Das Dunkle Muster
sah, mußte er lachen und klopfte ihm auf die Schulter.
»Können Sie schweigen?«
»Wie ein Grab.«
»Na gut, Pete. Tom und ich hatten uns an sich diesen großen Kanaken dort ausgesucht.« Er deutete auf Maui, einen gigantischen Bewohner der Marquesas-Inseln, der in seinem weißen Umhang und der dunkelrot leuchtenden Blume, die in seinem blauschwarzen, krausen Haar steckte, wie ein Polynesier wirkte.
»Er hat dreißig Jahre lang als Erster Harpunier gearbeitet. Außerdem macht er den Eindruck einer kampfbereiten Höllenkatze. – Aber das Negative an ihm ist, daß er rein gar nichts von Büchern versteht und ich gerne gebildete Leute um mich habe. Das mag sich zwar ein bißchen versnobt anhören, aber was soll’s? Ich will es Ihnen sagen: Ich habe meine Ansichten in bezug auf ihn geändert. Sie sind unser Mann – soweit es mich angeht. Nein, warten Sie noch! Sie sollten sich außerdem zunächst mal das glückliche Gesicht abschminken. Ich muß erst noch mit Tom über die Sache reden. Warten Sie, ich bin gleich zurück.«
Farrington mischte sich zwischen die Tänzer, packte Riders Arm und zog ihn ungeachtet seiner Proteste beiseite. Peter sah zu, wie sie sich miteinander unterhielten. Rider warf ihm mehrere Blicke zu, aber Peter konnte ihnen nichts entnehmen.
Peter war glücklich, daß man ihn nicht dazu gezwungen hatte, seine Trumpfkarte auszuspielen. Wenn die beiden ihn nicht genommen hätten, wäre ihm nichts anderes übriggeblieben, als ihnen zu sagen, daß er über ihre wahre Identität Bescheid wußte. Was daraufhin geschehen wäre, konnte er nur vermuten. Allem Anschein nach hatten Farrington und Rider einen guten Grund dafür, daß sie unter falschen Namen reisten. Es war nicht einmal von der Hand zu weisen, daß sie auf der Stelle die Flucht ergriffen und ihn hier zurückgelassen hätten, wenn er ihnen damit gedroht hätte, sie zu verraten. Möglicherweise wäre ihnen aber auch nichts anderes übriggeblieben, als ihn mitzunehmen, bloß damit er den Mund hielt, und irgendwo über Bord gehen zu lassen.
Vielleicht hatte Farrington auch längst gemerkt, was er vorhatte. Es war ziemlich unwahrscheinlich, daß ein Mann, der vorgab, dermaßen viel über Jack London zu wissen, ihn nicht erkannt hätte. Sicherlich nahm er an, daß Frigate irgendwann Fotografien von London gesehen hatte. Er mußte einfach annehmen, daß Frigate irgendein Spiel mit ihm spielte. Und jetzt verstellte er sich nur. Später, wenn sie zusammen auf dem Schiff waren und Ruritania weit hinter ihnen lag, konnte er immer noch herausfinden, wer sein neuer Mann an Bord war und was er wußte.
Peter kam allerdings nicht auf den Gedanken, daß er sich in Gefahr befinden könnte oder möglicherweise der Tod auf ihn wartete. Weder Farrington noch Rider waren Mörder. Natürlich, wenn aus manchen Menschen in dieser Welt etwas Besseres geworden war, konnten andere sich genauso gut zum Schlechteren hin entwickeln, aber momentan war es wohl besser, nicht daran zu denken, daß er sich möglicherweise auf ein undurchschaubares und gefährliches Spiel einließ.
Rider kam herüber, schüttelte ihm die Hand und erklärte ihm, er sei an Bord willkommen. Ein paar Minuten später brachte Farrington die Musik zum Schweigen und gab bekannt, auf wen die Wahl gefallen war. Peter hatte Eve inzwischen beiseite geführt und ihr die Neuigkeit persönlich übermittelt.
Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Ja, ich wußte von Anfang an, daß du versuchen würdest, mit diesem Schiff von hier fortzukommen. Es ist nicht einfach, in diesem Land ein Geheimnis für sich zu behalten, Peter. Ich kann nicht gerade sagen, daß ich mich darüber freue, aber am meisten schmerzt es mich, daß du mir nicht früher etwas davon gesagt hast.«
»Ich wollte es dir ja sagen«, sagte Peter. »Aber als ich zurückkam, warst du nicht da.«
Eve begann zu weinen, und auch Frigates Augen wurden feucht. Schließlich wischte sie sich die Tränen ab, putzte sich die Nase und sagte: »Es tut mir nicht weh, daß du mich verläßt, Peter, sondern daß unsere Liebe gestorben ist. Früher habe ich angenommen, sie würde eine Ewigkeit dauern. Ich hätte es besser wissen sollen.«
»Ich bin immer noch vernarrt in dich.«
»Aber nicht vernarrt genug, nicht wahr? Natürlich, so ist es. Ich mache dir ja gar keine Vorwürfe, Peter. In mir sieht es genauso aus. Es ist nur… ich hätte mir gewünscht, daß es mit uns so bliebe, wie es zu Anfang war.«
»Du wirst einen anderen finden. Zumindest
Weitere Kostenlose Bücher