weitere Ohrfeige zu verpassen, doch sie nickte und lockerte ihren Griff um sein Hemd.
„Okay …“, sagte sie atemlos. „Ich bin … okay.“
Er ließ sie los und blickte sie forschend an.
„Danke“, hauchte sie und griff sich in den schmerzenden Nacken.
„Du bist der erste Mensch, der sich für einen Knockout bei mir bedankt“, befand er, noch immer angespannt und mit gerunzelter Stirn, als würde er sich Sorgen machen.
Sie ließ sich im Bett zurücksinken, bis sie auf dem Rücken lag. Die Erleichterung aus der Enge entkommen zu sein, spülte Endorphine durch ihren Körper, die Gewissheit dem sicheren Tod entkommen zu sein, machte sie beinah euphorisch, soweit es ihr lädierter Zustand überhaupt zuließ.
„Ich habe sehr starke Platzangst. Ich … ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten. Du hättest mich erschießen müssen. Und ich weiß, dass du es auch getan hättest.“
Nicolai sah sie durchdringend an. Schweigend griff er nach einer Flasche Wasser, die er Amanda gab. Sie trank in gierigen Schlucken. Erst dann kam sie dazu sich umzusehen. Es war nicht das Schlafzimmer, das sie kannte.
„Sind wir in einem anderen Zimmer?“
„In einem anderen Haus.“ Nicolai stand auf und wirkte seltsam aufgewühlt.
„Wer war es, der den Wagen angehalten hatte?“ Sie förderte ihr letztes Bisschen Mut zutage. „Wer ist Dimitrij?“
Er zögerte und sah sie über die Schulter hinweg an. Mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck wandte er sich kopfschüttelnd zum Gehen.
„Es ist besser, du weißt es nicht.“
Amanda sank in die Kissen zurück, nachdem Nicolai das Zimmer verlassen hatte. Ihr brummte der Schädel, sie spürte eine nicht unerhebliche Beule im Nacken und hatte Hunger.
Kurz blieb sie noch liegen, gönnte sich eine kleine Pause, bevor sie aufstand und aus dem Schlafzimmer ging. Das Haus war offenbar kleiner als das andere, die Wände aus groben Holzbalken, wie in einer Blockhütte. Hochflorige Teppiche lagen auf den Steinböden, die sich warm und weich unter ihren Füßen anfühlten.
Als sie die Küche betrat, fand sie Nicolai vor dem offenen Kühlschrank.
Er hätte sie töten können, schoss es ihr durch den Kopf. Er hätte es getan, wenn sie geschrien hätte. Sie musste fliehen; musste ihn ablenken, wenn er unachtsam war. Es gab immer solche Augenblicke, das wusste sie aus leidvoller eigener Erfahrung.
Während sie seinen muskulösen Rücken über den tief sitzenden Jeans betrachtete, der sich durch das dünne weiße Hemd abzeichnete, wurde ihr klar, was sie vor allem anderen tun musste: sein Vertrauen gewinnen.
„Willst du da reinkriechen?“, fragte sie und benutzte das „Du“, das ihr im Wagen über die
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