Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Kopien?«
»Drei«, erwiderte Malenarin. »Mobilisiert die Bogenschützen und schickt sie aufs Dach. Sagt ihnen, die Gefahr könnte von oben kommen.«
Falls er sich nicht nur vor Schatten erschreckte – falls die Türme zu beiden Seiten von Heeth tatsächlich so schnell ausgeschaltet worden waren –, dann konnte das auch jenen im Süden zugestoßen sein. Und hätte er einen solchen Angriff geführt, hätte er alles in seiner Macht Stehende getan, um sich an ihnen vorbeizuschleichen und den südlichsten Turm als Ersten zu überfallen. Das war die beste Methode, um sicherzustellen, dass es keine Botschaften mehr in die Hauptstadt gab.
Jargen salutierte mit der Faust an der Brust und ging. Die Botschaft würde sofort losgeschickt; dreimal auf dem Rücken von Pferden, einmal auf flinken Füßen. Malenarin erlaubte sich, einen Hauch von Erleichterung zu spüren, weil sein Sohn zu jenen gehörte, die in die Sicherheit ritten. Darin lag keine Ehrlosigkeit; die Botschaften mussten überbracht werden, und Keemlin war der Nächste auf dem Dienstplan.
Malenarin schaute aus dem Fenster. Es lag nach Norden gerichtet, auf die Fäule zu. Das war bei jedem Kommandantengemach so. Der brodelnde Sturm mit seinen silbrigen Wolken. Manchmal sahen sie wie richtige geometrische Muster aus. Er hatte gut zugehört, was die vorbeikommenden Händler erzählten. Schwierige Zeiten waren im Anmarsch. Die Königin wäre nicht nach Süden gezogen, um einen falschen Drachen zu suchen, ganz egal wie schlau oder einflussreich er sein mochte. Sie glaubte fest an ihn.
Die Zeit für Tarmon Gai’don war gekommen. Und wenn Malenarin in den Sturm blickte, glaubte er den Rand der Zeit selbst sehen zu können. Ein Rand, der nicht so weit weg war. Tatsächlich schien es dunkler zu werden. Und es lag eine Dunkelheit darunter, auf dem Boden im Norden.
Die Dunkelheit kam näher.
Malenarin eilte aus dem Zimmer und raste die Stufen zum Dach hinauf, wo der Wind gegen die an den Spiegeln beschäftigten Männer anstürmte.
»Ist die Nachricht nach Süden gesandt worden?«, wollte er wissen.
»Ja, Herr«, meldete Leutnant Landalin. Man hatte ihn geweckt, um das Kommando auf dem Turm zu übernehmen. »Noch keine Erwiderung.«
Malenarin schaute in die Tiefe und sah drei Reiter, die in vollem Galopp vom Turm wegstrebten. Die Botschafter waren unterwegs. Falls Barklan nicht angegriffen worden war, würden sie dort anhalten. Der dortige Hauptmann würde sie weiter nach Süden schicken, nur für alle Fälle. Und sollte Barklan nicht mehr stehen, würden die Jungs weiterreiten, falls nötig bis zur Hauptstadt.
Malenarin wandte sich wieder dem Sturm zu. Die näher kommende Dunkelheit hatte ihn nervös gemacht. Sie kam.
»Bringt die Vorräte hinauf«, befahl er Landalin. »Bringt die Sachen aus dem Lager nach oben und leert die Keller. Die Ladearbeiter sollen alle Pfeile zusammenholen und Sammelpunkte einrichten, wo sie die Bogenschützen mit Nachschub versorgen können. Stellt an jedem Engpass, jeder Schießscharte und jedem Fenster Bogenschützen auf. Zündet die Feuertöpfe an, und haltet Männer bereit, um die Außenrampen abzuwerfen. Bereitet euch auf die Belagerung vor.«
Während Landalin Befehle brüllte, eilten Männer schon los. Malenarin hörte hinter sich Stiefel über Stein schaben, und er warf einen Blick über die Schulter. Kam Jargen zurück?
Nein. Es war ein Junge von beinahe vierzehn Sommern, der noch zu jung für einen Bart war; sein dunkles Haar war zerzaust und sein Gesicht vermutlich vom Emporstürmen der sieben Turmebenen schweißbedeckt.
Keemlin. Malenarin verspürte einen Stich der Furcht, der sofort durch Wut ersetzt wurde. »Soldat! Ihr solltet eine Botschaft überbringen!«
Keemlin biss sich auf die Lippe. »Nun, Herr«, sagte er. »Tian, vier Plätze unter mir. Er ist fünf, vielleicht sogar zehn Pfund leichter als ich. Das macht einen großen Unterschied, Herr. Er reitet viel schneller, und ich dachte, dass es sich um eine wichtige Botschaft handelt. Also bat ich darum, dass er an meiner Stelle reitet.«
Malenarin runzelte die Stirn. Um sie herum eilten Soldaten umher, rannten die Stufen hinunter oder versammelten sich mit ihren Bögen an der Turmbrüstung. Der Wind heulte nun leiser, wenn auch beharrlicher Donner erklang.
Keemlin erwiderte seinen Blick. »Tians Mutter, die Lady Yabeth, hat vier Söhne an die Fäule verloren«, sagte er so leise, dass nur Malenarin ihn hören konnte. »Tian ist ihr als Einziger geblieben.
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