Den du nicht siehst
engste Vertraute und beste Gesprächspartnerin, eine intelligente, kleine, braunäugige Frau von siebenunddreißig, die allein lebte. Neben ihr der zehn Jahre jüngere Thomas Wittberg, ein überaus tüchtiger Polizist. Vor allem, was seine Verhörtechnik betraf. Auf seltsame Weise holte er aus den Verhörten immer mehr heraus als alle anderen. Lars Norrby, geschieden, zwei Söhne, die bei ihm lebten. Fast zwei Meter groß, sympathisch, von korrektem Auftreten. Perfekt, was den Umgang mit der Presse anging. Erik Sohlman, Techniker der Spurensicherung. Robust und temperamentvoll, an der Grenze zum Jähzorn. Und dann Birger Smittenberg, ein erfahrener Chefankläger vom Bezirksgericht Gotland, ein geborener Stockholmer, der eine gotländische Liedermacherin geheiratet und sich in die Insel verliebt hatte. Jetzt lebte er seit fünfundzwanzig Jahren hier. Ihre Zusammenarbeit lief problemlos, der Meinung war Knutas immer schon gewesen.
»Lasst es uns kurz machen«, sagte er, nachdem er die eilig anberaumte Besprechung eröffnet hatte.
»Neben der Arbeit an der Mordsache müssen wir uns leider auch um die Presse kümmern. Die hängen schon an der Strippe. Die von hier und auch die Medien vom Festland. Es ist unglaublich, wie schnell sich so eine Nachricht verbreitet.« Er schüttelte den Kopf. »Man fragt sich wirklich, wie das möglich ist. Aber egal, die Identität des Opfers geben wir noch nicht bekannt. Die Presse wird das natürlich früher oder später herausfinden. Wir teilen mit, dass alles nach Mord aussieht, aber die Details halten wir noch zurück. Kein Wort über Hund, Unterhose, Art der Wunden. Wir sagen nichts zu möglichen Mordwaffen, verraten nichts über irgendwelche Spuren. Sicher werden die Presseleute hier überall im Haus herumtelefonieren und versuchen, an Informationen zu kommen. Schickt sie alle zu mir oder zu Lars. Niemand sagt ein Wort. Rein gar nichts. Okay?«
Zustimmendes Gemurmel.
»Ich werde nach dieser Besprechung eine Hausmitteilung mit Instruktionen herausgeben«, sagte Norrby. »Denn die Presse wird euch auflauern, hier und in der Stadt.«
»Ansonsten treffen wir uns gleich nach der Pressekonferenz in meinem Zimmer, um die Arbeit durchzusprechen«, fügte Knutas hinzu. »Vergesst das Essen nicht, wo ihr schon mal hier seid. Wir müssen sicher die Nacht durchmachen. Ich habe mich auch schon ans Landeskriminalamt gewandt. Die schicken morgen jemanden. Das hier wird viel Zeit und Geld verschlingen, wenn wir den Mörder nicht schnell festnehmen können.«
Obwohl ein so brutaler Mord schrecklich war, verspürte er diese Aufregung, dieses Prickeln.
Eine Art erwartungsvolle Anspannung vor einer ernsten, schwierigen Aufgabe. Wie sollte man das nennen? Arbeitsfreude? Es war ein Paradoxon, das er sich selbst nicht erklären konnte, aber es stellte vielleicht seine Energiequelle dar.
Es war noch hell, als das Flugzeug um kurz nach neun auf Gotland landete. Die Taxifahrt dauerte nicht lange, der Flugplatz lag nur drei Kilometer nördlich von Visby.
»Das ist ja eine Wahnsinnsmauer!«
Peter war noch nie auf Gotland gewesen.
»Die ist im 13. Jahrhundert errichtet worden«, erzählte Johan. »Sie ist über dreieinhalb Kilometer lang und eine der besterhaltenen Stadtmauern in ganz Europa. Du siehst ja, wie viele Türme sie hat. Bald fahren wir durch das Stadttor Norderport, um zum Hotel zu kommen. Es gibt noch weitere Tore, die größten heißen nach den Himmelsrichtungen. Österport, Söderport und Norderport. Ein Vesterport dagegen hat es nie gegeben. Im Westen liegen schließlich das Meer und der Hafen von Visby.«
Er zeigte aus dem Fenster.
»Und da ist der Mariendom, der stammt auch aus dem 13. Jahrhundert.«
Die drei schwarzen Türme ragten in den Himmel.
Zum Glück hatten sie bereits im Flugzeug gegessen. Sie suchten das Hotel nur auf, um ihr Gepäck loszuwerden, dann liefen sie weiter zum Polizeigebäude, wo um zehn Uhr eine Pressekonferenz stattfinden sollte.
Johan hatte die Taxifahrt genutzt, um aus dem, was er bereits wusste, einen Text zusammenzubauen. Sie würden ihren Beitrag in den Räumlichkeiten des ehemaligen Studio Gotland fertigstellen können. Das Schwedische Fernsehen hatte es nur ein halbes Jahr zuvor aufgelöst, das technische Equipment war vorerst jedoch noch vorhanden.
Im Polizeigebäude wimmelten Menschen durch die Gänge. Die Luft vibrierte vor Spannung. Mehrere Journalisten und Fotografen der lokalen Medien waren zur Stelle: von Radio Gotland und den
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