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Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
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Welt! Mutter Natur ist freigebig, und Sie werden dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden; Sie werden das nicht zu verantworten brauchen. Da fällt mir zum Beispiel ein. Sie haben ja wohl gehört, wie die.. wie nennt man sie doch?... ja, die siamesischen Zwillinge, wie die mit dem Rücken zusammengewachsen sind und so zusammen leben und essen und schlafen; es heißt, sie nehmen eine Menge Geld ein.«
    »Erlauben Sie, Anton Antonowitsch...«
    »Ich verstehe Sie, ich verstehe Sie! Ja! Nun ja, was ist dabei? Gar nichts! Ich sage: nach meiner vollen Überzeugung haben Sie keinen Anlaß, sich zu beunruhigen. Was liegt denn vor? Er ist ein Beamter wie andere, und es scheint ja, daß er ein tüchtiger Arbeiter ist. Er sagt, er heiße Goljadkin und sei nicht von hier und sei Titularrat. Er hat persönlich mit Seiner Exzellenz gesprochen.«
    »Und wie hat sich Seine Exzellenz dazu gestellt?«
    »Es ist nichts Besonderes darüber zu sagen. Der Mensch hat sich, wie man sagt, hinreichend ausgewiesen und seine Gründe dargelegt. Er hat gesagt: ›So und so, Exzellenz;ich besitze kein Vermögen und möchte gern amtlich tätig sein, und es wäre mir eine besondere Ehre, wenn mir das unter Ihrer Leitung vergönnt wäre;‹ ... na, und alles, wie es sich gehört; wissen Sie, er hat sich ganz geschickt ausgedrückt. Es muß ein kluger Mensch sein. Na, selbstverständlich hat er auch eine Empfehlung mitgebracht; ohne eine solche wäre es ja nicht gegangen ...«
    »Von wem war die denn? ... Das heißt, ich meine, wer hat denn eigentlich bei dieser schändlichen Sache seine Hand im Spiele gehabt?«
    »Ja, man sagt, es sei eine gute Empfehlung gewesen; man sagt, Seine Exzellenz habe mit Andrei Filippowitsch zusammen gelacht.«
    »Mit Andrei Filippowitsch gelacht?«
    »Jawohl; er habe gelächelt und gesagt, es sei gut, und er seinerseits sei nicht abgeneigt, wenn er nur seine dienstlichen Obliegenheiten treu erfüllen wolle ...«
    »Bitte, weiter! Sie beruhigen mich einigermaßen, Anton Antonowitsch; ich bitte Sie inständig: weiter!«
    »Gestatten Sie, ich wundere mich wieder über Sie ... Na ja, na, die Sache ist ja ganz unwichtig; das Ereignis ist weiter nicht wunderbar; ich sage: beunruhigen Sie sich nicht; man braucht daran nichts bedenklich zu finden ...«
    »Nein. Ich möchte Sie noch fragen, Anton Antonowitsch, ob Seine Exzellenz weiter nichts hinzugefügt hat ... zum Beispiel etwas, was mich betrifft.«
    »Das heißt, gewiß! Ja freilich! Oder vielmehr nein, nichts, Sie können ganz beruhigt sein. Wissen Sie, das ist ja selbstverständlich, daß die Sache sehr auffallendist, und zuerst ... ja, sehen Sie, ich zum Beispiel habe sie zuerst fast gar nicht beachtet. Ich weiß wirklich nicht, warum ich sie nicht eher beachtet hatte, als bis Sie mich darauf aufmerksam machten. Aber übrigens, Sie können ganz beruhigt sein. Seine Exzellenz hat nichts Besonderes gesagt, gar nichts gesagt,« fügte der gutmütige Anton Antonowitsch hinzu, indem er sich von seinem Stuhle erhob.
    »Also, Anton Antonowitsch, ich möchte ...«
    »Bitte, entschuldigen Sie mich! Ich habe schon zu viel Zeit mit diesen Kleinigkeiten verplaudert, und da ist eine wichtige, eilige Sache. Die muß ich notwendig fertigmachen.«
    »Anton Antonowitsch!« rief Andrei Filippowitschs Stimme in höflichem Tone. »Seine Exzellenz wünscht Sie zu sprechen.«
    »Sofort, sofort, Andrei Filippowitsch; ich komme sofort.« Anton Antonowitsch ergriff einen Pack Akten und lief zuerst zu Andrei Filippowitsch und dann in das Arbeitszimmer Seiner Exzellenz.
    »Also wie liegt denn die Sache?« dachte Herr Goljadkin bei sich. »Also wie steht mein Spiel? Was macht der Himmel jetzt für ein Gesicht? ... Es steht nicht übel; die Sache hat eine sehr angenehme Wendung genommen,« sagte unser Held im stillen, indem er sich die Hände rieb und vor Freuden den Stuhl unter seinem Leibe nicht spürte. »Also ist meine Sache eine ganz gewöhnliche Sache. Also wird alles ein harmloses Ende nehmen und keine schlimmen Folgen haben. Es hat tatsächlich niemand etwas gemerkt, und meine Kollegen, diese Banditen, haben sichkeine Dreistigkeiten herausgenommen; sie sitzen still da und beschäftigen sich mit ihren Akten; prächtig, prächtig! Ich habe diesen guten Menschen, unsern Anton Antonowitsch, sehr gern; ich habe ihn immer sehr gern gehabt und hochgeschätzt ... Übrigens, ja ... wenn man bedenkt ... dieser Anton Antonowitsch ... verlassen kann man sich doch nicht auf ihn: er ist doch schon ganz

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