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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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niemand mehr nehmen. Neben der Hausdame hatten die Köchin und zwei Kammerzofen Platz genommen. Ihre prüfenden Blicke drückten schwer auf Penelopes Schultern, und sie fühlte sich noch kleiner, als sie ohnehin schon war.
    Niemand richtete ein Wort an sie, trotzdem sollte der erste Tag in der engen Kammer gut enden. Das Petroleum ging schon zur Neige. Der erste Korb mit Flickwäsche war fast geleert, und draußen im Flur schlug mit hässlichem Geräusch eine Uhr. Penelope vergaß, ihre Schläge mitzuzählen, als sich plötzlich die Kammertür quietschend öffnete und die Hausdame den Raum betrat. Das Petroleumlicht flackerte, während sie mit beiden Händen in den Stapel geflickterWäsche griff. Ihre Finger wanderten über Nahtkanten, prüften Halt und Sitz der Flicken und zogen Leinstücke gerade, um zu sehen, ob Penelope irgendwo schief genäht hatte. Penelope hielt den Kopf gesenkt. Strafen waren so leichter zu ertragen und weniger schmerzhaft. Madam Harcottes Rohrstock war stets schneller als ihre Stimme gewesen, wenn sie mit einer Arbeit nicht zufrieden gewesen war … Doch die Hausdame hatte keinen Rohrstock bei sich.
    »Du hast gut gearbeitet«, sagte sie nach einigem Zögern. »Das sieht alles sehr sauber und ordentlich aus.« Dann legte sie den Finger unter Penelopes Kinn und hob deren Gesicht an. »Du kannst morgen wiederkommen. Und komm etwas früher, dann gibt es ein Frühstück für dich. Du siehst ganz schön dünn aus.«
    Zum ersten Mal, seit Penelope das Haus Nummer 28 betreten hatte, lächelte sie jemand freundlich an.
     
    Die Wäschekammer wurde ihre neue Heimat. So beengt sie ihr zu Beginn auch erschienen war, drehte man die Petroleumlampe ganz auf, war sie hell und sauber und bedeutete vor allem Ordnung zwischen all den Stapeln und Regalen. Selbst die Flickwäsche in den Körben war ordentlich gefaltet, und es fühlte sich unglaublich gut an, fertiggestellte Stücke unter das Plätteisen zu legen und Wärme in ein Wäschestück hineinzufalten. Außerdem drang die Wärme des Feuers aus der Küche unter der Tür hindurch, und nach ein paar Tagen hatte Penelope schon fast vergessen, wie sehr der Heißwasserbottich in Madam Harcottes Werkstatt einen verbrühen konnte. Es fühlte sich wunderbar an, die Arbeit mit einem heißen Porridge im Bauch zu beginnen, und es war himmlisch, zur Mittagszeit eine appetitliche Suppe auf dem Teller vorzufinden.
    Bevor Penelope sich abends auf den Heimweg machte, steckte die Köchin ihr meist noch ein gebuttertes Stück Brot zu, und als sie nach der ersten Woche ihren Lohn ausgezahlt bekam, gab es ein Stück Konfekt, und die Köchin lachte schallend, weil Penelope noch niemals in ihrem Leben Konfekt gegessen hatte.
    Das Haus 28 schien wie das Tor zum Paradies.
     
    »Bist jetzt wohl eine feine Dame«, feixte die dicke Prudy, als sie nach der Messe vor den Toren von St. Saviour noch ein wenig beisammenstanden und schauten, wer alles aus der Kirche kam. »Hast es wohl nicht mehr nötig, mit uns Spitze zu häkeln, was?«
    »Unsinn«, brummte Penelope. Der Priester war nicht ganz nüchtern gewesen, er hatte sich während seiner Predigt so verheddert, dass er mittendrin von vorne angefangen und dann einfach aufgehört hatte, was äußerst amüsant gewesen war, weil es um Lotter und Trunksucht gegangen war. Der Geistliche kam als Letzter aus der Kirche und war überaus blass. Vermutlich blühte ihm daheim nun ein rechtes Gewitter. Der Kirchplatz leerte sich, das Mittagessen lockte die meisten nach Hause.
    »Unsere Penny macht nicht mehr in Spitze. Unsere Penny geht jetzt in ein vornehmes Haus und flickt dort lange Unterhosen.« Emily lachte, und ihr großer Busen hüpfte an ihrer schmalen Brust auf und ab.
    »Aaaah – lange Unterhosen! Na dann …« Die beiden Mädchen kicherten albern.
    »Solange Spitze an der Unterhose dranhängt, weiß sie ja, was sie machen soll.« Prudy japste nach Luft. »Die kann sie ja fühlen …«
    »Und pass auf, eh sie sich’s versieht, wird sie auch fühlen,was in der Unterhose hängt.« Die Mädchen kreischten vor Vergnügen. Emily musste sich Luft zufächeln, ihr Gesicht war vom Lachen krebsrot geworden.
    Penelope betrachtete die Mädchen noch einen Moment. Sie waren einmal enge Freundinnen gewesen, hatten in der Schule zusammen Lesen und Schreiben gelernt und viele Geheimnisse miteinander geteilt. Sie hatten die Schläge von Madam Harcotte gemeinsam ausgehalten und sich gegenseitig getröstet, wenn es mit der Arbeit nicht vorangehen

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