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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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wandten sich um und erblickten Pierre Lenet, der durch eine Nebentür des Schlosses auf die Terrasse getreten war und sich ihnen von hinten genähert hatte.
    Was Frau von Tourville gesagt hatte, entsprach teilweise der Wahrheit. Pierre Lenet, der Ratgeber des Prinzen, ein kalter, gescheiter, ernster Mann, war von seinem Herrn beauftragt, Freunde und Feinde zu überwachen, und es machte ihm allerdings viel mehr Mühe, die Freunde des Prinzen an Gefährdung seiner Sache zu verhindern, als die schlimmen Pläne seiner Feinde zu bekämpfen. Aber geschickt und verschmitzt wie ein Advokat, an die Schikanen und Ränke des Hofes gewöhnt, siegte er gewöhnlich durch irgendeine glückliche Gegenmine oder durch seine unerschütterliche Gelassenheit. Gerade in Chantilly selbst aber lieferte er seine geistreichsten Schlachten. Die Eitelkeit der Frau von Tourville, die Ungeduld der Prinzessin, die aristokratische Unbeugsamkeit der Witwe waren schwerer zu überwinden, als die Schlauheit Mazarins, der Stolz Annas von Österreich und die Unentschlossenheit des Parlaments.
    Aber trotz des Widerstandes, den sie bei ihm finden mußten, erkannten die Prinzessinnen die Ergebenheit und besonders die Nützlichkeit Pierre Lenets und nahmen daher seinen Rat mit freundschaftlicher Gebärde auf. Es zeigte sich sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen der Witwe.
    »Nun, mein lieber Lenet, Ihr habt es gehört,« sagte sie, »Frau von Tourville beklagte sich oder beklagte vielmehr uns. Es geht immer schlechter und schlechter, lieber Lenet!«
    »Madame,« erwiderte Lenet, »ich bin weit entfernt, die Dinge so schwarz zu sehen, wie Eure Hoheit. Ich hoffe viel von der Zeit und der Rückkehr des Glückes. Ihr kennt das Sprichwort: Geduld und Zeit machen alles möglich.«
    »Geduld, Rückkehr des Glückes, das ist Philosophie, Herr Lenet, und nicht Politik!« rief die Prinzessin.
    Lenet lächelte ebenfalls.
    »Die Philosophie ist in allen Dingen nützlich, Madame, und besonders in der Politik. Sie lehrt uns beim Siege nicht stolz werden und bei einem Umschlag die Geduld nicht verlieren.«
    »Gleichviel,« sagte Frau von Tourville, »ein guter Eilbote wäre mir lieber, als alle Eure Grundsätze. Nicht wahr, Frau Prinzessin?« – »Ja, ich muß es gestehen,« erwiderte Frau von Condé.
    »Eure Hoheit wird befriedigt werden; denn sie wird heute drei erhalten,« versetzte Lenet mit derselben Kaltblütigkeit.
    »Wie, drei?« – »Ja, Madame, den ersten hat man auf der Straße von Bordeaux gesehen, der zweite kommt von Stenay, und der dritte von Larochefoucault.«
    Die beiden Prinzessinnen stießen einen Schrei freudigen Erstaunens aus. Frau von Tourville kniff sich in die Lippen.
    In demselben Augenblick erblickte man zwei Reiter, die im Galopp durch das Gitter des Schlosses sprengten. Sogleich verließ ein Haufe von Neugierigen die Rasen- und Blumenbeete und drängte sich an das Geländer, um etwas von den Nachrichten zu erhaschen.
    Die Reiter stiegen ab; einer von ihnen übergab dem andern, der sein Lakai zu sein schien, den Zügel seines von Schweiß triefenden Pferdes und ging oder lief vielmehr zu den Prinzessinnen, die er an einem Ende der Galerie erblickte, während er durch das andere eintrat.
    »Claire!« rief die Prinzessin.
    »Ja, Hoheit; empfangt meine Huldigung, Madame.«
    Und ein Knie auf die Erde setzend, versuchte es der Jüngling, die Hand der Frau Prinzessin zu ergreifen, um sie ehrfurchtsvoll zu küssen.
    »In meine Arme! teure Vicomtesse, in meine Arme!« rief Frau von Condé, sie aufhebend.
    Und nachdem er sich mit allen Zeichen der Ehrfurcht von der Frau Prinzessin hatte umarmen lassen, wandte sich der Reiter zur Prinzessin-Witwe, vor der er sich achtungsvoll verbeugte.
    »Sprecht rasch, liebe Claire!« sagte diese.
    »Ja, sprich,« wiederholte Frau von Condé, »hast du Richon gesehen?«
    »Ja, Hoheit, und er hat mir einen Auftrag an Euch gegeben.«
    »Einen guten oder einen schlimmen?« – »Ich weiß es selbst nicht; er besteht in zwei Worten.«
    »In welchen? Schnell, ich sterbe vor Ungeduld.«
    Und die lebhafteste Angst war auf den Gesichtern der zwei Prinzessinnen ausgeprägt.
    »Bordeaux – ja,« sagte Claire, selbst unruhig über die Wirkung, die diese zwei Worte hervorbringen würden.
    Aber sie ward bald beruhigt, denn die Prinzessinnen erwiderten mit einem Triumphgeschrei, das Lenet vom Ende der Galerie herbeilockte.
    »Lenet! Lenet! kommt, kommt!« rief die Prinzessin; »Ihr wißt nicht, welche Nachricht die gute

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