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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Geräte, die hier verlässlich funktionierten.
    Solchermaßen gewappnet, begab sich Justine die vier breiten Treppen hinunter in die Empfangshalle. Die Holztüren des gewölbten Eingangs waren längst fort, schon vor Jahrhunderten verrottet. Nichtsdestotrotz war das dekorative Außentor, das sich auf der anderen Seite vor ihnen schloss, noch erhalten. Sein verschlungenes Gurk-Reben-Gitterwerk musste aus sehr reinem Eisen bestehen, dachte Justine, es war kaum Rost zu erkennen, und die meisten der Ornamentblätter waren noch intakt. Die Pforte war relativ robust, sodass sich nachts keine Tiere in das Gebäude verirren konnten - einer der wesentlichen Vorteile, aufgrund derer sie sich für die Sampalok-Residenz entschieden hatte.
    Sie hatte sich gefragt, wieso das Tor sich immer noch an seinem Platz befand. Immerhin waren sämtliche anderen Erzeugnisse der Menschen, die mit einer Wand aus stadteigenem Material verbunden gewesen waren, nach nur wenigen Jahren abgestoßen worden. Doch als sie es näher untersuchte, stellte sie fest, dass die Stadtsubstanz sich tatsächlich zu massiven Scharnierbolzen geformt hatte, an denen das Tor nun aufgehängt war. Es hatte sie den Einsatz ihre gesamten telekinetischen Kräfte sowie einige großzügige Spritzer Öl gekostet, bis sie es schließlich geschafft hatte, die Pforte zu öffnen.
    Jetzt, als sie ihre dritte Hand dagegenstieß, schwang das Tor leichtgängig zur Seite. Sie trat hinaus auf den Platz. Heiße, feuchte Luft schlug ihr entgegen und trieb ihr sogleich kleine Schweißperlen auf die Stirn. Es war Hochsommer, und eine entsprechend intensive Sonne stieg nun über den Minaretten, Türmen und Kuppeln der Stadt auf. Justine setzte ihre Sonnenbrille auf und ließ prüfend ihre Fernsicht umherschweifen. In unmittelbarer Nähe war nichts Bedrohliches zu entdecken. Ein paar Filratten und Katzen huschten davon. Seevögel kreisten am Himmel, ihre schrillen Rufe hallten über die leeren Plätze und durch die verlassenen Gassen. Gewissenhaft schloss sie hinter sich das Tor. Dann wanderte sie eine der breiten Straßen hinunter, die von dem Platz abgingen, und machte sich auf den Weg zum Mid Pool.
    An den Hauswänden fand sich nicht mehr ein einziges Schild, sodass sie eine Weile gebraucht hatte, den diversen Straßen und Gassen ihre ursprünglichen Namen zuzuordnen. Bald schon war sie sich darüber klar geworden, dass sie niemals in der Lage sein würde, mehr als einen Bruchteil von ihnen zu benennen; selbst die Träume hatten die schiere Komplexität und Anzahl von Durchgängen und Wegen und Straßen, die Makkathrans Distrikte ausmachten, nicht in vollem Umfang wiedergegeben. Die Stelle in Inigos Träumen, die ihrem eigenen Gefühl von Verwirrung, das sie die ersten zwei Wochen nach ihrer Landung empfunden hatte, noch am ehesten glich, war der Tag, an dem Edeard und Salrana in Makkathran angekommen und durch Ilongo und Tosella gegangen waren.
    Jetzt schritt sie die lange, gewundene Zulmal Street entlang, die sie zu der Promenade rings um den Mid Pool führen würde. Die Breite der Straße änderte sich beinahe mit jedem Schritt. Zum größten Teil waren hier Geschäfte gewesen, erinnerte sie sich. Dazu passten auch die großen ausgebauchten Fenster im Erdgeschoss der meisten Häuser. Türen gab es keine mehr. Sie waren alle schon vor Äonen verschwunden; ebenso wie die Innenausstattungen. Zuerst hatte das Fehlen von Schutt Justine ziemlich irritiert. Dann hatte sie realisiert, dass die Stadt Überreste, die ihre Abflüsse zu verstopfen drohten, und wucherndes Grünzeug, das sich anschickte, Erdhaufen zu produzieren, einfach absorbierte.
    Doch während sie durch das eine oder andere Gebäude streifte, fand sie schließlich doch ein paar Überbleibsel. Vorwiegend waren es Metallgegenstände, in der Mehrzahl der Häuser lagen einige Essbestecke und hier und da kleine Schmuckstücke auf dem Boden verstreut, die einzigen Zeugnisse der Bewohner, die sie vor so langer Zeit zurückgelassen hatten. Die Gegenstände aus wertvollem Metall hatten sich in ihrer Form am besten erhalten; die Eisenöfen, welche die meisten Haushalte besaßen, rosteten vor sich hin und zerbröckelten zu unkenntlichen, in sich zusammensackende Klumpen. Außerdem lernte Justine, auf die langen, spitzen Geschirr- und Glasscherben zu achten, die überall herumlagen; mehr als einmal war sie froh, dass ihre Stiefel so eine dicke Sohle hatten. Es war schon seltsam, dass dieses glanzlose, fast nicht mehr wiederzuerkennende

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