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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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gleichsam in Gedanken durch das Gebäude, und jedes Mal, wenn du einen der Gegenstände vor dem geistigen Auge siehst, fällt dir der dazugehörige Redeabschnitt ein.”
    “Probier das doch mal!”, flüsterte er eindringlich. “Stell dir vor, du kommst durch die Haustür herein und trittst in die Lobby. Geh langsam, schau dich um. Fällt dir irgendetwas auf?”
    “Nein.”
    “Na schön, dann weiter, hinein in den Clubraum. Sieh dich um …”
    Meer tat ihm den Gefallen, bemüht, das Gebäude virtuell zu durchstreifen und eine Verbindung zwischen ihrer Erinnerung und den Räumen herzustellen.
    “Jetzt in die Bibliothek.”
    Ihre Stimme hob sich ein wenig vor Überraschung. “Ja! Caspar zeigte Margaux die Geheimtür in den Bauplänen und sagte ihr, das Haus habe zwölf Türen. Zwei davon seien geheim und Teil eines Fluchtweges … die in dem Wandschrank sei die erste … die andere ist hier unten.”
    “Wo?”, flüsterte er kaum hörbar.
    Meer versuchte mit aller Kraft, die Augen zu öffnen, aber das Gas machte so schläfrig, dass sie sie nur mit allergrößter Mühe aufbekam. Neben ihr kauerte ihr Vater am Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, halb sitzend, halb liegend. Als sie seine Hand nahm, stellte sie zu ihrer Bestürzung fest, dass sie sich ganz kalt anfühlte.
    “Daddy?”
    Keine Antwort.
    “Daddy, bitte …”
    Aber er rührte sich nicht.
    Gefolgt von Toller, betrat Margaux den Stollen unter dem Gebäude der Gesellschaft für Erinnerungsforschung. Als sie an das Tresorgewölbe gelangte, in dem sie die von ihrem Mann gefundenen Schätze vermutete, fand sie das Eisengitter verriegelt. Mit dem um seinen Hals baumelnden Schlüssel – Caspars Schlüssel! – schloss Toller auf und ging mit eingezogenem Kopf durch die Öffnung. Drinnen wandte er sich zur rechten Ecke, zählte elf Ziegel durch und drückte gegen den zwölften, der mit einem schabenden Geräusch nachgab. Toller zog den Stein heraus, hinter dem sich ein schattenhafter Hohlraum auftat, in dem, wie Margaux erkannte, ein eiserner Schlüssel und ein stählernes Schließfach lagen.
    “Das ist alles, was wir haben, Margaux”, erklärte er, während er die Kassette aufschloss und auf einen Stapel kleiner Kupferbleche zeigte, alle schon patiniert aufgrund des Alters. “Dies Dokument, geschrieben in einem uralten Sanskrit, ist vermutlich eine Auflistung alter Erinnerungswerkzeuge. Wir gehen davon aus, dass jedes einzelne Werkzeug und seine Funktionsweise beschrieben wird. Abgesehen von der Flöte, die ich bereits Herrn Beethoven ausgehändigt habe, ist das alles, was Ihr Herr Gemahl und ich gefunden und aus Indien mitgebracht haben. Wahrlich, eine magere Ausbeute. Beethoven hat bislang kein Glück mit der Flöte und durchblicken lassen, dass sie so kryptisch ist wie diese Schriften. Alles in allem komme ich allmählich zu der Einsicht, dass die gesamte Expedition ein Fehlschlag war.”
    Als Toller die Kassette zurückstellte, fiel der flackernde Schein seiner Fackel auf den im Hohlraum liegenden Schlüssel. Wozu er diene, fragte Margaux.
    Über die Schulter warf Toller ihr einen Blick zu. “Für unsere Hintertür. Man weiß ja nie, ob nicht die Staatsmacht mal anklopft und wir uns ungesehen verdrücken müssen.”
    Richtig! Caspar hatte ihr erzählt, er habe die Architekten angewiesen, einen zweiten Ausgang aus dem Gebäude vorzusehen. Außerdem habe es ein natürliches Schlupfloch durch die Katakomben gegeben. Margaux blickte in die von Toller angezeigte Richtung und bemerkte ein Schlüsselloch, teilweise verborgen in einer Ritze zwischen zwei Steinen an der Westwand.
    Das Gas war so schwer, dass Meer sich kaum noch bewegen, geschweige denn wach bleiben konnte. Aber es musste sein. Mühsam stemmte sie sich hoch und setzte einen Fuß vor den anderen.
    Vom Boden angefangen, zählte sie die Ziegel durch bis zum zwölften. Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte drückte sie gegen den Stein und spürte, wie er rutschte. Sie zog ihn heraus, spähte in die Höhlung, und siehe da: Da waren die Metallkiste und der eiserne Schlüssel.
    Es fiel ihr unsagbar schwer, ihre Glieder zu bewegen. Von Sekunde zu Sekunde verstärkte sich ihre Übelkeit. Zitternd vor lauter Sauerstoffmangel, hatte sie große Mühe und musste drei Mal ansetzen, um den Schlüssel in das Loch an der Westwand zu stecken. Als er endlich steckte, fehlte ihr die Kraft, ihn im Schloss zu drehen. Es tat sich nichts. Wozu der ganze Aufwand? , fragte sie sich. Sie war todmüde und

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