Das Erbe der Jedi-Ritter 05 - Die letzte Chance
erkundigte sie sich regelmäßig im Bunker, ob ein weiteres Evakuierungsschiff gelandet war und darauf wartete, Flüchtlinge an Bord zu nehmen.
Stets einen Schritt hinter ihr, folgte ihr der treue Ohlmahk, der mit seiner Wildheit eher wie ein Raubtier und weniger wie ein Leibwächter wirkte. Wenigstens der kleine Noghri schien sich inmitten dieses Chaos wohl zu fühlen, wohingegen C-3PO, dessen goldglänzende Oberfläche durch den Ruß stumpf geworden war, offenbar völlig entsetzt war. Neuerdings bezog sich die Besorgnis des Protokolldroiden allerdings weniger auf seine eigene Sicherheit, sondern auf die größere Bedrohung, welche die Yuuzhan Vong für alles Maschinenleben darstellten, das häufig zuerst leiden musste, sobald wieder eine Welt gefallen war.
Eine mächtige Explosion erschütterte den Permabeton unter Leias Füßen, und im Herzen der Stadt blühte ein orangefarbener Flammenpilz auf. Ein sengender Wind, der Tröpfchen eines noch heißeren Regens heran wehte, zerrte an Leias Mütze und Overall. Durch die Feuersbrünste hatten sich mikroklimatische Stürme entwickelt, die schon die ganze Nacht über das Plateau gefegt waren. Hagel vermischte sich mit der Asche aus Gyndines Ruinen, und bei allen, die sich im Freien befanden, rief er auf der nackten Haut Blasen hervor wie Säure. Sogar durch die isolierten Sohlen ihrer kniehohen Stiefel spürte Leia die anomale Hitze des Bodens.
Auf ein lautes Sirren hin drehte sie sich zum Schild um und sah gerade noch, wie es sich in verzerrten Wellen auflöste.
»Evak-Schiff hat abgehoben«, berichtete ihr ein Soldat aus dem Kommunikationsbunker, der beide Hände auf die Ohrmuscheln seines Kom-Helms presste. »Zwei weitere sind auf dem Weg nach unten.«
Leia schaute zum düsteren Himmel hinauf. Vage erkannte sie die abgeflachte Form des abfliegenden Schiffes, das mit Repulsorenenergie startete und dann auf einer Säule aus blauem Feuer in die Höhe schoss, wobei es von einem halben Dutzend X-Flügler eskortiert wurde. Ein Schwarm Korallenskipper, der in den Bergen gelauert hatte, nahm sofort die Verfolgung auf.
Leia fuhr zu den Soldaten am Schockzaun herum. »Die nächste Gruppe soll eintreten!«
Schulter an Schulter gedrängt schoben sich die Vordersten in der Menge – Menschen, Sullustaner, Bimms und andere – durch das Tor der Botschaft. Da der Schild heruntergelassen war, schlugen nun feindliche Geschosse, die sonst abgewehrt worden wären, wie flammende Meteoriten ein, eines traf den Ostflügel des im imperialen Stil errichteten Gebäudes und setzte es in Brand.
Leia klopfte den Evakuierten auf die Schultern, während sie auf eine Raumfähre zuströmten, die in der Landezone wartete. »Beeilung!«, drängte sie. »Beeilung!«
»Schilde werden wieder aufgebaut«, meldete der Kom-Offizier aus dem Bunker. »Zurückbleiben!«
Leia knirschte mit den Zähnen. Für sie war dies immer der schwerste Moment.
Die Soldaten am Tor stellten die Absperrung wieder her und suchten die Umgebung nach Störungen ab. In Reaktion darauf drängte die Menge verstärkt vorwärts, empört über die Ungerechtigkeit und die Willkür. Die Flüchtlinge in vorderster Front fürchteten, ihre Chance auf Rettung wegen ein oder zwei Personen zu verlieren, die vor ihnen in der Reihe standen, und schlängelten sich zwischen den anderen hindurch, während hinten gedrängelt und geschoben wurde. Leia sah, wie vergeblich das war, und dennoch weigerte sich die Menge, sich zu zerstreuen, weil man gegen alle Wahrscheinlichkeit hoffte, die Streitkräfte der Neuen Republik könnten die Invasoren so lange in Schach halten, bis der letzte Zivilist evakuiert war.
»Mistress Leia«, sagte C-3PO und hastete mit erhobenen Händen und glühenden Photorezeptoren auf sie zu. »Der Deflektorschild verliert an Stärke! Wenn wir nicht bald verschwinden, kommen wir hier um!«
Wie so viele andere heute, dachte Leia.
»Wir nehmen das letzte Schiff«, erklärte sie C-3PO, »so lange bleiben wir. Bis dahin mache dich nützlich beim Erfassen von Namen und Spezies der Flüchtlinge.«
C-3PO reckte die Arme noch höher und machte abrupt kehrt. »Was soll bloß aus uns werden?«
Leia seufzte müde und stellte sich die gleiche Frage.
Das Bombardement hatte vor zwei Tagen begonnen, als eine Flottille der Yuuzhan Vong überraschend aus dem Hutt-Raum ins benachbarte Circarpous-System eingefallen war. In aller Eile hatte man versucht, die Hauptstadt des Sektors zu befestigen, doch da Flotten und Einsatztruppen
Weitere Kostenlose Bücher