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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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1.
     
    Das Donnern und Dröhnen des überlasteten Antriebs füllte die
Steuerzentrale der Ikarus mit einem ohrenbetäubenden Stakkato. Vibrationen
gingen durch das ganze Schiff, jeder Quadratzentimeter Boden schien zu beben
und zu zucken wie ein angespanntes Tier, das sich wütend aus dem Griff
eines Jägers zu befreien versuchte. Der Vergleich kam nicht von ungefähr
– die anmutige, kraftvolle Hülle des Rettungskreuzers wurde von gnadenlosen
Gravitationskräften gehalten und geschüttelt. Als der Captain den
Blick hob und grimmig auf den Hauptbildschirm starrte, konnte er ihren »Jäger«
sehen – das flammende Inferno einer Sonne füllte fast den gesamten
Sichtbereich aus. Weißgelb lodernde Flächen, größer als
hunderte von Planeten, wechselten dort unten mit dunkel rot glühenden Tiefen,
in die das Schwerefeld des Sterns den Rettungskreuzer ziehen wollte. In den
sicheren, schnellen, heißen Tod. Protuberanzen schleuderten Flammenbahnen
der Vernichtung weit in den leeren Raum, als würden gierige Zungen nach
der zerbrechlich wirkenden, winzigen Gestalt der Ikarus lecken. Wenn
Trooid an den Kontrollen jetzt einen Fehler machte, wenn das Glück sie
verließ, wenn der gänzlich überlastete Antrieb aufgab, dann
würden sie alle die Dauer ihres verbleibenden Lebens in Herzschlägen
zählen können. Dies war der Rand der Hölle. Vielleicht schon
etwas mehr als der Rand. Aber die Ikarus würde nicht aufgeben, nicht
fliehen, nicht ihren Posten verlassen. Denn sie war im Einsatz.
    Es galt Unschuldige zu retten.
    »Thorpa! Was sagt die Ortung!«, brüllte Sentenza über den
Lärm hinweg und stützte sich gewichtig auf den Rand seines breiten
Sessels. Der Captain wirkte ruhig und beherrscht, aber Schweiß stand auf
seiner Stirn. Er kannte seine Verantwortung für das Schiff und die Crew
und er wusste auch, dass er sie bis an die Grenzen dessen, was er vor sich selbst
rechtfertigen konnte, ausreizte. Doch die Mitglieder der Besatzung vertrauten
ihrem Captain. Er hatte sie schon aus ganz anderen Gefahren sicher wieder heraus
geführt. Der Weg, den die Ikarus in den letzten Jahren zurückgelegt
hatte, war nicht von ungefähr mit Legenden gepflastert.
    »Das Schiff ist direkt voraus, Captain!«, rief der Pentakka mit schriller
Stimme zurück. »Wenn wir nur noch ein paar Minuten durchhalten, dann
haben wir sie!«
    Sentenza nickte entschlossen und wies mit wuchtiger Hand nach vorne.
    »Dann los. Trooid! Holen Sie aus dem Schiff raus, was noch drin ist. Wir
setzen alles auf einen Teller.« Er hielt inne, räusperte sich kurz.
»Auf eine Karte. Keine Sorge. Wir sind hier bald wieder weg – mit
dem Botschafter.«
    Es war so laut in dem Zentrale, dass niemand hören konnte, wie der Captain
mit den Zähnen knirschte. Als der Notruf sie erreichte, hatten sie noch
gedacht, es handle sich nur um eine dieser privaten Luxusyachten, die sich beim
Betrachten der wilden Vernichtungskraft der Sonne zu nahe an den Stern herangewagt
hatte. Das passierte immer wieder, es gab einfach zu viele unerfahrene und verantwortungslose
Kapitäne, die ihre Flugerlaubnis mehr gekauft als ehrenvoll erworben und
mit viel mühsamer Praxis gefestigt hatten. Manche bezahlten so einen Ausflug
mit ihrem Leben. Aber der letzte, schon stark verstümmelte Funkspruch,
den sie von dem havarierten Schiff erhalten konnten, hatte sie eines Besseren
belehrt. Die Yacht mit dem Namen »Letzte Hoffnung« gehörte dem
Botschafter der Konuraten, einem Volk, mit dem das Raumcorps erst kürzlich
Kontakt aufgenommen hatte. Diese hoch technisierte Rasse beherrschte ein immenses
Sternengebiet und galt als ziemlich kriegerisch. Zumindest, wenn man ihnen auf
die Füße trat. Zum Beispiel, indem Raumpiraten oder Separatisten
das Raumschiff ihres ersten Botschafters – zugleich ein Mitglied der herrschenden
Adelsfamilie – unter Beschuss nahmen, dessen Antrieb zerstörten und
dafür sorgten, dass es in eine Sonne stürzte. Das konnte durchaus
der Funke sein, der die Konuratenbombe zündete und das Raumcorps und all
seine Verbündeten in einen endlosen Krieg stürzte, aus dem es nicht
würde siegreich hervorgehen können. Und alles, was zwischen diesem
furchtbaren Schicksal und der Wirklichkeit stand, war ein einziges Raumschiff
mit seiner tapferen Crew. Ein Raumschiff, das Geschichte geschrieben hatte.
Ein Raumschiff, das sie alle retten konnte.
    Die Ikarus

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