Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
schwerer fällt, für die Struktur von B-Typen Verständnis aufzubringen. Aber dafür können sie nichts, das hängt eben auch mit ihrer genetischen Veranlagung zusammen. Im Umgang miteinander sollte man wissen: Ein A-Typ fühlt sich in einem geregelten Umfeld wohler, ein B-Typ fühlt sich in einem immergleichen Umfeld wie in einem Gefängnis. Ein A-Typ wiederum fühlt sich von der Flexibilität eines B-Typen bedroht. Deshalb ist es mir wichtig zu betonen: Es geht in einer B-Society, wie ich sie mir vorstelle, darum, dass man ein Klima von Toleranz und Akzeptanz schafft, das hilfreich ist, um beide Typen in eine funktionierende, moderne Gesellschaft zu integrieren. Das geht nur, wenn man dem anderen seine Disposition nicht übelnimmt, sondern verinnerlicht, dass – egal ob A- oder B-Typ – dieser nichts dafür kann, wie er veranlagt ist. Denn: A-Typen sind zwar rigide, aber B-Typen sind auch nicht immer nett zu A-Typen – sie lassen sie durchaus spüren, wie spießig sie sie finden. Und wer will das schon von sich hören.«
Erst wenn beide Gruppen füreinander Verständnis und Toleranz aufbringen, Sticheleien unterlassen und das angeborene Schlafbedürfnis des anderen als gegeben hinnehmen, statt einander ändern wollen, ist eine Basis der Annäherung geschaffen. »Das Grundlegende ist, das jeder akzeptiert, dass der andere nicht böswillig ist, sondern aufgrund seiner biologischen Veranlagung andere Bedürfnisse hat. Dabei ist zu beachten, dass ein B-Typ die ganzen gesundheitlichen Risiken zu tragen hat, denen er ausgesetzt ist, wenn er sich einer Gesellschaft anzupassen versucht, die auf A-Typen ausgerichtet ist. Auch aus diesem Grunde sollten A-Typen mehr Akzeptanz ausüben und sollten Kommentare wie ›Ach, bist du auch schon da?‹ oder: ›Na, hast du den halben Tag verschlafen?‹ unterlassen. Solche Kommentare schüren nur Missmut, und wenn solch ein Klima vorherrscht, mindert man die Lebensqualität der Mitarbeiter, und wenn die Mitarbeiter sich in einer Firma nicht wohl fühlen, sind sie auch weniger produktiv.«
Es geht so gesehen darum, Brücken zu bauen, anstatt Gräben zu vertiefen. »Das Wichtigste ist, dass A- und B-Typen miteinander in Dialog treten. Natürlich möchte ein A-Typ in einer A-Gesellschaft leben. Das ist aus seiner Perspektive verständlich, denn es passt zu seinem biologischen Rhythmus, seiner Lebens- und Arbeitswelt und auch zu der Familienform, die er gewählt hat. Er hat viele Vorteile in unserer Gesellschaft, die seine Struktur bevorzugt. Warum sollte er das aufgeben?«
Wenn Camilla Kring Firmen oder Konzerne berät und versucht, die Dienstpläne so flexibel einzurichten, dass sowohl die Bedürfnisse von A- als auch die von B-Typen berücksichtigt werden, wird sie oft mit der Sorge konfrontiert, dass alles im Chaos ende, dass die B-Typen, die ohnehin im Verdacht stehen, vieles nicht so genau zu nehmen, und ihre Arbeitspflicht vernachlässigen könnten und man nie einen Moment finde, in dem man gemeinsam arbeite. Camilla Kring kann diese Befürchtungen leicht zerstreuen, indem sie sagt: »B-Typen sind sehr soziale Menschen. Wenn man ihnen die Freiheit gibt, ihre Arbeitswelt nach eigenen Bedürfnissen auszurichten, dann werden sie es einrichten, dass man sich trifft und miteinander redet und sich abspricht. Ein typischer A-Rhythmus beginnt um 6 Uhr morgens und endet um 22 Uhr abends; ein typischer B-Rhythmus beginnt um 10 Uhr morgens und endet zwischen 1 und 2 Uhr nach Mitternacht. Das sind lediglich vier Stunden Zeitverschiebung, die zwischen den beiden Rhythmen bestehen. Das ist überwindbar. Und es gibt sogar ein paar Stunden, in denen beide synchron gut drauf sind: Nämlich von 11 bis 13 Uhr. In diese Zeit sollte man am besten die Besprechungen und Konferenzen legen.«
Wenn die B-Aktivistin von einer B-Society spricht, befürchten die meisten, dass sie mehr Nachtarbeit einfordern will – was natürlich Unsinn ist, denn es geht lediglich darum, beide Rhythmen optimal aufeinander abzustimmen: »Ich empfehle den A-Typen, in der ruhigen Zeit des Morgens, wenn die B-Typen noch nicht im Büro sind, sich möglichst ihr schwierigstes Projekt vorzunehmen, weil sie da in der Regel ungestört sind. B-Typen hingegen empfehle ich, sich das schwierigste oder wichtigste Projekt am späten Nachmittag vorzunehmen, wenn sie mental auf der Höhe sind und die A-Typen bereits Feierabend haben. So kann jeder die Zeit, in der er Ruhe hat, optimal und zum Wohle der Firma ausnutzen. Für einen
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