Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
nach mehrmaliger Wiederholung dieses Prozedere Ihr Schlafsaldo erhöht.
Fallbeispiel 2: Mutter am Telefon
»Ja, ich weiß … Ja, mach ich … Natürlich … Klar … Ja, … Bitte, ja, bis dann … ja, okay, Mama, ja … TSCHÜSS!« Gegen solche Telefonate am frühen Sonntagmorgen hilft nur eins: Telefonstecker rausziehen! Und zwar schon am Abend zuvor. Wenn Sie dann gegen 13 Uhr gemütlich am Frühstückstisch sitzen, sind Gespräche dieser Art zwar auch nicht erbaulicher, aber da haben Sie wenigstens schon Ihren Kaffee in der Tasse, an der Sie sich festhalten können. Während Sie das Sonntags-Update Ihrer werten Verwandtschaft über sich ergehen lassen, können Sie Kräfte sammeln für Ihre süße Revanche. Fortan rufen Sie an! Und zwar täglich. Nie wieder auf einen Anruf warten! Mutti wird sich freuen. Ab 22 Uhr ist dann Ihre Zeit – und halten Sie sie an der Strippe, bis die erste Schlummerstunde verstreicht. Keine Scheu: Ihre Mutter ist Ihre Mutter, und sie bleibt es auch weiterhin.
Fallbeispiel 3: Der Chef als 9-Uhr-Fetischist
Erst einmal muss die Haltung stimmen: Kaum ein Chef ist es wert, sich für ihn persönlich zum frühen Termin zu erheben. Wenn der Job es verlangt, ist das schlimm genug; für weitere freiwillige Zugeständnisse darf hingegen kein Raum sein. Konferenzen um neun Uhr? Vieraugengespräche gleich nach Ihrer Ankunft in der Firma? Kreativmeetings noch vor der Mittagszeit? Nichts für Sie! Und das müssen Sie aus jeder Pore ausströmen! Geben Sie Ihrer noch morgendlich unkoordinierten Feinmotorik freien Lauf: Stoßen Sie gegen alles, was Ihnen in die Quere kommt, rempeln Sie, lassen Sie die Türen laut ins Schloss und die Lieblingstasse des Chefs auf den Boden fallen. Besudeln Sie die Unterlagen mit einem umgestoßenen Glas Wasser. Leiten Sie versehentlich beim Telefonieren den Faxanschluss auf den Chefapparat um. Und quälen Sie sich bei allem eine vergähnte Entschuldigung ab. Wirken Sie bis mindestens zehn Uhr bemüht und belastet, angestrengt und bestrebt. Doch vergessen Sie, solange der Chef in der Nähe ist, das sonnige Lächeln nicht. Und sobald Ihre Biokurve sich aus dem Tief eines verpatzten Morgens in die Höhe eines aussichtsreichen Mittags bewegt, seien sie zu 200 Prozent bei der Sache! Wirken Sie so aufgeweckt, wie es nun einmal Ihre natürliche Art ist. Ballern Sie all Ihre guten Ideen raus. Ersuchen Sie um ein persönliches Gespräch mit Ihrem Chef, in dem Sie mit Ihren Vorschlägen glänzen. Zeigen Sie, dass das Problem nur am frühen Morgen und nicht etwa bei Ihnen zu finden ist. Denn ab elf sind Sie unschlagbar.
Fallbeispiel 4: Der Kollege als Lerche
Grundsätzlich gilt: Sie dürfen am Morgen im Büro Ihre schlechte Laune nicht nur vor sich her tragen – Sie müssen es sogar, wenn Sie jemals auf Veränderung hoffen wollen. Leiden Sie so sichtbar, dass Sie sogar der forsche Frischfrosch von gegenüber zum Erbarmen findet. Gähnen Sie immerzu und schlürfen Sie dazwischen lautstark Ihren Kaffee. Reagiert Ihr Gegenüber mit Verständnis und Mitleid? Dann haben Sie vielleicht einen heimlichen Mitstreiter gefunden. Schließen Sie sich dann mit diesem und anderen Neigungsverwandten zu Langschläfer-Kollektiven zusammen, um gemeinsam Strategien zu erarbeiten, die den Einfluss der Frühaufsteher auf Ihr Leben und Wohlbefinden verringern. Wenn nicht, dann erkennen Sie (wie bereits bei Ihrem Partner) vorausschauend die niederträchtige Absicht zur Mahnung und gehen in die Offensive: Kommen Sie den ewigen kollegialen Belehrungen zuvor, indem Sie die guten Absichten, ja gar die Sittlichkeit der Mahners in Frage stellen. Lassen Sie sich mit Bemerkungen wie »Schläfst Du noch?« oder »War’s gestern wieder lang?!« gar nicht erst in die Ecke drängen, sondern ballern Sie aus vollen Rohren zurück: Enttarnen Sie Ihr frühfröhliches Gegenüber als humorlose, unmoralische, rücksichtslose, dumme, intolerante, militaristische, reaktionäre, schulmeisterliche, kleinkarierte, analfixierte, engstirnige, langweilige, spießige, schmallippige, beschränkte Pottsau, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf, schöpfen Sie aus dem Fundus Ihrer Ideen und haben Sie keine Scheu vor den Niederungen der Beleidigung. Aber: Erkennen Sie Ihre Grenzen. Es ist früh am Morgen – Sie haben einfach noch keinen Esprit. Achten Sie deshalb nicht auf Ihren Satzbau oder geistvolle Formulierungen. Ihre Offensive muss einfach nur sitzen. Wer dann noch nicht
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