Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
klarmachen, dass sie erst an mir vorbeikommen musste, wenn sie in die Wohnung wollte. Entweder sie oder der Gorilla waren bestimmt dazu im Stande, doch meine Standhaftigkeit angesichts ihrer Aggression nahm ihr vorübergehend den Wind aus den Segeln. »Wenn es Ihre Wohnung wäre, hätten Sie einen Schlüssel dafür«, fuhr ich fort.
Sie blinzelte. »Also schön«, sagte sie. »Es ist Mickeys Wohnung. Aber ich habe ein Recht darauf, und die kleine Dirne, die er sich hier drin hält, wird sie nicht behalten. Es ist Teil der Abmachung. Das hat mein Anwalt gesagt.«
Jetzt war ich an der Reihe, verwirrt zu sein, und ich konnte nur hoffen, dass es sich nicht auf meinem Gesicht zeigte. Eines war mir jedoch inzwischen absolut klar geworden: Diese Wohnung gehörte Allerton. Er hatte sie eingerichtet und dekoriert wie ein Laubenvogel sein Nest, und dann hatte er Lisa, seine Mätresse, hier aufgenommen. Mickey hatte die weißen Ledersofas ausgesucht und das provozierende Aktgemälde. Mickey war der Besitzer des Drachen-Hausmantels, und es waren seine Sachen in den Einbauschränken. Mickey hatte für die ungetragenen Schuhe und die Designerklamotten bezahlt. Hätte ich es nicht so eilig gehabt, aus der Wohnung zu kommen, wäre mir das gleich aufgefallen, und diese fremde Frau hätte mich nicht erst mit der Nase darauf stoßen müssen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Mickey hatte am Morgen in der Badewanne gesessen und das feuchte Handtuch auf dem Rand hängen lassen. Es hätte genauso gut Mickey sein können, der an der Tür aufgetaucht wäre und mich in seiner Wohnung vorgefunden hätte.
Lisas Entschluss wegzulaufen und Allerton zu verlassen erschien plötzlich in einem ganz neuen Licht. Das war eine ganz andere Geschichte als die einer Tänzerin, die genug hatte von ihrer Arbeit in einem zwielichtigen Club. Das war das Ende einer Affäre und eines gemeinsamen Lebens. Es waren Schreie und Drohungen und Tränen und verletzte Gefühle. Lisa hatte nicht nur für Mickey gearbeitet. Sie hatte sein Bett mit ihm geteilt und sein Leben, und als Gegenleistung hatte er ihr alles geschenkt, was sie wollte. Er hatte angefangen zu glauben, dass sie ihm gehörte. Vielleicht war es das gewesen, was Lisa zu dem Entschluss gebracht hatte, alledem ein Ende zu machen. Mickey war zu besitzergreifend geworden, vielleicht zu eifersüchtig. Noch mehr Schuhe und Kleider, als Lisa tragen konnte, waren keine Kompensation für die verlorene Freiheit. Genauso wenig, wie Mickey die Sorte von Freund war, die Lisa mit nach Hause bringen und ihren Eltern vorstellen konnte.
Ich seufzte. Ganesh hatte mir gleich gesagt, ich hätte keine Ahnung, was hinter der Geschichte steckte, und er hatte wieder einmal recht behalten. Mickey war nicht offen zu mir gewesen, genauso wenig wie Lisa. Hätte einer der beiden die Wahrheit gesagt, wäre ich jetzt nicht in dieser Wohnung. Ich wäre losgelaufen und erst wieder stehen geblieben, wenn ich meilenweit von ihnen weg gewesen wäre. Ich hätte mir Bonnie von Harrys Frau zurückgeholt, und wir wären untergetaucht, bis die Kämpfer in diesem Rosenkrieg fertig gewesen wären. Ich war eine Närrin gewesen zu glauben, dass diese Sache rein geschäftlich war. Sie war so direkt und persönlich, wie man sich das nur vorstellen konnte.
Es war wahrscheinlich noch komplizierter als das. Die Frau, die nun ungeduldig wartend vor mir in der Tür stand, hatte einen Anwalt erwähnt. In meiner Brust stieg ein flaues Gefühl auf.
»Wer sind Sie?«, erkundigte ich mich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.
»Ich bin Julie«, antwortete sie und starrte mich an.
»Großartig. Ich bin Fran«, sagte ich. »Sie wissen nicht, wer ich bin, und ich weiß immer noch nicht, wer Sie sind, aber wenigstens kennen wir jetzt unsere Vornamen. Wenn Sie reinwollen, müssen Sie mir schon mehr erzählen. Selbst wenn diese Wohnung Mickey Allerton gehört, hat Lisa hier gewohnt.«
»Das weiß ich selbst!«, schnappte sie. »Ich bin Julie Allerton, Mickeys Ehefrau!«
Scheiße, dachte ich. Sie ist es tatsächlich. Nicht eine sitzen gelassene Freundin, sondern die gesetzlich angetraute Gemahlin.
»Oder besser, künftige Exfrau!«, berichtigte sie sich.
Doppeltes Desaster.
»Und das hier ist mein Freund Donald«, fügte sie hinzu und deutete mit einer Handbewegung auf den affenartigen Kerl, der immer noch schweigend neben ihr stand und mich angaffte, als wäre ich ein Teil des Mobiliars.
»Nun, dann kommen Sie vielleicht besser herein«, sagte
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