Das Blut des Mondes (German Edition)
sehr kurzen Zeit. Ich weiß nicht, ob ihr Jungs bei anderen Jungs auf so etwas achtet, aber er hat einen unglaublichen Charme. Er ist immer irgendwie in Bewegung, sein Verstand scheint immer zu arbeiten, auf alles hat er eine Antwort, an allem ist er Interessiert. Mag sich anhören, wie ein Filou, ein Luftikus, aber wenn man mal hinter die Fassade blickt, dann erkennt man sehr schnell, dass man sich auf ihn verlassen kann. Er ist da, wenn du ihn brauchst. Ein Fels in der Brandung so zu sagen. Vor allem für Cat! Und das ist es, warum ich ihn mag.“
„Scheint aber eine kompliziertere Geschichte zu sein, die die beiden gerade durchleben, wenn mein Eindruck richtig ist?“
„Na ja, da gibt es so das ein oder andere Ding, was nicht ganz … normal ist, würde ich sagen. Also, die beiden sind schon normal, aber die Umstände, die sie zusammen gebracht haben eben nicht. Aber – sei mir nicht böse, aber ich denke nicht, das es okay wäre, wenn ich dir –“
„Nein! Schon in Ordnung!“, wehrte er lachend ab. „Ich will meine Nase gar nicht in Dinge stecken, die mich nichts angehen. Es gibt genügend andere Dinge, um die ich mich tausendmal lieber kümmern möchte.“ Aus seinen Augen blitzte der Schalk.
Ann erkannte den geschickten Wechsel von eindeutig ernsthaftem Interesse auf ein zweideutiges Wortspiel, und sie fing den Ball, den er ihr so unverblümt zuwarf, ebenso geschickt auf: „Und die wären?“ Keck sah sie zu ihm hinauf.
Sie mochte Levian. Sehr sogar! Sie war sogar bereits auf dem besten Wege, sich rettungslos in ihn zu verknallen! Mit klopfendem Herzen wartete sie, ob er den Kurveball ebenfalls so gut fangen konnte, wie sie.
Und Levian war Baseballer durch und durch. Mit seinem spitzbübischen Grinsen lehnte er sich gegen die Fahrertür, den imaginären Ball in der Hand. „War das gerade eine Frage in deiner Frage?“
„Gut gefangen!“, nickte sie ihm anerkennend zu.
„Ich bin der beste Fänger in ganz Maine, das kannst du wohl glauben“, neckte er weiter.
„Und was fängst du so, im Allgemeinen?“
„Im Allgemeinen? Hm, warte, lass mich nachdenken.“ Er setzte eine Denkerstirn auf, rieb sich das Kinn und sah fragend in die Luft, als erwartete er, dass die Antwort per Luftpost vom Himmel fiel.
„Na, du machst es aber spannend“, unterbrach Ann seine Tätigkeit grinsend.
„Gut Ding will Weile haben“, sagte er ernst. Zu ernst. Ann prustet los.
„Hey, das ist aber nicht die feine Art. Ruhe bitte – ich muss mich konzentrieren.“ Er warf ihr einen kurzen, strengen Blick zu. Ann kicherte leise weiter, hinter vorgehaltener Hand.
„Ah, jetzt hab ich’s!“ Er hielt den Zeigefinger in die Luft und zog wissend die Augenbrauen nach oben. Eine Manier, die Ann sehr an Mr. Hoops, ihren Kunstlehrer, erinnerte und sie erneut zum Lachen brachte. Worauf Levian sie wieder ernst ansah und mit gerunzelter Stirn und tiefer Stimme zurechtwies: „Ich muss doch sehr bitten, junge Dame! Das ist ein sehr ernstes Thema.“
„Entschuldigung! Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor“, versprach sie und biss sich auf die Lippen, damit ihr kein Kichern mehr entweichen konnte.
„Gut! Also? Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Fangen war das Thema. Also - im Allgemeinen fange ich nur kleine Fische. Aber heute“, brach er ab und warf sich stolz in die Brust, „heute habe ich das Gefühl, ich ziehe einen ganz großen Fisch an Land!“
„So wie mich?“ Oh nein!
Ann merkte, wie sie rot wurde. Sie konnte förmlich sehen, wie sie rot wurde. Oh Gott, war das peinlich! Sie hatte wieder nicht nachgedacht, sich von ihrem Übermut leiten lassen und saß jetzt echt in der Patsche. Und Levian machte nicht mal ansatzweise den Versuch, ihr daraus zu helfen.
Abwartend stand er am Auto, seine Mundwinkel zuckten verdächtig, und er sah ihr zu, wie sie versuchte, aus der Nummer wieder raus zu kommen. Doch Ann sagte nichts mehr. Sie hatte den Kopf gesenkt und musterte stumm den Boden unter ihren Füßen. Vielleicht tat er sich auf und verschluckte sie? Aber solange sie auch wartete, das tat er nicht.
„Hat es dem großen Fisch die Sprache verschlagen?“, fragte Levian nach einer Weile. Ann hob den Kopf und erkannte, dass er jetzt richtig breit grinste.
„Na, du amüsierst dich wohl prächtig, was?“
„Ja“, gab er hemmungslos zu. „Du etwa nicht?“
„Doch. Wahninnig. Sieht man das nicht?“ Ann stand da, rot wie eine Tomate, und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
„Doch, total! Aber
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