Das Geheimnis der chinesischen Vase
an. Der muss mit
ein paar neuen Fällen aufwarten.«
»Und wenn er nicht will?«,
fragte Karl.
»Dann erinnere ich ihn ganz
unverschämt daran, dass er mir eine Menge Dank schuldet.« Tarzan stieß
ungehalten das Kinn vor. »Ohne mich wäre er jetzt im Krankenhaus. Und
Weihnachten immer noch.«
»Hallo, Journaille (geringschätzige
Bezeichnung für: Presse)«, ließ Dieter sich vernehmen.
Sie wandten sich ihm zu, als
hätten sie ihn jetzt erst bemerkt.
»Meinst du uns?«, fragte
Tarzan.
Dieter schien an einer Wand zu
lehnen, obwohl keine da war. Er wirkte wieder unheimlich lässig.
»Will eure Konferenz nicht
stören, Mitarbeiter. Aber mir ist da was im Kopf hin und her gegangen. Bei
diesem Kidnapping hat doch diese Pia Friese ne Mordsrolle gespielt. Als
Schauspielerin, meine ich. Sonst nur auf der Bühne — und jetzt ihre Kunst angewandt
im wirklichen Leben! Ein Thema, Leute! Eigentlich was für dich, Gaby. Übrigens:
In ner Boulevardzeitung steht eine Menge über die Puppe. Ihre ganze Life-Story (Lebensgeschichte). Hat ja was hinter sich. Ihr Alter — ein gewisser Moritz Friese, genannt
Seidenraupe — hat sie sitzen lassen. Ist getürmt und untergetaucht. Aber — für
unseren BLICKPUNKT ist das nichts. Ich dachte an was anderes, Gaby.«
»Und würdest du auch sagen,
was?«, forschte sie.
Dieter grinste. »Hau doch nicht
gleich auf mich los. Ich bin ja dein treuester Verehrer.«
Unmerklich straffte sich
Tarzan. Aber so unmerklich auch wieder nicht.
»Schon gut!« Mit gespieltem
Entsetzen hob Dieter die Hände. »Keine Gewalt, Tarzan. Ich bin absolut
unsportlich. Wollte ja deiner Liebsten nur ein Kompliment machen!«
»Wieso ist sie meine Liebste?«
»Ja«, sagte Gaby, »wieso bin
ich seine Liebste, he?«
Dieter schien echt verwirrt.
»Nein? Also, Leute, wenn ich das im BLICKPUNKT veröffentliche, kannst du dich,
Gaby, vor Anträgen nicht retten.«
»Wenn du das veröffentlichst«,
sagte Tarzan, »bringe ich dich um. Und zwar auf eine ganz gemeine Weise. Also,
überleg dir’s! Und nun: Wie soll Pfote das Thema Pia Friese eingrenzen?«
Seufzend wischte Dieter sich
über die Stirn.
Zu Karl, der sich vor Lachen
den Bauch hielt, meinte er: »Ist nicht ganz einfach — mit dem Nachwuchs. Aber
ich habe Geduld. Das gehört zum Job.«
Dann wandte er sich an Gaby:
»Ich denke an das ungeschminkte Porträt (Bildnis) einer Schauspielerin,
die kein Star ist und also zu tun hat, um über die Runden zu kommen. Besonders
im Hinblick auf unsere Abiturientinnen sollten wir das Thema ohne Beschönigung
darstellen. Einige haben nämlich wirklich den Berufswunsch: Schauspielerin.
Aber die haben Rosinen im Kopf.«
»Gut!«, sagte Gaby. »Mache ich.
Das verlangt Verantwortung. Und zu Pia Friese habe ich einen heißen Draht.«
»Und du«, wandte Dieter sich an
Tarzan, »machst unsere Reportage über die jugendlichen Kaufhausdiebe?«
»Klar. Wird ein Knüller.«
»Dann ist ja alles bestens«,
meinte Dieter und entfernte sich lässig.
»Notfalls misshandele ich
Hempel«, sagte Tarzan, »nur um die Wette zu gewinnen.«
»Bitte, bleib bei deinen
Grundsätzen.« Gaby lachte.
Tarzan sah auf die Armbanduhr.
»Jetzt kann ich nicht mehr anrufen. Die Pause ist gleich zu Ende.«
»Wen willst du anrufen?«,
fragte Karl.
»Hempel! Den Kaufhausdetektiv
Werner Hempel! Er soll sich seelisch darauf einrichten, dass er mir noch eine
Menge bieten muss.«
Während der nächsten Pause war
Tarzan dann in der Telefonzelle »Besenkammer«. Er rief das Kaufhaus an, hatte
aber kein Glück. Werner Hempel, sagte man ihm, hätte heute frei genommen, wäre
aber morgen wieder da.
Und inzwischen wird lustig
geklaut, dachte Tarzan.
Nach Schulschluss fuhr er mit
seinen beiden Freunden zur Stadt, ohne das ADLERNEST aufzusuchen oder in den
Speisesaal zu gehen. War schon toll so, das Leben als Externer. Mal was ganz
anderes. Wie gut, wenn man solche Freunde hat.
In der Stadt trennten sich die
Wege. Gaby radelte heim, die Jungs hatten es nicht mehr weit bis zur
Lindenhof-Allee.
Frau Vierstein begrüßte die
beiden, als hätte sie jetzt zwei Söhne. Es gab gebratene Forelle, weil sie
wusste, dass Tarzan das besonders gern aß.
Nach dem Mittagessen erledigten
die Freunde ihre Hausaufgaben. Besser jetzt als später, sagten sie sich. Denn
dass sie dafür abends keine Zeit haben würden, war vorauszusehen.
*
»Von mir aus sofort«, hatte Pia
Friese am Telefon eingewilligt und das ließ Gaby sich nicht zweimal sagen.
So kam es,
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