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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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1. Wokenduna
     
    1
    Wie
hatte es ihn bloß an diesen Ort verschlagen? James Barrett blinzelte ärgerlich
zu den Fichtenzweigen hinauf. Zwischen seinen Wimpern schien das Sonnenlicht zu
flackern, doch die goldenen Flecken auf den Wegen, auf dem akkurat
geschnittenen Rasen lagen still. Es war drückend heiß. Hinter ihm dröhnten die
Hummeln in einem verblühenden Lavendelstrauch. Von jenseits der Nadelbaumgruppe
drangen Schreie und Gelächter herüber und erinnerten ihn daran, dass sie hier,
im Schatten unter den Bäumen, in der sich dehnenden Zeit dieses Nachmittags,
nicht allein waren. Das Mädchen ihm gegenüber hatte den Kopf mit dem schwarzen
Haar an die Steine der Hochbeeteinfassung gelehnt und sich seit Minuten nicht
bewegt. Eine Fliege lief über ihren pummeligen weißen Arm, der schlaff auf die
Treppenstufe herabhing.
    Plötzlich zerriss ein besonders lauter Schrei aus den
Anlagen die Stille. Er schien sogar die Fliege aufzuschrecken, denn sie ließ
von der Untersuchung eines silbernen Armreifs ab und summte davon. Beifallrufe
und anerkennende Pfiffe folgten dem Schrei, und gleichzeitig legte ein Handy
los, irgendwo in den Tiefen der Oma-Tasche, die neben der ausgetretenen
schwarzen Ballerinalatsche des Mädchens zusammengesunken war. Ein unterirdisches
Jaulen, wie aus einer Gruft. Sie reagierte nicht. War wohl eingeschlafen.
    „Willst du nicht mal drangehen?“
    Der schlaffe Arm hob sich ein wenig, und eine Hand mit
kurzen, schwarz lackierten Fingernägeln und abstrusen Ringen an drei Fingern
brachte ein unwilliges Ist-schon-gut,- okay ?!-Winken zustande. Nach dem
dritten Zombieheuler gab das Handy endlich Ruhe.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Seit einer
Viertelstunde hingen sie jetzt hier herum, und er war sich ziemlich sicher,
dass der Schwindelanfall, der sie vorhin niedergestreckt hatte, kein Anlass zur
Sorge war. Die hatte bloß keinen Bock darauf, bei dieser Hitze durch die
Gartenanlagen zu marschieren. Konnte man ja verstehen, sie war ganz schön fett.
Und mit diesem bodenlangen schwarzen Kleid da nicht gerade passend angezogen
für einen glutheißen Augustnachmittag.
    Eine Hummel brummte gelassen an seinem Gesicht vorbei
und hinein in das lila Paradies hinter ihm. Direkt oberhalb von ihnen – das
Treppchen, auf dem sie saßen, führte hinauf – öffnete sich zwischen meterhohen
Heckenwänden ein Weg, der zu einem Versuch geradezu herausforderte. Eigentlich
hätte er auch ganz gern was von der Anlage gesehen, nachdem Alice ihn nun schon
mal für diesen Ausflug eingespannt hatte. Aber weggehen war wohl erst mal nicht
drin. Alice hatte ihm die Tussi hier quasi als Patientin überreicht … als ob
zwei Jahre Medizinstudium einen schon zum Arzt machen würden. Aber
verantwortlich fühlte er sich eben doch – das tat er immer. Also gut.
Vielleicht war eine Runde Schlaf ja auch keine schlechte Idee.
    „Mann, das war doch nur ein Sprung ! Ich bin
nicht mal gegen diese blöde Kuh geknallt! Und ich hab auch gar nichts
kaputtgemacht!“
    „Gib’s auf, Carmino. Ich hatte dich gewarnt. Keine
Faxen hier auf dem Gelände!“
    James öffnete die Augen wieder. Zwischen den Bäumen,
da, wo sie vor zwanzig Minuten verschwunden waren, erschien Alice mit einem
ihrer Schützlinge, und beide waren offenbar stinksauer.
    „Das sind keine Faxen, Mann! Das ist Training! Wenn
ich nicht jeden Tag trainiere, dann bau ich ab! Ich will –“
    „Das hier ist eine sorgfältig gepflegte alte
Gartenanlage! Kein Freerunning-Trainingsgebiet!“
    „Parkour, verdammt noch mal, das ist Parkour ,
was ich mache!“
    „Was auch immer, jetzt machst du erst mal ’ne Auszeit!
Ich hab keine Lust, mit der ganzen Gruppe hier rausgeschmissen zu werden, nur
weil du in irgendeinen Karpfenteich springst und dabei auch noch ein paar Omas
mitreißt!“
    Auszeit .
James war augenblicklich klar, was das bedeutete, und so versuchte er, in
Tiefschlaf zu fallen oder doch wenigstens so auszusehen. Aber die Schritte von
Alice und dem empörten Parkour-Jünger knirschten auf dem Kies unaufhaltsam
heran.
    „Hey, James! Tut mir echt leid, dass ich dir das hier
alles einbrocke, wirklich!“ Da stand sie auch schon vor ihm und sah ihn zerknirscht
an. „Kann ich dir Carmino auch noch aufs Auge drücken? Er ist einfach nicht
kompatibel mit Gartenkunst.“
    Er sah vor allem wütend aus, puterrotes Gesicht unter
dunkelblauer Wollmütze – James brach der Schweiß schon aus, wenn er die nur
ansah.
    „Ich bin Traceur!“, erklärte der Junge mit

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