Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
Prolog
»Ich sehe nicht einen einzigen freien Tisch«, sagte Carolyn und ließ den Blick noch einmal über die gut besuchte Terrasse des Restaurants wandern.
»Wir können uns an die Bar setzen«, meinte ihre Freundin Bethany beiläufig. Als Carolyn nur mürrisch das Gesicht verzog, verdrehte sie die Augen, fasste sie am Arm und zog sie hinter sich her in Richtung Bar. »Wir setzen uns an einen Tisch, sobald einer frei wird. Wir bleiben schließlich nur hier, bis Genie eintrifft und unser Tisch nebenan frei wird.«
»Ja, schon gut.« Schnaubend setzte sich Carolyn auf den Stuhl, auf den Bethany zeigte. Dann schaute sie ein wenig unsicher über die Schulter und betrachtete die jungen Leute, die an den Tischen saßen, etwas tranken, sich unterhielten und lachten. Obwohl die Sonne dem Horizont entgegenstrebte, war es nach wie vor heiß, und die meisten Gäste trugen lässige Shorts oder Sommerkleider. Das hier war eines der nicht so vornehmen Lokale im Resort mit kahlen Holztischen auf schmucklosem Holzfußboden, und die karibische Musik im Hintergrund war so leise, dass sie gegen die Geräuschkulisse aus Stimmen und ausgelassenem Lachen kaum ankommen konnte. Im Gegensatz dazu gehörte das Restaurant nebenan, in dem sie, Beth und Genie gleich zu Abend essen würden, in die Vier-Sterne-Kategorie. Dort gab es ordentliche Tische, Tischdecken, silbernes Besteck, Kerzen und dazu natürlich auch Vier-Sterne-Preise. Dementsprechend hatten sie beide sich auch angezogen, was Carolyn zusätzlich das Gefühl gab, einfach nicht zu diesen viel lässigeren, legeren Leuten zu gehören.
Doch das war nicht das Einzige, was ihr Unbehagen bereitete. Es lag auch an den Gästen an sich. Nicht nur, dass die meisten von ihnen gerade mal halb so alt wie sie selbst zu sein schienen – auch wenn ein paar deutlich ältere darunter waren –, es sah auch so aus, als ob es sich bei ihnen ausnahmslos um Pärchen handelte. Sie und Bethany waren offenbar die einzigen weiblichen Singles in diesem Lokal.
Vermutlich verbrachten die meisten hier ihre Flitterwochen, ging es Carolyn verdrossen durch den Kopf, da ihr weder die verliebten Blicke noch die ständigen Küsse entgingen, die die Pärchen untereinander austauschten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich seufzend abzuwenden und auf Flaschen zu starren, die hinter der Theke aufgereiht standen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sie nicht einen riesigen Fehler gemacht hatte.
»Was kann ich denn zwei so hübschen Ladys bringen?«
Carolyn stutzte, da der Blick auf die Flaschen plötzlich von einem lächelnden Barkeeper versperrt wurde. Der Mann trug ein weißes Hemd, dazu eine schwarze Hose. Seine Augen gingen zwischen Carolyn und Bethany hin und her, und seine Zähne wirkten durch seine dunkle Haut umso weißer, während er sie strahlend anlächelte.
Überhaupt jeder hier schien zu lächeln. Das musste wohl ansteckend sein, dachte sie und zwang sich dazu, zumindest flüchtig zurückzulächeln. »Ein Glas Weißwein, bitte.«
»Für mich auch«, schloss sich Bethany an. »Und noch zwei Tequila.«
»Tequila?«, fragte Carolyn ungläubig, nachdem der Barkeeper weggegangen war.
»Ja, Tequila. Und den trinken wir, sobald er ihn uns gebracht hat, und dann bestellen wir gleich noch einen!«, gab Bethany entschieden zurück.
Carolyn zögerte. An einem Tequila war sie eigentlich gar nicht interessiert, doch sie entgegnete nur: »Meinst du, dein Magen macht das mit?«
Bethany hatte sich über Magenschmerzen beklagt, seit sie auf dem Flug hierher gegessen hatte. Carolyn hatte sich mit dem gummiartigen Hühnchen begnügt, während ihre Freundin nicht davon abzubringen gewesen war, den Lachs zu bestellen. Seit sie den verspeist hatte, verfluchte sie ihn und ihre Menüwahl.
»Ich hoffe, der Tequila bringt die gehässigen kleinen Parasiten um, die sich in dem Lachs versteckt hatten«, sagte Bethany. »Falls das nicht klappt, wird mir von dem Zeugs ja vielleicht so schlecht, dass ich alles auskotzen muss. Auf jeden Fall wird mir der Tequila helfen, mich schneller von dieser Qual zu befreien.«
Carolyn lachte ungläubig. »Tja, also … ich weiß nicht …«
»Gut, wenn du nichts weißt, dann kannst du ja auch still sein«, fiel Bethany ihr ins Wort. »Und jetzt hör auf, dir über irgendetwas Gedanken zu machen. Ich habe dich hierher mitgenommen, damit du abschaltest und dich entspannst, und damit du nach Gott weiß wie langer Zeit mal wieder ein bisschen Spaß hast. Und genau das wirst du
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