Pern 03 - Drachengesang
VORWORT
Rubkat im Sagittarius-Sektor war eine goldene Sonne vom G-Typ. Sie besaß fünf Planeten, zwei Asteroiden-Gürtel und einen Wanderstern, den sie eingefangen und während der letzten Jahrtausende festgehalten hatte.
Als sich erstmals Menschen auf Rubkats dritter Welt nieder-ließen und sie Pern nannten, schenkten sie dem Stern, der in einer stark schwankenden Ellipse ihre Sonne umkreiste, wenig Beachtung. Zwei Generationen lang kümmerten sich die Kolonisten nicht um ihn, bis der Weg des Roten Wanderers nahe am Perihel seiner Stiefschwester vorbeiführte.
Da nämlich wirbelten Sporen, die in Massen auf der brodelnd heißen Oberfläche des Roten Sterns gediehen, in den Raum hinaus und überbrückten die Kluft nach Pern. Die Sporen fielen als dünne Fäden auf den fruchtbaren Planeten mit seinem gemäßigten Klima und fraßen sich durch alle organischen Stoffe zum warmen Innern von Pern durch, um dort neue Sporenmassen zu entwickeln.
Die Kolonisten erlitten furchtbare Verluste.
Menschen starben an den Ätz-und Brandwunden, die Ernten verkümmerten, die Vegetation wurde zerstört. An der Oberflä-
che konnte nur Feuer die Fäden vernichten, und nur Fels oder Metall hemmte ihr Vordringen in den Schoß des Planeten.
Auch im Wasser wurden sie abgetötet, doch die Kolonisten konnten nicht gut auf dem Meer leben.
Die Menschen gaben nicht auf.
Sie schlachteten ihre Transportschiffe aus, verließen den ungeschützten SüdKontinent, auf dem sie gelandet waren, und siedelten sich in den Naturhöhlen des Nord-Kontinents an. Und sie entwickelten einen Zwei-Phasen-Plan zur Bekämpfung der Fäden.
Zum einen begannen sie eine hochspezialisierte Abart einer 5
heimischen Lebensform zu züchten. Die »Drachen« (so genannt wegen ihrer Ähnlichkeit zu dem mythischen Geschöpf der alten Heimat) besaßen zwei enorm nützliche Eigenschaften: Sie konnten sich durch Teleportation von einem Ort zum anderen bewegen, und sie stießen, wenn sie phosphathaltiges Gestein fraßen, ein Flammengas aus. Mit ihrem heißen Atem verwandelten die Flugdrachen die Sporen schon in der Luft zu Asche, ohne daß ihnen selbst etwas zustieß.
Männer und Frauen mit hohem Einfühlungsvermögen oder angeborenen telepathischen Fähigkeiten lernten diese außer-gewöhnlichen Geschöpfe reiten, was zu einer lebenslangen, sehr engen Partnerschaft zwischen Mensch und Tier führte.
Die erste Höhlenburg in der Ostflanke der hohen Westberge wurde jedoch bald zu eng, sowohl für die Kolonisten wie auch für die großen Drachen. So errichtete man ein Stück weiter im Norden eine zweite Anlage, günstig an einem großen See und in der Nähe höhlendurchzogener Klippen gelegen. Aber auch die neue Burg Ruatha war nach wenigen Generationen übervölkert.
Dann stieg wieder der Rote Stern auf, und man beschloß, sich auch in den Ostbergen anzusiedeln, falls dort günstige Wohnquartiere zu finden waren.
Die alten Kavernen eines erloschenen Vulkans in den Be nden-Bergen erwiesen sich als ideal für die Drachenreiter und ihre Tiere, und so begann man in ganz Pern nach ähnlichen Plätzen zu suchen. Die Burgen Fort und Ruatha überließ man den Leuten, die nichts mit den Drachen anzufangen wußten.
Sie bildeten fortan die Schicht der Landbarone.
Allmählich versagten die großen Steinbohrer, die man ur-sprünglich von der Erde mitgenommen hatte, um die spärlichen Metallvorkommen von Pern zu schürfen; die späteren Burgen und Weyr mußten von Hand in den Fels gehauen werden.
Die Drachenreiter der Weyr, die Burgherren mit ihren ausge-dehnten Ländereien sowie die Bewohner der Höhlendörfer 6
gingen ihren verschiedenen Aufgaben nach und entwickelten so eigene Gewohnheiten, die zum Brauch und zur Tradition erstarrten und schließlich Gesetz wurden.
Als sich der Rote Stern zum dritten Male zeigte, gab es auf Pern eine vielschichtige soziale, politische und wirtschaftliche Struktur.
Man hatte sechs Weyr, deren Hauptaufgabe darin bestand, ganz Pern zu beschützen. Jeder Weyr hatte ein geographisch genau umrissenes Gebiet des Nord-Kontinents buchstäblich unter seinen Fittichen.
Die übrige Bevölkerung, vor allem die Burgen, leisteten Tribut an die Weyr, da die Drachenreiter in ihren Vulkantric htern kein eigenes Weide-und Ackerland hatten und auch gar keine Zeit zu Viehzucht und Ackerbau fanden; sie mußten das Land vor dem Fädeneinfall bewahren.
Burgen entstanden, wo immer man natürliche Höhlen entdeckte; einige waren reich, weil in der Nähe von Quellen
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