Flucht in die Arme des Maharadschas
1. KAPITEL
„Ash …“
Prinzessin Sophia, die jüngste Tochter des Herrscherpaars im Inselkönigreich Santina, hauchte den Namen leise, fast andächtig. Ihn nur zu flüstern, sandte schon heiße Schauer über ihren Rücken.
Ash.
Drei harmlose kleine Buchstaben, die unversehens Erinnerungen an ihre wilde, ungestüme Teenagerliebe wachriefen. Und jetzt schien die Luft um sie herum elektrisch geladen zu sein, obwohl Sophia sich unzählige Male geschworen hatte, etwas Derartiges nie wieder zuzulassen.
Natürlich hatte sie gewusst, dass er eine Einladung zur Verlobung ihres ältesten Bruders erhalten würde. Doch ihm nach all der Zeit im elterlichen Palast in Santina plötzlich gegenüberzustehen, war noch einmal etwas ganz anderes, wie sie gerade feststellte.
Erkannt hätte sie ihn immer und überall. So wie vor wenigen Minuten, obwohl sie ihn nur von hinten gesehen hatte, als er in den Ballsaal geschlendert kam und mit nonchalanter Geste ein angebotenes Glas Champagner ablehnte. Diese typische Kopfhaltung, das dichte schwarze Haar und die Art, wie es sich im Nacken leicht kringelte …
Sehnsüchtiges Verlangen flammte in ihr auf. Sie wollte die Hände in der dunklen Haarpracht vergraben und Ashs Kopf zu sich ziehen, um seinen Mund auf ihrem zu spüren. Ein wohliges Schaudern überlief sie bei dieser verwegenen Vorstellung, und ohne sich dessen bewusst zu sein, fuhr Sophia mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe. Manche Dinge ändern sich wohl nie, dachte sie voller Wehmut.
Eine ganz besondere Art von Sehnsucht, von Begehren, von Liebe …
Ob es daran lag, dass er ihre erste Liebe gewesen war? Aber nur ein Narr würde behaupten, die erste müsste zugleich auch die einzige Liebe sein und bleiben. Und ein Dummkopf war sie ganz sicher nicht.
Ash hatte ihre zart aufflammende Liebe damals im Keim erstickt, indem er sie brutal zurückgewiesen, sie als Kind bezeichnet und ihr erklärt hatte, dass es gefährlich sei, einem Mann seines Alters derart unverblümte Avancen zu machen. Und wie glücklich sie sich schätzen könnte, an einen Ehrenmann geraten zu sein, der zu anständig war, um ihre geradezu sträfliche Naivität auszunutzen.
Wenn er sich wenigstens die Bemerkung verkniffen hätte, aus ihnen wäre auch nichts geworden, wenn sie älter wäre, weil er bereits vergeben war!
Damals hatte Sophia sich geschworen, ihre Liebe zukünftig nur noch jemandem zu schenken, der es auch wert war. Einem Mann, der sie ebenso heiß und aufrichtig liebte wie sie ihn.
Und weil sie diesem Schwur treu bleiben wollte, brauchte sie jetzt Ashs Hilfe, wie sehr sich ihr Stolz dagegen auch auflehnte.
Energisch stellte sie ihren unberührten Drink auf einem Tablett ab und ging auf den hochgewachsenen Mann zu, der ihr immer noch den Rücken zuwandte.
Mitten im überfüllten Ballsaal des Santina-Palasts zu stehen, der auf der malerischen Mittelmeerinsel gleichen Namens lag, erschien Ashok Achari seltsam unwirklich. Aber das lag nicht an dem prachtvollen Anwesen, das der königlichen Familie sowohl als offizielle Residenz wie auch als privates Heim diente.
Nicht die Spur eines Lächelns hellte die markanten dunklen Züge des Maharadschas von Nailpur auf, während er die pompöse Umgebung auf sich wirken ließ. Vor den weit geöffneten Flügeltüren des imposanten Festsaals, der von riesigen Kristalllüstern erhellt wurde, hatten Wächter in königlicher Livree Aufstellung bezogen. Eine mindestens ebenso beeindruckende Truppe der königlichen Leibgarde empfing die ankommenden Gäste bereits am Eingang des Palasts. Sobald die schwere Limousine vorfuhr, mit der er vom Flughafen abgeholt worden war, hatten sie Haltung angenommen und salutiert – als Ehrenbezeugung gegenüber seinem ebenfalls königlichen Stand.
Man scheute keine Kosten und Mühen, um die Verlobung des Kronprinzen von Santina standesgemäß zu zelebrieren.
Um Ashs Mundwinkel spielte ein mokantes Lächeln, während er den Blick über die illustre Gästeschar wandern ließ. Er selbst verdankte seine Anwesenheit dem Umstand, dass Alex und er alte Schulkameraden und immer noch eng miteinander befreundet waren. Obwohl er sich lieber vor der Verlobungsparty gedrückt hätte, da für ihn weit wichtigere Termine anstanden, war der Maharadscha ein Mann mit ausgeprägtem Pflichtgefühl. Und das hatte ihn schließlich dazu bewogen, die Einladung anzunehmen. Trotzdem stand sein Privatjet bereit, um ihn frühestmöglich nach Mumbai zurückzufliegen. Auf keinen Fall durfte er das
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