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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Hände, die abgenutzten Sandelholzgriffe sahen im trüben Licht des Zimmers stumpf und schläfrig aus.
    »Der Chefkoch«, sagte sein Vater leise. »Das muß man sich vorstellen! Die Gleise, die im Hochlandbahnhof gesprengt wurden. Das tote Vieh in Hendrickson. Und vielleicht sogar… Das muß man sich vorstellen! Das muß man sich vorstellen!«
    Er sah seinen Sohn genauer an. »Es zerfrißt dich.«
    »Wie der Falke«, sagte Roland. »Der zerfrißt einen.« Er lachte – aber nicht, weil die Situation komisch war, sondern weil der Vergleich so zutreffend war.
    Sein Vater lächelte.
    »Ja«, sagte Roland. »Ich glaube… es zerfrißt mich.«
    »Cuthbert war bei dir«, sagte sein Vater. »Er wird es seinem Vater mittlerweile auch erzählt haben.«
    »Ja.«
    »Er hat euch zu essen gegeben, wenn Cort…«
    »Ja.«
    »Und Cuthbert. Was meinst du, ob es ihn auch zerfrißt?«
    »Weiß ich nicht.« Ein solcher Vergleich interessierte ihn nicht. Ihm lag nichts daran, ob seine Empfindungen sich mit denen von anderen deckten.
    »Es zerfrißt dich, weil du der Meinung bist, daß du getötet hast?«
    Roland zuckte verstockt mit den Schultern, und plötzlich fühlte er sich mit dieser Sondierung seiner Motivation überhaupt nicht mehr glücklich.
    »Und dennoch hast du es mir gesagt. Warum?«
    Der Junge riß die Augen auf. »Wie hätte ich es nicht tun können? Verrat ist…«
    Sein Vater winkte ungehalten mit der Hand. »Wenn du es wegen etwas so Billigem wie einer Schulbuchregel getan hast, dann war es unwürdig. Lieber würde ich ganz Farson vergiftet sehen.«
    »Das habe ich nicht getan!« Die Worte sprudelten mit Macht aus ihm heraus. »Ich wollte ihn umbringen… sie beide! Lügner! Schlangen! Sie…«
    »Nur weiter.«
    »Sie haben mir weh getan«, endete er trotzig. »Sie haben mir etwas angetan. Haben etwas verändert. Dafür wollte ich sie töten.«
    Sein Vater nickte. »Das ist würdig. Nicht moralisch, aber es ist nicht deine Sache, moralisch zu sein. Tatsächlich…« Er betrachtete seinen Sohn. »Moral mag immer außerhalb deines Verständnisses sein. Du bist nicht gewitzt, wie Cuthbert oder der Junge von Wheeler. Das wird dich großartig machen.«
    Der Junge, der alles mit Ungeduld gehört hatte, war erfreut und besorgt zugleich. »Er wird…«
    »Hängen.«
    Der Junge nickte. »Ich möchte es sehen.«
    Roland der Ältere warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Nicht so großartig wie ich gedacht habe… oder vielleicht einfach nur dumm.« Er klappte den Mund unvermittelt zu. Ein Arm schoß wie ein Blitzschlag hervor und packte den Arm des Jungen schmerzhaft. Er verzog das Gesicht, zuckte aber nicht zurück.
    Sein Vater sah ihn unverwandt an, und der Junge hielt dem Blick stand, auch wenn das schwerer war, als dem Falken die Haube aufzuziehen.
    »Also gut«, sagte er und drehte sich abrupt um.
    »Vater?«
    »Was?«
    »Weißt du, von wem sie gesprochen haben? Weißt du, wer der gute Mann ist?«
    Sein Vater drehte sich um und sah ihn abschätzend an. »Ja. Ich glaube schon.«
    »Wenn du ihn fangen würdest«, sagte Roland auf seine nachdenkliche, fast schwerfällige Weise, »würde außer dem Koch niemand… gehalsbrochen werden.«
    Sein Vater lächelte dünn. »Eine Zeitlang vielleicht nicht. Aber früher oder später muß immer einmal jemand gehalsbrochen werden, wie du es so hübsch genannt hast. Das Volk verlangt danach. Wenn es keinen Schurken gibt, dann müssen die Menschen früher oder später einen dazu machen.«
    »Ja«, sagte Roland, der das Konzept sofort begriff – und er vergaß es niemals wieder. »Aber wenn du ihn fangen würdest…«
    »Nein«, sagte sein Vater brüsk.
    »Warum?«
    Einen Augenblick schien sein Vater im Begriff zu sein, es zu sagen, doch dann schluckte er es wieder. »Ich glaube, wir haben für heute lange genug miteinander gesprochen. Geh jetzt von mir.«
    Er wollte seinem Vater sagen, daß er sein Versprechen nicht vergessen sollte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, da Hax zum Galgen ging, aber er war einfühlsam gegenüber den Stimmungen seines Vaters. Er vermutete, daß sein Vater ficken wollte. Diese Tür schlug er im Geiste rasch zu. Er wußte, daß sein Vater und seine Mutter diese… diese Sache miteinander machten, und er war hinreichend darüber informiert, wie der Akt tatsächlich vonstatten ging, aber das geistige Bild, welches der Gedanke immer heraufbeschwor, machte ihn unbehaglich und seltsam schuldbewußt zugleich. Einige Jahre später sollte Susan ihm die Geschichte

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