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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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Ferne misstrauische Blicke zu. Im Moment starrt er den fünf Mönchen nach, die zusammen mit einer Schar Studentinnen über den Rasen gehen.
    «Ich hab das Gefühl, dass du mir was sagen willst», erklärt Ousep.
    «Ja», sagt Beta und blickt Ousep unverwandt an. «Ich will etwas sagen. Es ist aber nichts Wichtiges. Macht das was?»
    «Ganz und gar nicht. Ich bin ja nicht hier, um wichtige Dinge auszugraben.»
    «Das stimmt nicht. Sie sind hier, um das Rätsel zu lösen.»
    «Ich bin hier, weil ich meinen Sohn besser verstehen will.»
    «Wie Sie meinen. Ich will nicht mit Ihnen streiten», sagt Beta.«Ich weiß noch, wie Unni mir einmal auf einem dieser blöden Treffen erzählt hat, dass er an einer Bildergeschichte arbeitet. Er hatte eine Idee, fand aber den Einstieg nicht.»
    «Was für eine Idee war das?»
    Ousep braucht einen Augenblick, bis er merkt, dass Beta sich bereits mitten in die Geschichte gestürzt hat. Vor Tausenden von Jahren kam eine große Finsternis über die Welt der Menschen. Der Krieg zwischen Gut und Böse ist zu Ende: Das Böse hat haushoch über das Gute gesiegt, das nun unwiderruflich und vollkommen ausgelöscht ist. Das Böse ist listig – es spaltet sich sofort auf, und zwar in ein vermeintliches Gut und Böse, sodass der Menschheit vorgegaukelt wird, der große Kampf tobe weiter, und damit sich keiner auf die Suche nach der Wahrheit macht.
    «Alles, was wir für gut halten», erklärt Beta, «Liebe und Kunst und Erleuchtung und alles, was wir für das Streben nach Wahrheit halten, ist in Wirklichkeit eine Form des Bösen. Das war Unnis Idee. Er musste Figuren dafür erfinden und etwas damit machen.»
    «Eine gute Geschichte.»
    «Es ist nur eine Idee, keine Geschichte. Die musste er erst noch finden.»
    «Die Idee ist gut.»
    «Es ist eine miserable Geschichte», sagt Beta. «In einer Geschichte muss das Gute das Böse besiegen. Man kann nicht gleich zu Beginn verkünden, dass das Gute für immer erledigt ist. Damit das Böse am Ende besiegt wird, muss man dem Guten eine Chance geben. Das ist der Trick dabei, und seit Urgedenken funktionieren alle Geschichten so. Kein Geschichtenerzähler kann sich über diesen Schwindel hinwegsetzen.»
    «Das stimmt», sagt Ousep. «Das stimmt ganz eindeutig. Ich bin froh, dass ich mit dir reden kann.»
    «Ich glaube nicht, dass Unni an diesem Comic gearbeitet hat», sagt Beta. «Ich vermute, dass er das wirklich geglaubt hat.»
    «Was?»
    «Was ich Ihnen gerade erzählt habe. Das war kein Comic. Ich glaube, er hat wirklich geglaubt, dass das Gute vor Tausenden von Jahren zerstört wurde und dass sich das Böse gespalten hat.»
    «Warum sagst du das?»
    «Weil Unni so dachte. Er hat immer zu mir gesagt: ‹Was ist, wenn die ersten Menschen den Sinn des Lebens vor Ewigkeiten erkannt und dann den ganzen Wahrheitskram ad acta gelegt haben? Dann wäre die Welt heute nur ein Überbleibsel dieser frühen Erleuchtung.› Deswegen hat er sich auch so für Wahnvorstellungen interessiert.»
    «Meinst du wirklich?»
    «Ja. Er hat gesagt, jede Wahnvorstellung habe ein Ziel, und das bestehe nicht nur darin, sich in einem einzigen Hirn anzusiedeln, sondern, sich auf so viele Hirne wie möglich zu übertragen. Das ist die Absicht jeder Wahnvorstellung, auf diese Weise überlebt sie und hat Erfolg. Indem sie sich wie ein Virus ausbreitet, ihre Kolonie immer mehr erweitert. Unni zufolge ist jede Philosophie, die sich auf jemand anders übertragen lässt, eine Wahnvorstellung. Sobald zwei Personen an dieselbe Vorstellung von der Wahrheit glauben, handelt es sich um eine Wahnvorstellung.»
    Ousep kommt sich dumm vor, dass er einen jungen bärtigen Mann so etwas fragt, aber in Anbetracht der gegenwärtigen Umstände handelt es sich um eine durchaus vernünftige Frage: «Was aber ist dann die Wahrheit?»
    «Die Wahrheit ist eine erfolgreiche Wahnvorstellung.»
    «Laut Unni?»
    «Das waren seine Worte.»
    «Kennst du Somen Pillai?»
    «Das haben Sie schon mal gefragt. Wer soll das sein?»
    «Er ging in Unnis Klasse. Sein bester Freund, heißt es.»
    «Nie gehört.»
    «Ich habe eine etwas alberne Frage, Beta, die ich dir unbedingt stellen muss. Warum hat Unni es deiner Meinung nach getan?»
    «Mr Chacko, wieso bohren Sie schon wieder nach?»
    «Ich hab nie damit aufgehört.»
    «Stimmt das?»
    «Ja.»
    «Ich hab nicht die leiseste Ahnung, warum er es getan hat, Mr Chacko. Tut mir leid. Ich weiß ja, dass Sie deshalb gekommen sind.»
    Und so geht es Tag für Tag. Alle haben

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