Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
kostete, nicht mit ihrer Kette zu spielen oder ihre Stola zu richten. »Ich habe Euch alles gesagt, was Ihr wissen müßt.« Ihrer Meinung nach sogar erheblich mehr als das, aber es war nötig gewesen. Sonst wären sie alle mit den Töchtern des Speers und den Weisen Frauen zurückgekehrt. Oder sie befänden sich noch alle auf dem Weg nach Osten und suchten nach Zeichen anderer Überlebender oder nach Anzeichen einer Verfolgung. Wenn sie spät aufbrachen, könnten sie noch immer fünfzig Meilen zurücklegen, bevor sie haltmachten. »Worte können den Keiler nicht häuten und ihn noch weniger töten. Wenn Ihr entschlossen seid, Euch in den Bergen zu verkriechen und Euer Leben lang davonzulaufen, dann geht. Wenn nicht, dann tut was Ihr tun müßt. Ich werde meinen Teil dazu beitragen.«
    Rhiales blaue und Tions graue Augen starrten sie herausfordernd an. Sogar Modarra wirkte unentschieden, obwohl Sevanna auf sie und Someryn den größten Einfluß hatte.
    Sevanna wartete äußerlich ruhig ab. Innerlich drehte sich ihr vor Zorn der Magen um. Sie würde sich nicht geschlagen geben, nur weil diese Frauen feige waren.
    »Wenn wir es tun müssen«, seufzte Rhiale schließlich. Abgesehen von der nicht anwesenden Therava widersprach sie am häufigsten, aber Sevanna hatte bei ihr noch Hoffnung. Das widerspenstigste Rückgrat erwies sich oft als das geschmeidigste, wenn es erst nachgab, was genauso für Frauen wie für Männer galt. Rhiale und die anderen wandten ihre Blicke dem Würfel zu, wobei einige die Stirn runzelten.
    Sevanna sah natürlich nichts, Ihr kam der Gedanke, daß sie, wenn sie nichts unternahmen, behaupten könnten, der Würfel bewirke nichts, und sie würde es niemals wissen.
    Plötzlich keuchte Someryn jedoch, und Meira hauchte: »Er zieht noch mehr heran. Schaut.« Sie deutete hin. »Dort und dort erfüllen Feuer und Erde, Luft und Geist die Rinnen.«
    »Nicht alle«, sagte Belinde. »Ich denke, sie könnten auf vielerlei Arten erfüllt werden. Und an manchen Stellen drehen sich die Stränge um etwas nicht Vorhandenes.« Sie furchte die Stirn. »Er zieht wohl auch den männlichen Teil der Macht heran.«
    Mehrere der Frauen wichen ein Stück zurück, richteten ihre Stolen und strichen über ihre Röcke, als wollten sie Staub entfernen. Sevanna hätte beinahe alles darum gegeben, auch etwas sehen zu können. Wie konnten sie so feige sein? Wie konnten sie es zeigen?
    Schließlich sagte Modarra: »Ich frage mich, was geschehen würde, wenn wir ihn an einer anderen Stelle mit Feuer berührten.«
    »Wenn man den Würfel zu stark oder auf die falsche Art antreibt, könnte er schmelzen«, antwortete eine Stimme aus der Luft. »Er könnte sogar ver...«
    Die Stimme brach ab, als die anderen Frauen aufsprangen und in den Wald spähten. Alarys und Modarra gingen sogar so weit, ihre Gürtelmesser zu ziehen, obwohl sie Stahl nicht benötigten, wenn sie die Eine Macht zur Verfügung hatten. Nichts bewegte sich in den sonnengestreiften Schatten, nicht einmal ein Vogel.
    Sevanna regte sich nicht. Sie hatte allenfalls ein Drittel von dem geglaubt, was der Feuchtländer ihr erzählt hatte, und dies wahrhaftig nicht, aber sie erkannte Caddars Stimme. Feuchtländer besaßen stets mehrere Namen, aber er hatte ihr nur diesen genannt. Sie vermutete in ihm einen Mann mit vielen Geheimnissen. »Setzt Euch wieder hin«, befahl sie. »Und laßt die Stränge fahren. Wie kann ich ihn herbeirufen, wenn Ihr Worte fürchtet?«
    Rhiale fuhr mit offenem Mund und ungläubig geweiteten Augen herum. Sie fragte sich zweifellos, woher Sevanna wußte, daß sie nicht länger die Macht lenkten. Die Frau konnte nicht klar denken. Sie ließen sich zögernd und unbehaglich wieder im Kreis nieder. Rhiale nahm eine ausdruckslosere Miene an als alle anderen.
    »Also seid Ihr zurück«, sagte Caddars Stimme aus der Luft. »Habt Ihr al'Thor?«
    Etwas an seinem Tonfall warnte sie. Er konnte es nicht wissen - aber er wußte es. Sie verbannte alles, was sie hatte sagen wollen. »Nein, Caddar, dennoch müssen wir miteinander reden. Ich treffe Euch in zehn Tagen an der Stelle, wo wir uns zum erstenmal begegnet sind.« Sie konnte jenes Tal in Brudermörders Dolch eher erreichen, aber sie brauchte Zeit zur Vorbereitung. Wie konnte er es wissen?
    »Hoffentlich habt Ihr die Wahrheit gesagt, Mädchen«, murmelte Caddar trocken. »Sonst werdet Ihr merken, daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Bleibt, wo Ihr seid, und ich werde zu Euch kommen.«
    Sevanna blickte

Weitere Kostenlose Bücher