Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
Monroe ungeschlagen, selbst Carla Bruni kommt da nicht heran. Von ihrer ersten Ehe mit dem unbedarften Nachbarsjungen Jim Dougherty, mit dem sie immerhin freundschaftlich verbunden war, einmal abgesehen, angelte sie sich nicht nur Amerikas Sportlegende Joe DiMaggio, sondern auch Arthur Miller, den international gerühmten Vorzeige-Intellektuellen. Dazu kamen Affären mit US-Präsident John F. Kennedy und dessen Bruder Robert.
Doch Marilyn Monroes Vorzeigefunktion in Sachen selbstbestimmter Sexappeal, Geschäftssinn, Männer und internationaler Erfolg verblasst angesichts des Maßstabs, den sie in Sachen langes Schlafen gesetzt hat. Sie ist die Krönung der Langschläfer. Welche von Hollywoods klassischen Filmdiven konnte es sich damals schon leisten, nach den Beleuchtern, den Kameraleuten, dem Regisseur oder gar den Wichtigtuern aus Produktion, Leitung oder Chefetagen am Set zu erscheinen? Niemand hätte es riskiert – und selbst ein Topstar wie Grace Kelly nahm, wenn auch klagend, in Kauf, immer früher am Drehort erscheinen zu müssen, damit durch immer aufwendigeres Make-up Frische und Freundlichkeit ins Gesicht gezaubert wurden. Die Monroe kratzte das nicht. Bei ihr reichte ein einfaches Ausgeschlafensein nicht aus – nach dem ersten späten Erwachen schlief die Einzigartige einfach ein weiteres Mal ein. Was bedeuteten schon Produzenten, denen die Halsschlagader schwoll, weil sie bei jeder Minute, die das hundertköpfige Team mit Warten auf den Star verbrachte, die Unsummen vor Augen hatten, die gerade verpufften? Viel wichtiger war der Monroe der wohltuende Effekt eines verlängerten Morgenschlummers. Drei Stunden Verspätung? Peanuts. Sie ließ die Leute locker auch acht Stunden warten, manchmal kam sie gar erst einen Tag später zu den Dreharbeiten. Mit erfreulicher Wirkung, denn das lange Schlafen ersparte den Leuten in der Maske nicht nur aufwendiges Make-up, es beförderte die Künstlerin auch zwangsläufig in den Mittelpunkt.
Und die Monroe hatte nur große Auftritte. Ob beim Geburtstag ihres Freundes John F. Kennedy, vor den US-Truppen in Südkorea oder eben am Filmset: ihr Auftreten garantierte ihr die Aufmerksamkeit, die sie für sich beanspruchte. Und alle, die sie anfangs zähmen wollten, fügten sich ihrem Tempo, weil sie ihrem Talent, ihrem Können und ihrem großartigen Gespür für das richtige Timing erlegen waren. Billy Wilder prägte für die Monroe ein immerwährendes Bonmot: »Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet. Es kommt darauf an, auf wen man wartet.«
Lektionen für Lerchen
Schlafe! Was willst du mehr?
Johann Wolfgang von Goethe, Nachtgesang
Die Fronten sind klar abgesteckt: Von der Mehrheit der früh Erwachenden wird den Eulen die Opferrolle zugedacht. Auf ewig soll den Langschläfern das Unbehagen der frühen Stunde schmerzlich erhalten bleiben. Eine Mischung aus Rechthaberei, missionarischem Eifer und der Gewissheit, den einzig wahren Lebensstil zu pflegen, wird von den Frühaufstehern zu einer Betonwand erhoben, an der sich die Langschläfer die Köpfe stoßen sollen.
Doch das muss man sich nicht gefallen lassen! Begegnen Sie den mal unverschämten, mal hämischen Ratschlägen der Bettflüchtigen nicht mit leidvoller Ignoranz, sondern mit Härte. Weisen Sie diese moralinsauren Fanatiker in die Schranken, indem Sie Ihnen weh tun. Zerrütten Sie den moralischen Führungsanspruch, das elitäre Denken und die lästige Litanei der Frühaufsteher!
Fallbeispiel 1: Der Frühaufsteher als Partner
Gehen Sie präventiv in die Offensive. Wenn Sie die auf Belehrung und Bekehrung ausgerichtete Mimik eines frühaufstehenden Partners schon im Ansatz erkennen, ersticken Sie seine Mission im Keim. Umarmen Sie ihn fest und sagen Sie ihm dabei so freundlich wie deutlich, dass Sie nichts zum Thema Morgenstund hören wollen, weder heute noch in Zukunft. Wann immer Ihnen Ihr ruheloser Partner danach dennoch empfiehlt, den Tag früher zu beginnen, drehen Sie dem Besserwisser den Rücken zu. Drohen Sie mit Maßnahmen: getrennten Schlafzimmern, Sexstreik. Seien Sie bewusst patzig, unwirsch und schlechtgelaunt und fordern Sie Ihren Partner auf, statt Rumzunörgeln schon mal Brötchen und die Zeitung zu holen, Kaffee zu machen und den Müll runterzubringen, wenn er doch ohnehin schon so früh wach sei. Tun Sie das ruhig im Befehlston, denn Langschläfern kann man am Morgen keine Diskussionsbereitschaft abverlangen. Handeln Sie instinktiv und ohne Scham: Sie werden bemerken, dass sich
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