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Das Buch der zwei Krähen. Historische Erzählung

Das Buch der zwei Krähen. Historische Erzählung

Titel: Das Buch der zwei Krähen. Historische Erzählung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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Pferden in Tenochtitlán einmarschierten, dachten die Indios, die nie zuvor Gäule gesehen hatten, Reiter und Tier wären ein einziges Wesen. Götter.
    Und überall, wo er in England in Begleitung von Tèmoc auftauchte, dachten die Weißen, der Indianer sei ein wildes Tier. Menschen waren beschränkt in ihrer Auffassungsgabe.
    Alberti verachtete sie.
    Der Indio hatte seine Maske abgelegt und sah ihn an. Sie mussten aufbrechen. In Tèmocs Augen sah Alberti ein Funkeln, das er lange nicht mehr gesehen hatte. Es war der Jagdtrieb des Indios. Er war erwacht.
    Alberti musste seine eigene Jagd zu Ende bringen, das, was er in London nicht vollenden konnte. Er würde William Shakespeare töten und der Indio war sein einziger Gefährte.
    Mehrere Wochen hatte Alberti in der Hauptstadt sein Opfer ausgespäht und sich mühsam seinen Plan zurechtgelegt, wie er ihn beseitigen könnte, ohne Aufsehen zu erregen. Hatte sich mit dem Indio in Southwark für ein paar Shilling in einer Kaschemme eingemietet und sich nachts in den Spelunken herumgetrieben, um Theaterleute kennenzulernen. Dass Shakespeare nach Stratford aufbrechen würde, hatte er nicht absehen können. Bis heute verstand er nicht, was den Dichter so überstürzt in dieses Kaff trieb. Alberti war bereits vor einem Monat in Stratford gewesen – ohne Tèmoc. Damals schien ihm der Aufwand, einen Passierschein für den Indio zu beantragen, damit dieser ins Warwickshire einreisen durfte, zu groß. Diesmal war Alberti direkt zum Sheriff von London gegangen. Der Beamte und seine Gehilfen hatten furchtbare Angst davor, dass der Fremde eine Seuche in sich tragen könnte. Es war klar, dass das Dokument erst nach mehreren Wochen ausgestellt würde. Wenn überhaupt.
    Alberti hatte improvisieren müssen. Er war mehrere Stunden durch Southwark gelaufen und hatte nachgedacht, vorbei an den Theatern, dem Leprahaus und den Bordellen. Als er ans Themseufer kam, fiel sein Blick auf den Paris Garden. Die Kuppel der Bärenkampf-Arena ragte vor ihm in den Himmel und da erinnerte er sich an ihn. Zaid. Ein Gewürzhändler aus dem Morgenland, der sich für englische Freizeitbeschäftigungen begeisterte. Alberti hatte ihn vor einer Woche in der Wettkampfstätte kennengelernt, als sie gemeinsam beobachteten, wie ein Braunbär drei englische Pitbulls mit seinen verstümmelten Tatzen zerquetschte. Zaid hatte ihm erzählt, dass er in ein paar Tagen ins Warwickshire reisen wollte, um seine Gewürze auf den Märkten der Grafschaft zu verkaufen. Er wartete noch auf seinen Passierschein.
    »Verrückte Engländer«, hatte Zaid gesagt. »Wenn sie sich häufiger waschen würden und ihre Ärzte besser ausgebildet wären, dann hätten sie die Probleme mit der Pest nicht. Und wir Händler könnten endlich frei reisen und unserer Arbeit nachgehen.«
    Es gab mittlerweile an die 300 Herbergen im stetig wachsenden Southwark. Zum Glück konnte Alberti sich erinnern, in welcher davon Zaid untergekommen war. Als es Nacht wurde, ging er ins Old Pick my Toe, ein furchtbarer Name für ein Gasthaus, wie Alberti fand. Zaid entdeckte er im Schankraum. War es Zufall, dass der Araber sich noch in London aufhielt? War es Glück? Oder gar Schicksal?
    Zaid wollte ihn auf einen Krug Ale einladen, doch Alberti bat ihn, dass er ihn auf einen Spaziergang an die Themse begleiten sollte. Alberti versuchte zu klingen, als sei es reine Neugierde und Anteilnahme, als er sich nach dem Passierschein erkundigte.
    »Ich habe ihn endlich ausgestellt bekommen«, sagte Zaid.
    Er stand am Ufer des Flusses und beobachtete den Vollmond, der sich über den Dächern der Stadt auf der anderen Seite des Stromes zeigte.
    Vorsichtig fragte Alberti, ob er das Dokument sehen dürfte.
    »Natürlich«, sagte Zaid. »Ich trage ihn immer bei mir. Er ist zu kostbar, um ihn in meinem Quartier zu lassen.«
    Als der Araber seinen Blick dem stetig fließenden Wasser der Themse zuwandte, betrachtete Alberti den Schein. Er befähigte Zaid, sich im gesamten Warwickshire auf unbegrenzte Zeit aufzuhalten. Ebenso war es ihm erlaubt, alle Ortschaften zu durchqueren, die er auf dem Weg von London aus passieren musste. Das Dokument war auf den Namen Zaid ausgestellt, also schien der Araber keinen Nachnamen zu besitzen. Das war zu schön, um wahr zu sein.
    Zaid war kein Indio-Name. Aber würde das ein Provinz-Ordnungshüter wissen?
    Alberti faltete das Papier zusammen und steckte es in seinen Wams. Er beugte sich vor und zog das Stilett aus seinem Stiefel.
    Als er zustieß,

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