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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geräuschkulisse.
    Kaum hatte der Korb den Boden berührt und sich sogar auf einen Schlangenkörper gesenkt, da schwang ich mich hinein. Blitzschnell war ich in das Innere geklettert und konnte durch die heftigen Bewegungen ein Schwanken des Korbes nicht vermeiden.
    Er reichte mir knapp bis zur Hüfte. Die Schlangen ringelten sich zu viert außen am Korb in die Höhe, und ich sah ihre wippenden Köpfe über dem Rand erscheinen.
    Mit dem geweihten Silberdolch stach ich zweimal zu. Er besaß jetzt die Funktion einer normalen Waffe. Einer Schlange trennte ich den Kopf ab, die andere bekam einen Stich und verschwand.
    Mich hätte der plötzliche Ruck, als der Korb wieder hochgezogen wurde, fast von den Beinen gerissen und über den Korbrand hinweggeschleudert. Im letzten Augenblick schaffte ich es, mich noch festzuhalten, ohne dabei von einer Schlange gebissen zu werden. Die Winde quietschte jetzt stärker. Das Mädchen oben mußte große Kräfte einsetzen, um mich in die Höhe zu bekommen. Ich schaute über den Rand hinweg in die Tiefe und suchte auch die Außenhaut des Korbs ab.
    Dort war keine Schlange mehr zu sehen. Sie alle blieben in der Höhle zurück oder hatten sich in den Mulden und Nischen zusammengeringelt. Ihr Opfer entschwebte.
    Allmählich löste sich bei mir die Spannung. Am liebsten hätte ich laut aufgelacht. Es erschien mir doch etwas zu kindisch. Mit zunehmender Höhe besserte sich auch die Luft. Ich atmete zunächst einmal tief durch, und es tat gut, nicht mehr diese Feuchtigkeit in meine Lungen zu saugen, sondern eine Luft, die nach Meer roch, die warm und vom Wind gereinigt worden war.
    Das Quietschen der Winde nahm an Lautstärke zu. Dazwischen klangen keuchende Atemgeräusche auf. Für meine Retterin war es bestimmt nicht einfach, den Korb mit diesem Gewicht in die Höhe zu ziehen. Ich konnte ihr leider keine Hilfe geben und mich auch nicht leichter machen.
    Über mir sah ich jetzt den Querbalken, über den eine Rolle lief. Sie zeigte eine tiefe Rinne. Durch sie spannte sich das Band. Das Windengestell entdeckte ich erst, als ich schon über den Rand hinwegschauen konnte. Die junge Frau stand dort, drehte und kurbelte, war selbst außer Atem, aber sie hatte es geschafft. So bald wie möglich ließ ich mich über den Korbrand fallen und landete rücklings auf hartem Fels, wo ich zunächst einmal liegenblieb, wieder zu Atem kam, mich dann setzte und auch den runden Holzdeckel neben der Winde liegen sah, der die Öffnung verschlossen hatte. Die Frau arbeitete auch nicht mehr. Sie stand keuchend auf dem Fleck, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und den Rücken durchgebogen. Ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet und schweißbedeckt.
    Ich stand auf. »Danke«, sagte ich leise. »Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet…«
    ***
    Die Frau schaute mich an. Reden konnte sie noch nicht, dafür war sie zu erschöpft. So hatte ich Zeit, sie zu mustern.
    Ihr Haar war lang und schwarz wie Kohle. An den Enden zeigte es einen unregelmäßigen Schnitt, was aber nicht störte, denn diese Haarflut paßte zu der Frau, von der eine gewisse Wildheit ausging. Vielleicht konnte man sie als ein Kind der Insel ansehen. Sie war ungefähr zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt, besaß einen sonnenbraunen Teint, sehr schöne, dunkle Augen und einen schlanken, geschmeidigen Körper. Sie trug Stiefel, Jeans und ein kariertes Hemd, dessen obere drei Knöpfe offenstanden. Um den Hals hatte sie ein gelbes Tuch gebunden.
    »Geht es Ihnen besser?« fragte ich.
    »Ja!« keuchte sie, »etwas.«
    »Lassen Sie sich Zeit. Die haben wir jetzt genug.«
    »Das meine ich auch.«
    Ich bückte mich, nahm den kreisrunden Deckel und legte ihn wieder auf die Öffnung. Dann schaute ich mich um.
    Wir befanden uns auf einem der höchsten Punkte der Felseninsel. Mein Blick glitt über das Meer hinweg. Ich sah andere Inseln in der Nähe wie braune Buckel aus dem Wasser schauen und den hellen Bart der Brandung, wenn sie gegen die Felsen gischte. Der Himmel zeigte ein sanftes Blau. Er war von Wolken fast freigefegt worden. In alle vier Himmelsrichtungen breitete er sich wie ein nie enden wollendes Tuch aus, und am Horizont trafen das Meer und der Himmel zusammen.
    Auf dieser kleinen Insel konnte man wirklich ausspannen und aussteigen, deshalb war ich nicht hergekommen.
    Ich hatte eine Aufgabe zu erledigen, die verdammt gefährlich war.
    »So, jetzt geht es mir wieder besser!« hörte ich die Frau sagen und drehte mich um.

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