Der Antares-Krieg
Lichtpunkte trafen das glücklose Schiff an Dutzenden von Stellen. Unter dem zusammengefassten Feuer so vieler Laserkanonen hatte das Ryall-Schiff keine Chance.
Doch irgendwie überlebte es.
Aus jedem der Strahlungspunkte stoben weiß glühende Fahnen verdampften Materials. Sekundenlang sah das Ryall-Schiff wie ein vielschwänziger Komet aus. Das Schiff wehrte sich nach Kräften; eigene Laserstrahlen durchstießen den leuchtenden Dunst, der seine Umrisse verschwimmen ließ. Weißlich violette Flecken markierten den Plasmaausstoß von Raketen, die zu ihrem Ziel unterwegs waren. Das Raumschiff schien vielleicht zehn Sekunden bewegungslos zu schweben, bis die beutegierigen Laserstrahlen sich schließlich durchfraßen und die empfindlichen inneren Systeme trafen. Dann explodierte das Schiff in einem blendenden Lichtblitz und begann in einer abkühlenden Plasmawolke zu expandieren. Die entfernte teleskopische Kamera reduzierte ihre Vergrößerung, um den Feuerball im Gesichtsfeld zu halten, bis er zu völliger Dunkelheit verblasste.
»Das war einer der ersten Angreifer durch den Faltpunkt.«
»Wie konnte er so lange überleben?«, fragte Bethany.
»Die aus seinen Flanken sprühenden Lichterscheinungen waren eine Antilaserabschirmung, die verdampft wurde. Diese Abschirmung besteht aus Milliarden winziger Glasprismen in jedem Kubikzentimeter. Laserstrahlen werden darin gebrochen, und es dauert lange, ein Loch durch diese Abschirmung und damit ins Schiff zu bohren.«
Ein Bildschnitt führte zu einem weiteren Ausschnitt aus dem Sternenmeer. Diesmal erschienen fünfzig Ryall-Raumschiffe innerhalb des Faltpunktes. Sie waren weit genug entfernt, um sichtbar zu sein, doch wurden ihre Positionen durch elektronische Symbole markiert. Wieder flammten die Ryall-Schiffe grell im Kreuzfeuer der Gefechtsstationen auf. Die meisten Abschirmungen der Angreifer versagten innerhalb von Sekunden, aber nicht bevor die Schiffe ihrerseits Schwärme von Raketengeschossen auf einen Abschnitt der Verteidigungssphäre gestartet hatten. Das Innere dieser Hohlkugel aus Gefechtsstationen füllte sich mit den Lichtblitzen von Fusionswaffen. Die meisten wurden im Raum abgefangen und zur Detonation gebracht, aber einige kamen in beide Richtungen durch. Und Antilaserabschirmungen vermochten wenig gegen die Gewalt einer nahen Nuklearexplosion. Drake und Bethany sahen, wie eine der sandarischen Gefechtsstationen explodierte. Kurz darauf ereilte mehrere andere das gleiche Schicksal.
»Es erforderte ungefähr zwölf Sekunden, bis die Gefechtsstationen die Abschirmungen jedes Ryall-Schiffes überwanden«, erklärte Drake. »Das gab vielen der Ryall-Schiffe Zeit, ihre Geschosse gegen einen Abschnitt der Verteidigungssphäre zu schießen und dann in die Sicherheit des Aezer-Systems zurückzuspringen: Es gelang ihnen, eine Öffnung in die Hohlkugel der Abwehr zu reißen, und anschließend schlüpfte ein Dutzend Angreifer durch diese Lücke.«
»Es hat ihnen nichts genützt«, sagte Bethany. »Die sandarische Flotte ist ihnen an Zahl und Feuerkraft weit überlegen. Mr. Cristobal sagt, die letzten würden in weiteren hundert Stunden zur Strecke gebracht sein.«
»Trotzdem«, erwiderte Drake, »frage ich mich, ob der Umstand, dass sie überhaupt durchbrechen konnten, nicht auf eine Schwäche der sandarischen Abwehr hinweist.«
»Was für eine Schwäche?«
»Schau dir an, wie nahe diese Stationen dem Faltpunkt sind«, sagte er und zeigte auf die von sandarischen Schiffen und Gefechtsstationen umringte Ellipse. »Sie gehen so nah heran, um ihre Feuerkraft zu konzentrieren, aber diese Formation lässt ihnen nicht viel Abwehrkraft in der Tiefe. Sobald die Ryall durchbrachen, gab es zwischen ihnen und Sandar nichts außer vierhundert Millionen Kilometer Vakuum. Deshalb musste man in aller Eile die Dritte Flotte mobilisieren.
Nun, wenn ich hier das Sagen hätte, würde ich eine zweite Verteidigungslinie ungefähr hier stationieren.« Er zeigte auf einen Punkt auf halbem Weg zwischen dem Faltpunkt und Sandar. »Das würde der Verteidigung viel mehr Tiefe geben und die Reaktionszeit verkürzen, sollte den Ryall ein Durchbruch gelingen. Auf diese Weise könnten die Sandarer einen Angreifer bis zum Planeten mit Flankenfeuer belegen und dann die restlichen von den planetarischen Verteidigungszentren erledigen lassen.«
»Du machst dir zu viele Sorgen, Richard«, sagte Bethany und biss erneut in ihr Sandwich. »Die Sandarer kämpfen seit mehr als einem Jahrhundert
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