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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eisige Präsenz in der Kabine, auch wenn sie nirgendwo in der Nähe war. Ihre Lippen weiteten sich zu einem traurigen Lächeln. »Der arme Junge sagt die Wahrheit. Er ist nicht in der Lage, sich selber zu töten. Das ist eine Schwäche, und wir wissen doch alle, was ich von Stärke halte, nicht wahr? Also half ich ihm. Ich bin seinen biononischen Verbindungen mit einer hübschen großen Schere zu Leibe gerückt.« Sie schaute auf ihre dunkelrot glänzende Hand, als wäre sie verdutzt über die Farbe. »Sieht so aus, als hätte ich ihm dabei versehentlich auch ein paar Nerven durchgeschnitten. Na ja, wenn ich durchgeschnitten sage, meine ich durchgehackt. Aber das Gute an der Sache ist, dass ihm jetzt nichts mehr wehtut, also ist's doch eigentlich 'ne nette Geste von mir gewesen, oder nicht?«
    »Satanshure«, spie Tomansio aus. »Ich finde Sie, wenn das hier vorbei ist.«
    Cat lachte. »Das haben schon ganz andere versucht. Aber ich bin neugierig, was genau ist ›das hier‹? Das ist alles irre aufregend, eure Versammlung da draußen. Kann man da nicht noch mitmachen?
    »Gehen Sie FTL«, sagte Aaron barsch. »Wir müssen uns einen Vorsprung verschaffen. Sie findet's sowieso raus.«
    »Ja«, pflichtete Cat bei. »Lasst ihn zurück. Lasst ihn bei mir. Ganz allein. Wir werden die Puppen mal so richtig tanzen lassen.«
    »Haut ab«, sagte Cheriton. »Haut einfach ab. Mit mir ist's bald vorbei. Ich werde das, was sie mit mir angestellt hat, nicht überleben.«
    »Also hör mal, mein Lieber, das ist jetzt aber 'ne große, ungezogene Lüge. Ich besitze eine Medi-Kapsel, und ich scheue nicht davor zurück, sie zu benutzen. Wir beide werden eine gefühlte Ewigkeit zusammen verbringen. Ich könnte dich sogar zu Aarons Nachfolger machen. Wäre das nicht der Gipfel des Glücks?«
    »Niemals.«
    »Wie herzallerliebst. Du glaubst tatsächlich, dass du stark bist.«
    Die geistige Wahrnehmungsübertragung wurde plötzlich von einem scharf umgrenzten Bild überflutet, das aus Cheritons Erinnerungen aufbrandete. Ein bestürzter Cheriton sah sich selbst als siebenjährigen Jungen, wie er mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern beim Abendbrot saß. Es war eine schöne Zeit, während der seine Mutter und sein Vater sich mit ihren Kindern unterhielten, sich erkundigten, was sie an diesem Tag alles erlebt hatten, und sie zu Fragen anspornten. Ein herrlicher Abschnitt seines Lebens, erfüllt von Glück.
    Dann erhob sich sein Vater. »Komm her«, winkte er Cheriton zu sich. Als der kleine Junge aufstand, aktivierte sein Vater mehrere Waffenenrichments.
    »Nein!«, flehten Cheritons verzweifelte Gedanken. »Nein, nein, dies bin ich, dies ist mein Leben.«
    »Es war langweilig, Schätzchen. Es macht dich schwach, und das ist von keinem Nutzen für mich. Ich werde es so viel interessanter machen, und ein bisschen schmutziger dazu.«
    »Hören Sie auf damit«, sagte Aaron.
    »Oder was?«, fragte Cat über das aufgelöste Schluchzen des jungen Cheriton hinweg. Das Zischen des Waffenfeuers war ohrenbetäubend, löschte die Schreie seiner Schwestern aus. Der Gestank war so ekelerregend, dass Oscar sich am liebsten übergeben hätte.
    »Jetzt existieren sie nicht mehr, also lass sie uns aus dem Rest deines Lebens herauseditieren, was meinst du?«, sagte Cat. »Und während ich das tue, muss ich mir mal überlegen, womit ich sie alle ersetze. Irgendwas Schickes, denke ich. Etwas, das dich dazu bringt, mich zu lieben.«
    »Sie sind real«, übermittelte Tomansio und legte all seine Überzeugungskraft hinein. »Glaub mir, Cheriton. Erkenne die Wahrheit. Sie sind nicht so gestorben.«
    Die geistige Partizipation degenerierte zu einem chaotischen Wirbel von Bildern und Geräuschen und Sinneswahrnehmungen. Erinnerungsfetzen an Cheritons Familie jagten an ihnen vorbei, vergingen zu grauem Nichts.
    »Bring sie zurück!«, heulte Cheriton.
    »Troblum«, sagte Tomansio. »Schaffen Sie uns hier raus.«
    Doch Troblum zog seinen Griff um Catriona nur enger. »Sie will mich. Sie wird nie aufhören, niemals. Das tut sie nie. Ich kenne sie. Ich hab' sie studiert. Fragen Sie ihn.« Er zeigte auf Aaron.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Aaron. »Genau das hier hat sie mit mir auch gemacht.«
    »Bring wen zurück?«, fragte Cat leichthin; ihr Geist verströmte leichte Besorgnis. »Wen, mein Schatz?«
    »Was?« Cheritons Gedanken waren konfus.
    »Wenn sie tatsächlich Sie will, gibt es nur einen Ort, an den Sie gehen können, um vor ihr sicher zu sein«, sagte

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