Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
Vermutung?“
Eine der Fragen, die Rensing erwartet hatte.
„Da können wir lediglich Hypothesen aufstellen, Herr Jungblut. Die Art der Drogen im Kühlschrank des Opfers und der Umstand, dass der verstorbene Student zu Dr. Papes Kunden zählte, lassen darauf schließen, dass die Tat in einem Rauschzustand erfolgte. Diese Annahme würde auch erklären, warum dem Opfer die Augen ausgestochen wurden. Motive wie Habgier oder Eifersucht führen in der Regel nicht zu derlei Verstümmelungsakten. Aber wie ich schon sagte, das ist rein spekulativ.“
Der Journalist nahm wieder Platz, und Rensing suchte nach einem weiteren Gesicht, das er kannte.
„Frau Wolters, bitte.“
Eine blonde, attraktive Frau Anfang dreißig, die in der hintersten Reihe saß und deren aufreizend kurzer Minirock für Getuschel sorgte, erhob sich von ihrem Platz.
„Judith Wolters von den Westfälischen Nachrichten. Herr Rensing, Sie erwähnten ein Video, mit dem der Täter den eigenen Selbstmord dokumentiert hat. Enthält die Aufnahme Beweggründe für den Suizid? Und wenn ja, werden Namen genannt?“
Da war er, der wunde Punkt. Das Video machte Rensing zu schaffen. Es passte nicht ins Gesamtbild. So sehr er sich auch bemühte, er verstand es einfach nicht. All die religiösen Anspielungen und rhetorischen Fragen, mit denen Frank Laurenz die Polizei zu verhöhnen schien und deren tieferer Sinn sich ihm einfach nicht erschließen wollte.
Er war eine Gefahr. Er war der Teufel. Ich habe ihn gerichtet.
Rensing musste an das Gespräch mit Beekmann und Lohoff vom Vortag denken. Warum hatte Strathaus angeordnet, die beiden Akademiker vorzuladen? Wieso hatten sie derart reizbar und aggressiv gewirkt? Auch der Zeitpunkt war irgendwie … falsch gewesen. Man hätte doch auch bis nach der Pressekonferenz warten können.
„Die Äußerungen in der Videoaufnahme sind ausgesprochen wirr, sodass die Vermutung nahe liegt, dass der Täter zum Zeitpunkt des Suizids unter massivem Einfluss von Drogen gestanden hat. Wenn Sie so wollen, Frau Wolters, gibt er Allem und Jedem die Schuld an seinem Tod, ohne dabei konkret zu werden.“
Bitte, Phil. Warum tust du mir das an? Ich hab doch nichts Falsches getan.
Es gab keinen Grund, Laurenz´ Mitbewohner Philip Kramer zur Zielscheibe einer Hexenjagd zu machen. Noch in derselben Nacht hatte Rensing sich den schmächtigen jungen Mann zur Brust genommen. Kramer hatte nichts mit dem Selbstmord zu tun. Ende der Durchsage.
„Es tut mir leid, Frau Wolters, aber Genaueres kann ich Ihnen nicht sagen.“
Rensing wies auf den nächsten Fragesteller.
„Dietmar Schneider, freiberuflicher Journalist. Herr Rensing, Sie sagten, die Drogen, die man in Dr. Papes Wohnung gefunden hat, stammten aus dem Fundus des Universitätsklinikums. Wie ist es möglich, dass derart gefährliche Substanzen so ohne weiteres entwendet werden konnten?“
„Da bin ich der falsche Ansprechpartner, Herr Schneider. Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen in Zukunft bessere Vorkehrungsmaßnahmen treffen werden, aber wie diese im Einzelnen aussehen, kann ich Ihnen nicht sagen. Da müssten Sie sich schon an die Klinikverwaltung wenden. Sicher wird man Ihnen bereitwillig Rede und Antwort stehen.“
Im Saal setzte vereinzelt Gelächter ein.
Auch Schneider grinste.
„Vielen Dank für den Ratschlag, Herr Rensing.“
Ein gut ein Meter neunzig großer Mann mit Nickelbrille erhob sich, einen Notizblock in der Hand haltend.
„Henning Geerts, ebenfalls Freiberufler. Gestatten Sie mir im Zusammenhang mit den Drogenfunden eine Zwischenfrage, Herr Rensing. Sie sagten, Dr. Pape sei ein Dealer gewesen, und stützen sich dabei auf eine in der Wohnung gefundene Namensliste. Wieso gehen Sie davon aus, dass es sich dabei um eine Kundenliste handelt, und was gedenken Sie in dieser Angelegenheit zu unternehmen?“
Rensing konnte es nicht leiden, wenn ein Journalist eine Frage stellte, ohne dass man ihm das Wort erteilt hatte, wollte die Pressekonferenz aber so langsam hinter sich bringen.
„Zu Ihrer ersten Frage: Die Liste ist tabellarisch aufgebaut. Eine Datumsspalte, eine Spalte mit Initialen, eine Spalte mit Mengenangaben, eine Spalte, in der die Art der Droge aufgeführt ist. Insofern handelt es sich zweifellos um eine Kunden- oder Auftragsliste. Was Ihre zweite Frage betrifft: Selbstverständlich wird diese Angelegenheit weiter verfolgt - was allerdings nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fällt. Das ist Sache des Rauschgiftdezernats. Gestatten Sie
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