Das Reich des Lichts
sondern weiß auch Dinge, die mich ermutigt haben, Euch aufzusuchen. Mir ist zum Beispiel bekannt, dass Ihr eine Liebhaberin der Bücher und des Wissens und eine Verfechterin der Gleichheit der Menschen seid. Ich weiß, dass Ihr Euch für Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand für alle einsetzt. Und vor allem, dass Euer früheres Schloss über eine außergewöhnliche Bibliothek verfügte. Außerdem wurde mir erzählt, dass Ihr viel gelitten habt. Deswegen habe ich einen Plan für einen Palast gezeichnet, der Freude in Euer Leben bringen soll.“
Die Worte des Architekten fanden ihren Weg ins Herz der Königin.
„Dieser Palast ist gedacht für eine große Königin wie Euch. Er wird eine Stein gewordene Darstellung der Gleichheit der Menschen untereinander sein. Es ist keine militärische Festung, doch bestens dazu geeignet, Angriffe und Überfälle abzuwehren. So sind die Waffen nicht Teil der Ausstattung, sondern bleiben verborgen. Das gesamte Verteidigungssystem ist unsichtbar. Es wird keine Demonstration der Stärke, sondern ein Palast des Friedens sein!“
Andronio zeigte auf den ersten Plan.
„Der Palast ist in drei Bereiche aufgeteilt: den Privatbereich, die Wirtschaftsräume und den öffentlichen Bereich. Es sind mehrere Räume vorgesehen, die es bisher so nicht gegeben hat, zum Beispiel ein Gerichtssaal und, vor allem, eine öffentliche Bibliothek, in der so viele Bücher wie möglich aufbewahrt werden sollen und wo allen Einwohnern Eures Reiches, die es wünschen, das Lesen und Schreiben beigebracht wird. Diese Bibliothek wird einzig sein auf der Welt! Der Palast von Arquimia wird eine Quelle des Wissens sein! Die bisherigen Verteidigungssysteme finden hier keine Verwendung: Die beste Verteidigung besteht darin, sich keine Feinde zu schaffen!“
Königin Émedi war begeistert. In den Worten des Architekten sah sie alle ihre Träume, Wünsche und Hoffnungen verwirklicht. Sie ergriff Arquimaes’ Hand und drückte sie fest.
Plötzlich wurden die Türen aufgerissen, und eine kleine Gruppe von Leuten bahnte sich ihren Weg.
„König Aquilion!“, wunderte sich Arquimaes.
„Der König von Carthacia!“, rief Arturo.
Aufgeregt stürmte Aquilion nach vorn, so als wolle er keine Zeit verlieren und auf der Stelle gehört werden. Es musste etwas Schlimmes passiert sein.
„Willkommen bei Freunden, mein lieber Aquilion“, sagte Arquimaes, der sich erhoben hatte.
„Danke, lieber Arquimaes“, erwiderte der Monarch und blieb wenige Schritte vor Émedi stehen. „Seid gegrüßt und entschuldigt, dass ich hier so hereinplatze, aber die Situation erfordert es.“
„Was ist geschehen?“, fragte Émedi. „Was für eine Katastrophe zwingt Euch zu solch einem Verhalten?“
„Carthacia ist von den Demoniquianern überfallen worden! Demónicus hat sich in eine Frau verwandelt! Zusammen mit Alexander de Fer und einem Mönch namens Tránsito hat er mit einem kleinen, aber gut ausgerüsteten Heer und ein paar Verrätern meine Stadt überrannt!“
Erstauntes Gemurmel erfüllte die Kapelle. Die Nachricht kam für alle überraschend.
„Auf Grund des Friedensvertrages, den wir mit Euch geschlossen haben, bitte ich um Unterstützung, damit ich mein Königreich zurückerobern kann“, fuhr Aquilion fort. „Werdet Ihr mir helfen?“
Arturo ging auf den entthronten König zu und reichte ihm die Hand.
„Wir werden Euch zu Hilfe eilen, Freund Aquilion“, versicherte er. „Die Schwarze Armee wird für die Befreiung Eures Reiches kämpfen! Ich schwöre Euch, bald werdet Ihr wieder König von Carthacia sein!“
Er zog sein alchemistisches Schwert aus der Scheide und hob es gen Himmel.
„Für Carthacia, die Partnerstadt von Arquimia!“, rief er. „Für Aquilion!“
„Für Carthacia!“, schrien alle. „Für Aquilion!“
***
O BWOHL K ÖNIG A QUILION zur Eile drängte, musste der Angriff erst einmal gut vorbereitet werden. Jeder militärische Erfolg hängt von guter Planung ab. Deswegen versammelte Arturo am nächsten Morgen seine Strategen um sich.
„Die Demoniquianer haben Carthacia in ihre Gewalt gebracht“, berichtete Aquilion. „Sie sind nachts eingedrungen, hinterhältig wieimmer, unterstützt von einigen Verrätern, die ihnen nach wie vor die Treue halten. Auch Ábitas hat sich ihnen angeschlossen. Alles ging so schnell, dass wir kaum Zeit hatten, unseren Widerstand zu organisieren. Viele meiner Soldaten wurden getötet, andere gefangen genommen. Die Übrigen sind mit mir geflohen. Eine
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