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Der gefährliche Drache

Titel: Der gefährliche Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Euch erwarten.«
    Ehe ich auf seine grotesken Worte reagieren konnte, packte er mich um die Taille, presste mich an sich und drückte seine Lippen auf meine. Ich hätte nicht sagen können, ob es ein guter Kuss war oder nicht, weil ich mir alle Mühe geben musste, mich nicht zu übergeben. Der Lüsterne Jack hatte jedenfalls noch nie etwas von Zahnpasta oder sonstiger Mundpflege gehört, obwohl er sie dringend benötigte.
    Ich drehte das Gesicht zur Seite und stemmte mich mit aller Macht von seiner Brust weg, doch seine Übungen auf dem Turnierplatz hatten ihm Bärenkräfte verliehen. Seine Arme umklammerten mich wie Stahlbänder.
    »Sie hat Temperament«, sagte er atemlos. »Sie hat Feuer.«
    Ich würgte, als mir sein Bierdunst in die Nase kroch, doch dann hob ich entschlossen ein Knie zum Saum seines Wamses.
    »Wenn Sie je wieder aufrecht im Sattel sitzen wollen«, sagte ich keuchend, »lassen Sie mich augenblicklich los.«
    Sir Jacques senkte seinen Blick, überdachte seine Lage kritisch und ließ mich frei. Vor Wut zitternd wich ich zurück.
    »Wagen Sie es nie mehr, mir nahezukommen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Und kaufen Sie sich eine Zahnbürste, um Himmels willen!«
    Angewidert spuckte ich in die Feuerstelle, machte auf dem Absatz kehrt und brauste davon. Ich lief und lief, bis ich etliche Jurten zwischen mich und den Drachenritter gebracht hatte, dann huschte ich in die Lücke zwischen zwei leeren Armeezelten, um wieder zu Atem zu kommen. Vor Widerwillen bebend, spuckte ich mehrmals aus.
    Während ich darauf wartete, dass sich mein Blutdruck senkte, dämmerte es mir allmählich, dass ich bei meiner unverhofften Begegnung mit dem Lüsternen Jacques trotz allem zwei nützliche Informationen erworben hatte. Zum einen hatte ich erfahren, dass Edmond noch eine ganze Zeit lang nicht zu seinem Zelt zurückkehren würde, und zum anderen erinnerte ich mich jetzt wieder daran, dass das Händlercamp einige hundert Meter zur Linken des farbenfrohen Pavillons lag.
    Ermutigt wischte ich mir mit dem Hemdärmel über den Mund und machte mich auf den Weg. Ich fand es ohne weitere Schwierigkeiten und, mich an die Beschreibung von Mistress Farseeing erinnernd, ging ich von Zelt zu Zelt, bis ich das ordentlichste gefunden hatte. Abgesehen von einem Fahrrad in Blau metallic, das danebenstand, und einem riesigen Wasserkrug auf einem Hocker in der Nähe des Zelteingangs war der Platz darum herum aufgeräumt, auch nicht ein Schnipselchen Abfall lag herum. Ich war mir jedoch erst hundertprozentig sicher, mein Ziel erreicht zu haben, als ich auf dem ledernen Werkzeugbeutel am Fahrradlenker ein Monogramm entdeckte.
    »ED«, sagte ich leise und fuhr mit der Fingerspitze die Initialen nach. »Edmond Deland. Heureka, ich habe es gefunden!«
    Edmonds Zelt war deutlich größer als ein durchschnittliches Handtuch, aber ganz sicher nicht gerade Tadsch Mahal. Mit den Seilen, Pflöcken und dem khakifarbenen Segeltuch, den geraden Wänden und dem spitzen Dach sah es wie ein altes Armeezelt aus. Es war nicht schick, doch schien es genügend Kopffreiheit und Liegefläche für vier enge Freunde zu bieten. Ich borgte mir eine Handvoll Wasser aus dem Krug, um mir gründlich den Mund auszuspülen, ehe ich die Zelttür zur Seite zog und Edmonds Domizil betrat.
    Es war bescheiden, beinahe spartanisch. Das Zelt hatte keinen Boden, aber Edmond hatte für Regentage vorgesorgt, indem er seine Habseligkeiten auf Plastickisten verstaut hatte. Ansonsten bestand das Mobiliar aus einem schmalen Feldbett, einem Kartentisch und einem Klappstuhl. Auf dem Tisch gab es einen Plastikteller, eine Plastiktasse und Plastikbesteck, und an der Dachstange hing eine Campinglaterne. Sein Kulturbeutel, ein ordentlich gefaltetes Handtuch und ein kleiner, rechteckiger Spiegel lagen auf einer Plastikkiste am Fuße seines Bettes.
    Eine weitere Kiste neben dem Kopfende war mit den üblichen Accessoires bestückt. Das gerahmte Foto von Mirabel blickte zum Kissen. Darauf hatte sie ihr langes braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie trug ein blassrosa T-Shirt, Jeans und braune Sandalen und stand auf den Eingangsstufen eines einfachen Backsteinbungalows. Sie blickte scheu in die Kamera, als wäre es ihr ein wenig peinlich, auf dem Film verewigt zu werden.
    Während ich Mirabels lächelndes und sehr junges Gesicht betrachtete, fragte ich mich, ob sie wusste, wie sehr Edmond sie liebte. Ich bezweifelte es. Die Eddies dieser Welt bekamen nicht sehr viel

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