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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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tun konnte, um ihr zu helfen.
    Clarence Whitlow war in seinem Garten und pflegte die Rosen, als seine Nichte zu Besuch kam. Seine Freude über ihren Besuch wurde gedämpft, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Er zeigte an, dass sie nicht zu einem harmlosen Plauderstündchen gekommen war. Der alte Mann kannte diesen Ausdruck nur zu gut aus ihrer Jungmädchenzeit und wusste, dass er nichts als Schwierigkeiten bedeutete.
    »Onkel«, sagte sie, als er, der auf den Knien seine preiswürdigen Pflanzen gemulcht hatte, mit steifen Bewegungen auf die Beine kam. Die Atmosphäre, in der sie sich umarmten, war heiß und feucht, der natürliche Zustand des Gewächshauses. Um sie her war das leise Summen importierter Bienen zu hören, die er beinahe so liebte wie seine Rosen und sonstigen Gewächse. Die Insekten hatten sich Altas natürlicher Umgebung nie gut anpassen können, und jede Biene seines mit Liebe und Umsicht gehegten Volkes war ihr Gewicht in Gold wert.
    »Was führt dich her, Kind?«, fragte er, als sie endlich voneinander abließen – er widerwilliger als sie, wie er spürte.
    »Ich habe etwas, das ich mit dir besprechen möchte, Onkel. Bin ich zur Unzeit gekommen?«
    Er lächelte. »Ich sehe dich schon so zu selten, da können meine Rosen warten. Komm, gehen wir ins Haus und sprechen bei einer Tasse heißer Schokolade darüber. Ich scheine mich zu erinnern, dass es dein Lieblingsgetränk ist.«
    Ihr Lachen klang gezwungen und kam eine Sekunde zu spät.
    »Das war es, bis ich anfing aufzugehen wie Hefeteig. Erinnerst du dich, wie ich weinte, als ich nicht in dieses schöne Ballkleid hineinkam, das du mir gekauft hattest?«
    »Ich erinnere mich an einen Nottermin bei der Änderungsschneiderin, obwohl ich dachte, es passte gut, wie es war.«
    Als erblicher Botschafter der Erde auf Alta hatte Whitlow das Studium der Geschichte zu seiner Lebensaufgabe gemacht – nicht der aufbereiteten Geschichte in Geschichtsbüchern, die Ereignisse und Personen aus der oft verzerrten Perspektive späterer Generationen schilderten, sondern der zeitgenössischen Quellen, die enthüllten, wie die Menschen verschiedener Kulturen das Leben ihrer Zeit und die Welt um sie her betrachtet hatten. War das angesprochene Problem auch nicht Gegenstand seiner geschichtlichen Studien gewesen, so vermutete er doch mit einiger Bestimmtheit, dass junge Mädchen gleich welcher Kultur zu allen Zeiten befürchtet hatten, sie seien zu fett.
    Arm in Arm gingen die beiden über die kleine, von Büschen gesäumte Rasenfläche zu dem niedrigen Bungalow hinüber. Das Erwärmen der Milch und die Zubereitung von zwei dampfenden Tassen Schokolade dauerte weitere zehn Minuten. Erst als sie bequem in seiner Essecke mit ihrem Ausblick auf das nahe Colgate-Gebirge saßen, brachte Whitlow das Thema von Bethanys unerwartetem Besuch zur Sprache.
    »Was hast du auf dem Herzen, Kind? Du weißt, dass du nie sehr gut darin warst, mir etwas zu verheimlichen.«
    Beinahe schluchzend schüttete Bethany ihm das Herz über die Frustrationen des vergangenen Monats aus, beginnend mit Galston Highes Äußerungen bei Evelyn Mortridges Abendgesellschaft bis zu ihrem Gespräch mit Olivia Southington an diesem Morgen. Whitlow hörte ruhig zu und versuchte den Schmerz hinter ihren Worten zu beurteilen. Er musste erheblich sein.
    »Also glaubst du, dass du etwas Wichtiges entdeckt hast?«
    Sie nickte mit niedergeschlagenem Blick.
    »Und was willst du in der Sache unternehmen?«, fragte er freundlich.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Onkel. Ich nehme an, ich sollte meine Ergebnisse aufschreiben und einer der wissenschaftlichen Fachzeitschriften schicken.«
    Sein Schnauben bewirkte, dass sie den Kopf hob und ihn ängstlich forschend ansah. Sie war nicht sicher, ob er Atembeschwerden hatte oder lachte. Schließlich entschied sie, dass das Letztere der Fall war. »Was ist daran so lustig?«, fragte sie in verletztem Ton.
    »Entschuldige«, sagte er und wischte mit dem schmierigen Ärmel seines Arbeitshemdes Schokolade von seinem Mund.
    »Ich dachte, dass ich dich gut kenne, Kind, aber das war das Letzte, was ich von dir zu hören erwartete.«
    »Was sonst kann ich tun, Onkel? Niemand in der Regierung wird auf mich hören. Sie alle halten mich für eine Verrückte, die sich in ihr fremdes Schoßtier verliebt hat.«
    Whitlow überdachte seine nächsten Worte sorgfältig. »Du glaubst also wirklich, dass mit den Ryall verhandelt werden kann, selbst wenn es am Ende eines Gigawatt-Lasers

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