Das Rätsel von Burg Schreckenstein
Martina und Beni nicht mehr nach Hause mussten und ihr Vater sie nicht mehr dauernd verprügeln konnte.
Als sie hinkamen, war der Onkel jedoch nicht da. Verreist ins Ausland. Erst in einer Woche sei er wieder zurück, hatte die Sekretärin gesagt. Was jetzt tun? In die Wohnung gehen und der Tante die Wahrheit sagen? Sie hätte die drei zurückgeschickt. Und dann hatte es Dresche gegeben wie noch nie! Also beschlossen sie, in der Nähe zu bleiben und auf seine Rückkehr zu warten. Selbstverständlich nicht in der Stadt, sondern auf dem Land, wo es billiger ist und man nicht so leicht erwischt wird. Denn irgendwann würde der Vater die Polizei verständigen. Das war klar. So kamen sie in die Gegend, sahen die Burg und die Jungen auf dem Sportplatz.
„Das ist es!’ habe ich gesagt. ,Hier fallen wir am wenigsten auf!’“ erklärte Beni. Unbemerkt kamen sie in den Burghof, weil gerade ein Lehrer aus der Garage fuhr, liefen sie, um nicht gesehen zu werden, die nächste Treppe hinunter- in die Folterkammer. Dort fing Martina an, im „Wappenschild“ zu blättern, las einzelne Stellen vor, immer mehr und mehr, bis sie alles kannten: den Tageslauf, Eigenschaften und Gewohnheiten der Ritter, Örtlichkeiten und Zeiteinteilung.
Was sie brauchten, das „liehen“ sie sich aus, wie sie sagten. Auch die Räder. Sie wollten nur zum Onkel fahren und sie dann zurückbringen. Alles ging gut, bis zu der Nachtsitzung in der Folterkammer. Als die Ritter schon recht nah waren, hatte Jerry versucht, Paules Kasten von der Wand wegzuschieben, damit sie sich dahinter verstecken konnten — da gab plötzlich die ganze Wand nach.
„Sonst hättet ihr uns längst erwischt!“ sagte Beni. „Aber als wir gemerkt haben, dass ihr den Ausgang nicht kennt — im „Wappenschild“ steht ja nichts darüber — , da hat’s uns natürlich irrsinnig Spaß gemacht, euch an der Nase rumzuführen.“ Euer Bericht macht ganz schön Kohldampf!“ sagte Ottokar.
„Ich werde uns mal was holen.“
„Lass! Ich hab’s näher.“ Beni stand auf. „Bei Paule steht ja noch das Fresspaket.“ Und er verschwand im Stollen. Da fiel Dampfwalze wieder ein, was er schon die ganze Zeit hatte fragen wollen: „Woher wusstet ihr eigentlich meinen Namen? Wie ich euch nachgeschlichen bin, hat Jerry ,dämliche Dampfwalze’ gesagt.“
Jerry schlug sich vor Lachen auf die Schenkel.
„Im ,Wappenschild’ heißt es immer, Dampfwalze sei der Stärkste“, antwortete Martina. „Das hab ich gemerkt! Bis man bei dir einen Hebelgriff anbringt, ist man ganz schön geschafft.“
„Woher kennst du die tollen Griffe?“ fragte der Muskelprotz.
„Zehn Jahre Training! Mein Vater hat eine Schule für Selbstverteidigung. Er bildet auch Polizisten aus.“
Jetzt strahlte Dampfwalze wie ein Kürbis.
„Vielleicht schlägt er euch deswegen so gern“, sagte Stephan, „sein Beruf ist eben sein Hobby.“
Beni kam zurück mit den Resten des Fresspakets und einem Rest Brot, Butter, Wurst und Pfirsiche aus Rosenfelser Beständen. Ottokar kochte noch einmal Fleischbrühe über dem Lagerfeuer, und Martina teilte die letzte Pfirsichhälfte mit Mücke.
„Eins verstehe ich nicht“, sagte Beni. „Wenn man mit euch redet, seid ihr ganz vernünftig. Aber wenn man euer ,Wappenschild’ liest, dann hält man euch für völlig bescheuert. Stimmt das alles? Die Ritterspinnerei, Kameradschaft mit Lehrern, freiwillige Strafmärsche und dass ihr nicht abschreibt, nicht raucht, nicht trinkt, nicht lügt und so?“ Ottokar nickte. „Ja. Warum?“
„Warum!“ ereiferte sich Beni. „Bist du so doof, oder tust du nur so? Man kann doch zu Erwachsenen nicht ehrlich sein!“
„Warum nicht?“ fragte Stephan.
Martina hielt sich die Backe. „Einmal hab ich’s probiert. Wenn ich da dran denke...“
„Misstrauen ist viel schlechter. Das haben wir gerade durchexerziert!“ sagte der kleine Eberhard.
„Genau!“ pflichtete ihm Mücke bei. „Man muss sich auf das verlassen können, was einer sagt.“ Jerry schüttelte den Kopf.
„Ehrlichkeit ist Quatsch.“
„Das mag bei euch so sein“, antwortete Ottokar, „bei uns ist sie kein Quatsch. Aber um das zu verstehen, genügt es wahrscheinlich nicht, dass man nur ,Wappenschild’ liest.“
Beim Frühstück fiel auf, dass der kleine Kuno fehlte. Zuerst dachten alle, die drei hätten ihn erwischt und würden versuchen, ihn gegen ihre Freiheit zu tauschen. Bis sich unter großem Hohngelächter herausstellte, dass die Mädchen ihn
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