Das Licht Von Atlantis
Teil von ihr war verschwunden, und sie lebte von neuem, jung, behände und schön...
Deoris hörte Reio-ta erst, als er sie mit Namen anrief. Sie wandte sich um. In seinen Augen stand eine Frage - in ihren die Antwort. Worte waren überflüssig.
»Ist sie von uns gegangen?« fragte Reio-ta.
»Sie ist befreit«, antwortete Deoris.
»Und die Kinder -?«
»Sie sind jung; sie müssen weinen. Lass sie nur um sie trauern, wie sie möchten.«
Sie blieben in ihrem Schweigen eine Weile allein. Dann kamen Tiriki und Micail zu ihnen. Tirikis Gesicht war geschwollen vom vielen Weinen, und Micails Augen waren rot über den fleckigen Wangen, aber seine Stimme klang fest, als er sagte: »Deoris?« und zu ihr trat. Tiriki schlang die Arme um ihren Pflegevater. Reio-ta zog sie an sich und sah über ihren blonden Kopf hinweg Deoris an. Sie wiederum blickte stumm von dem Jungen in ihren Armen zu dem Mädchen, das sich an den Priester klammerte, und dachte: Es ist gut so. Sie sind unsere Kinder. Wir werden bei ihnen bleiben .
Und dann erinnerte sie sich an zwei Männer, die sich gegenüberstanden, in allen Dingen Gegner, und doch bis ans Ende der Zeit miteinander verbunden, ebenso wie sie und Domaris. Ihre Schwester war gegangen, Micon war gegangen, Riveda, Demira, Karahama - sie waren auf ihre Plätze in der Zeit zurückgekehrt. Aber sie würden wiederkommen, denn der Tod war nichts Endgültiges.
Rajasta schloss sich ihnen an, das alte Gesicht ruhig und heiter, und begann, die Morgenhymne zu intonieren:
»In Schönheit steigst du auf am Horizont des Ostens,
O östlicher Stern, ergieße dein Licht in den neuen Tag;
Geh auf, schöner Tagesstern!
Freude und Lebensspender, erwache,
Herr und Lebensspender - «
»Seht! Die Nacht ist vorbei«, flüsterte Tiriki.
Deoris lächelte. Durch die Tränen in ihren Augen sah sie das Morgenlicht in Regenbogenfarben. »Der Tag beginnt«, sagte sie, »der neue Tag!« Ihre schöne Stimme nahm die Hymne auf, die bis an den Rand der Welt erklang:
»Tagesstern, schenk uns dein Licht,
Geh auf, schöner Tagesstern!«
Danksagung
Mein Dank gilt Dorothy G. Quinn, die mir viele Jahre - ich denke nur ungern darüber nach wie viele - Freundin und Ratgeberin gewesen ist. Sie hat mit mir die Vergangenheit erkundet und gemeinsam mit mir einige Szenen skizziert, in denen die Personen Domaris und Micon umrissen werden. Seitdem ist das Buch viermal umgeschrieben worden, und Dorothy würde ihr Geisteskind wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Aber es war sie, mit der gemeinsam ich die ersten Schritte auf diesem Weg getan habe, und ich fühle mich ihr unendlich verpflichtet.
Ich danke auch meinem Sohn David R. Bradley, der dem Manuskript den letzten Schliff gab und aus verschiedenen Quellen, u. a. aus unveröffentlichten Schriften seines verstorbenen Vaters Robert A. Bradley, die philosophischen Exzerpte beigesteuert hat, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind.
Marion Zimmer Bradley
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