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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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wenigstens, bis du zurückkehrst, bevor du wieder fragst«, sagte sie.
    Beide hatten sie denselben Gedanken – was, wenn er nie mehr zurückkehrte? Aber keiner von ihnen sprach das aus. »Weißt du eigentlich, warum du mich nicht heiraten willst?« erkundigte er sich schließlich.
    »Wenn ich es wüßte, würde ich es dir sagen«, erwiderte sie.
    Abermals gab es ein langes stummes Spiel zwischen ihnen – Augen, die in Augen blickten. Dann nahm er die schimmernde Seidenflagge, die auf dem Tischchen lag, faltete sie zusammen und steckte sie wieder unter seinen Rock.
    Sie erhob sich. »Gehst du schon?«
    »Ja.«
    »Gehst du, weil du mußt oder weil du willst?« fragte sie ihn. Jetzt, da er ging, drängte es sie, ihn zum Bleiben zu bewegen.
    »Was spielt das für eine Rolle?« gab er zurück. »Ich habe gesagt, was ich sagen wollte und weshalb ich herkam. Es gibt keinen Grund, heute noch länger zu bleiben.«
    Sie antwortete nicht. Sie stand nahe bei ihm; sie war groß für eine Frau, doch reichte sie ihm nicht einmal bis zur Schulter.
    »Ich möchte schwören, daß du noch immer wächst«, bemerkte sie absichtsvoll. »Kannst du mir einen Vorwurf daraus machen, daß ich keinen unausgewachsenen Knaben zum Gatten haben will?«
    »Ich mache dir einen Vorwurf daraus, daß du nicht nach mir verlangst«, versetzte er ernst. »Daraus mache ich dir einen Vorwurf, weil wir zur Ehe bestimmt sind. Bestimmen uns unsere Horoskope nicht füreinander? Bist du nicht Gold, und bin ich nicht Feuer?«
    »Aber ich will nicht verzehrt werden!« rief sie.
    »Ich bin der Mann«, sagte er, »und du bist die Frau.«
    Die Luft rings um sie war so klar, so unbewegt, der Sonnenschein so rein, daß ihrer beider Schatten auf den weißen Steinen zu ihren Füßen lagen, als wären sie ein einziger. Sie sah die Verbundenheit und trat einen Schritt von ihm zurück; die Schatten trennten sich.
    »Geh fort«, sagte sie. »Wenn du ausgewachsen bist, magst du wiederkommen.«
    Er bedachte sie mit einem langen Blick, so lang und feurig, daß sie mit dem Fuß aufstampfte. »Glaub nicht, daß ich mich vor deinen Augen fürchte!« rief sie.
    »Glaub nicht, daß ich mich vor dir fürchte«, entgegnete er fest, drehte sich um und schritt ohne ein weiteres Wort von dannen.
    Und sie, allein zurückgeblieben auf dem Hof, ging hin und her, auf und ab, blieb schließlich vor einem Bambusgebüsch stehen, pflückte ein glattes, hartes Blatt ab und zerfetzte es mit den Zähnen. Wann würde sie dieses Mannes sicher sein, nach dem ihr Fleisch verlangte? Sie wollte keinen Tölpel heiraten, und war er mehr als ein Tölpel? Wer wußte es? Vor einem Monat war er von den Höchsten auserwählt worden, andere Männer anzuführen. Aber es hatte ihn Monate gekostet zu beweisen, daß er nicht nur die Handvoll zerlumpter Männer anführen konnte, die mit ihm aus den Bergen nahe seines Vaters Haus geflüchtet waren. Denn in all diesen Monaten war er in den Reihen der gemeinen Soldaten gedrillt worden, und abends hatte er wie ein Schulkind die Striche und Punkte und Haken gelernt, die zum Schreiben und Lesen befähigen. Heute vermochte er ein Buch zu lesen, aber nur, wenn es nicht schwer war. Und sie wußte noch immer nicht, ob sein Geist einfach war oder nicht. Heiraten konnte sie ihn, wie Frauen heutzutage heirateten, und ihn dann fortwerfen. Aber sie war nicht so heißen Blutes, daß sie bloß deshalb heiraten mußte. Sie wollte einen Mann heiraten, den sie bis zu ihrem Tod lieben konnte, und um sich ihre Liebe zu erhalten, mußte er mehr haben als nur Schönheit – er mußte die Kraft zur Größe haben. Hatte er diese Kraft? Sie wußte es nicht.
    Eine alte Frau in schwarzem Kittel und schwarzen Hosen erschien an einer Tür, die sich nach dem Hof öffnete. »Deine Mahlzeit ist bereit«, sagte sie. Sie schaute rings umher. »Ist er schon fort? Ich ging aus und kaufte ein Pfund Schweinefleisch und Kastanien, weil ich dachte, er würde bleiben.«
    »Ich werde es essen«, erwiderte Mayli.
    »Nein, das wirst du nicht«, widersprach die Alte. »Du bist das Kind deiner Mutter, die eine Dienerin Mohammeds war, und solange meine Hände deine Mahlzeiten bereiten, wird kein Schweinefleisch in deinen Leib gelangen. Das sage ich, die ich dich in deiner Mutter Haus genährt habe, als du ein Säugling warst!«
    »Warum habe ich dich jemals gefunden?« beklagte sich Mayli scheinbar. Sie hatte die Alte in ihrer Geburtsstadt gefunden, wo jetzt die Drahtpuppe des Feindes herrschte. Auf jene Weise,

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