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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Wasser hinzu und fühlte vorsichtig mit dem Ellbogen, ehe sie einen Schwamm ins Wasser tauchte und das schwarze Haar befeuchtete.
    Er schloß die Augen, während sie behutsam sein Haar einseifte. Er genoß die starken, weichen Hände, die langsam die Seife einmassierten. Die Seife wurde schwarz und lief auf die Zeitungen, als sie sie ausspülte, ehe sie sein Haar noch einmal einseifte. Als sie zum dritten Mal spülte, waren seine Haare hellblond. Sie befeuchtete seinen schwarzen Schnurrbart. Er saß ganz still. Dann zog sie kurz und riß wie eine Mutter, die ihrem Kind das Pflaster entfernt, mit einem Ruck den Bart ab. Vuk schlug die Augen auf. Emmas Gesicht war ganz nahe an seinem. Er lächelte.
    »Hallo, Liebster«, sagte sie.
    Er küßte sie.
    »Steh auf«, sagte sie.
    Er stand auf. Emma löste den Gürtel und zog ihm die Hose aus. Er hatte die Augen wieder geschlossen und hob nur einmal kurz den einen Fuß, dann den andern. Sie ließ ihre Hand hinten in seine Boxershorts gleiten und streifte sie ihm ab. Er hatte die Augen geschlossen und stand ganz still da. Eine zweite Narbe wie von einer weiteren Schnittwunde wand sich wie eine kleine Schlange über sein Hüftbein. Sie berührte sie vorsichtig, und er bekam eine Gänsehaut, als er an den Schmerz des kroatischen Messers erinnert wurde. Sie schüttete das Wasser in die Spüle und goß frisches warmes Wasser in die Schüssel, dann tauchte sie den Schwamm hinein und seifte ihn langsam ein. Sie fing mit den Schultern an und hörte bei den Füßen auf. Nackt und unbeweglich stand er vor ihr. Seine helle Haut wurde ein wenig rot, und sein Geschlecht begann sich zu regen, aber sie kannte auch seine Selbstbeherrschung. Sie wischte die Seife mit dem frisch ausgewrungenen Schwamm ab. Dann zog sie ihr Kleid über den Kopf und nahm ein sauberes Handtuch, das sie auf dem Küchentisch neben der Schüssel bereitgelegt hatte.
    Als er hörte, wie sie das Kleid auszog, öffnete Vuk die Augen. Er lächelte, ein Lächeln, das sich bis hinauf zu seinen blauen Augen erstreckte. Langsam und sinnlich trocknete sie seinen Körper ab. Frottierte ihn zärtlich und doch fest. Wieder begann sie mit dem Gesicht und den Schultern und arbeitete sich behutsam nach unten vor. Als sie schließlich seine Hoden massierte, wuchs er rasch, und sie stieß ihn sanft auf den Stuhl und setzte sich auf ihn.
    Sie saßen ganz still da. Sie lehnte ihren Kopf ein wenig zurück. Er umfaßte ihren Hintern.
    »Bleib heute nacht bei mir, Vuk«, sagte sie.
    »Ich bleibe bei dir.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er kann warten. Der Krieg ist sowieso verloren. Der Verrat ist eröffnet. Ein Tag mehr oder weniger macht keinen Unterschied.«
    »Bleib die Nacht über hier, dann kommen die Dämonen nicht«, sagte sie.
    »Ich bleibe heute nacht bei dir«, sagte er und drückte sie an sich.
    Die Dämonen würden sie trotzdem heimsuchen, dachte er. Sie kamen im gefährlichen Dämmer des Morgens, bevor das Licht hereinbrach. Gespenster, Skelette, Geister und ethnische Säuberer. Schatten aus dem Totenreich, die ihre Familie heimgesucht und vor vier Jahren, im ersten Kriegsjahr, als sie erst fünfzehn war, ausgelöscht hatten. Nun suchten sie sie Nacht für Nacht in ihren Träumen auf, in Alpträumen, die für sie wirklicher waren als das wahre Leben.
    Vuk beneidete sie. Emma war imstande, Schmerz und Schuld zu fühlen. Vuk fühlte nur ihren Körper.
    Der Rest war Kälte.

2
    ZURZEIT ERWACHTE Lise Carlsen immer mit den Überbleibseln eines unangenehmen Traums, die irgendwo im noch fast schlummernden Bewußtsein steckten. Ängstlich wachte sie auf und gleichsam außerhalb ihres eigenen Körpers. So als schwebte sie im Morgenlicht des späten Augusts über dem Doppelbett und sähe sich selbst und den Mann, der in gekrümmter Stellung oder auf dem Rücken neben ihr lag. Mit einem angestrengten Ausdruck um die Lippen, als kämpfte er damit, ein paar Worte herauszubringen. Sie konnte sich an ihre Träume nicht erinnern. Sie waren fort, sobald der Radiowecker ertönte. Musik oder Wortbeiträge. Er weckte sie kurz vor den Nachrichten, denn von Tod und Vernichtung wollte sie nicht geweckt werden, dann doch eher von Popmusik oder den neuesten Verkehrsmeldungen. Vierunddreißig Jahre lang waren Schlaf und Erwachen eine Selbstverständlichkeit gewesen. Jedenfalls soweit sie sich erinnerte. Auch als Säugling war sie pflegeleicht gewesen. Hatte nachts durchgeschlafen und war mit Lachen und Plappern aufgewacht und hatte sich dann eine Weile

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