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- Das Haus der kalten Herzen

- Das Haus der kalten Herzen

Titel: - Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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Stufen hinunterhüpfen hören, und wieder war sie gefangen, ganz allein, in dem schäbigen kleinen Zimmer.
    Sie rieb sich die Arme. Man würde sie nicht verhungern lassen. Vermutlich würde Galatea bald mit Essen kommen. Trajan gestattete der Gouvernante doch sicherlich nicht, sie für längere Zeit in dem eisigen Raum einzusperren? Mercy setzte sich aufs Bett und starrte für ein paar leere Augenblicke vor sich hin, dann fing sie an, die Kisten und Kästen zu untersuchen, die überall im Zimmer aufgestapelt waren. Vielleicht fand sie darin ja eine Decke oder Kleidungsstücke, mit denen sie sich warm halten konnte.
    Sie wühlte in der ersten Kiste, stieß aber nur auf einen Stapel Haushaltsbücher. Zum Lesen war es zwar zu dunkel, aber sie konnte erkennen, dass die schweren Bände Zahlenkolonnen enthielten. In anderen Kisten fand sie rostiges Besteck und Werkzeug. Eine, die auf dem anderen Bett stand, war mit schweren Stoffbahnen vollgestopft. Mercy hievte das muffig riechende Zeug aus der Kiste. Alte Vorhänge. Die würden helfen, sie zu wärmen, auch wenn sie nach Maus rochen.
    Sie schlief wieder, ziemlich unruhig. Als sie aufwachte, wurde der Schlüssel im Schloss gedreht. Galatea, gefolgt von Aurelia, betrat den Raum mit einer Lampe. Mercy stürzte sich auf die Haushälterin und schlang ihr die Arme um die Taille.
    »Aber, aber«, sagte Aurelia. »Armes Häschen.« Dann besann sie sich und löste sich zögernd aus Mercys Armen. »Selbstverständlich hättest du dich benehmen müssen, junges Fräulein. Doch ich finde es grausam, dich hier einzusperren.«
    »Schweig«, blaffte Galatea. »Wir folgen den Anweisungen des Herrn. Hier ist sie sicherer untergebracht und sie hat keine Chance zu entwischen. Wir können es ihr bequemer machen. Es ist nur zu ihrem Besten.«
    Sie brachten richtiges Bettzeug herein und Galatea stellte die Lampe auf den Fußboden. Ein kleiner Tisch wurde freigeräumt, und Aurelia brachte ein Tablett mit einem Kotelett herein, das auf einem Teller unter einer silbernen Glocke lag, außerdem eine Kanne Schokolade und verschiedene andere Speisen. Galatea hatte sogar daran gedacht, Mercy ihre Lieblingsbücher mitzubringen.
    »So«, sagte Aurelia und schob den Nachttopf unters Bett. »Jetzt hast du alles, was du fürs Erste brauchst. Ich schaue dann wieder mit dem Frühstück zu dir rein.«
    Mercy nickte traurig. Aurelia würde Trajan nicht ungehorsam sein, das wusste sie. Ihr blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass Charity einen Weg fand, sie herauszulassen.
    Sie schlief wieder und las ihre Bücher. Die Stunden zogen sich in die Länge. Sie lag auf dem Bett, ließ die Gedanken treiben und versuchte, Erinnerungen an die Vergangenheit aus den dunklen Winkeln ihres Geistes zu locken. Das Zeitgefühl verließ sie. Irgendwann, während sie schlief, wurde der Nachttopf geleert und ein weiteres Tablett mit Essen stand da, obwohl sie die letzte Mahlzeit nicht angerührt hatte. Geduldig wartete sie auf Charity; sie sehnte die Rückkehr ihrer kleinen Schwester herbei.
    Vielleicht verging ein Tag. Mercy fiel in einen Zustand der Lustlosigkeit. Sie träumte und döste und träumte wieder, Schlafen und Wachen gerieten durcheinander. Im Schlaf schrie sie auf, und das Geräusch ihrer Stimme weckte sie, auch wenn sie nicht wusste, was sie gerufen hatte. Oft erwachte sie weinend, tauchte aus Seen des Verlusts und des Unglücks ihrer langen, dunklen Träume auf in den schwachen Trost der Mägdekammer und der trappelnden Mäusepfoten.
    Sie aß nicht. Einmal wachte sie auf, als Aurelia sich über sie beugte, die Gouvernante stand hinter ihr. Aurelia wischte Mercy das Gesicht mit einem warmen Waschlappen ab, die Sorge war ihr anzusehen. Galatea hielt sich steif wie ein Stock im Hintergrund, eine bedrohliche Gegenwart, und obwohl Mercy der Haushälterin die Arme um den Hals schlingen wollte, hielt sie sich zurück und unterdrückte ihre Tränen, bis die Tür wieder geschlossen und verriegelt worden war.
    Tief schlief sie nicht, denn sie kämpfte mit der Traumplage. Ihr eigener Geist war ein Labyrinth verschlossener Räume, und im Traum rannte sie durch die dunklen Korridore ihrer Erinnerung und bemühte sich verzweifelt darum, einen Weg ans Licht zu finden.
    Mit einem Ruck wurde Mercy wach. Jemand klopfte an die Tür, sehr leise. Sie hörte ein Flüstern.
    »Mercy! Mercy! Hörst du mich?«
    Sie sprang aus dem Bett und drückte das Ohr ans Schlüsselloch. »Bist du das, Charity? Hast du den Schlüssel?

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