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Der gefährliche Drache

Titel: Der gefährliche Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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los war als bei meiner Ankunft. Wohin ich auch schaute, überall kochten Camper Abendessen, spielten Gitarre, machten Yoga, tranken ein Bier oder führten scherzhafte Gespräche; die jungen Leute versuchten auf alle möglichen Arten, sich von der Anspannung des Tages Luft zu machen. Der Menschenandrang und Edmonds Rückkehr bestätigten mir, dass die Kirmes die Pforten für dieses Wochenende endgültig geschlossen hatte.
    Was bedeutete, dass die Haupteingänge im Torhaus ebenfalls verschlossen waren. Doch ich machte mir keine Sorgen, auf dem Kirmesgelände oder, schlimmer, im Camp gefangen zu sein und dort die Nacht verbringen zu müssen, kannte ich doch einen geheimen Ausgang. Sobald ich das Kirmesgelände erreicht hatte, ging ich in Richtung Shire Stage und zu dem dahinterliegenden Tor, das mir Jinks gezeigt hatte.
    Inzwischen war ich so entmutigt, dass ich auch nicht den leisesten Protest erhoben hätte, wäre ich festgenommen worden. Die Fahrt in einem Polizeiwagen hätte mir den langen Fußweg nach Hause erspart. Doch so sehr ich auch Ausschau nach einem eifrigen Wachmann hielt, die Gassen lagen verlassen da, die Buden waren verschlossen und die Bühnen leer. Einen Ort, der kurz zuvor noch so von Leben erfüllt gewesen war, plötzlich derart verstummt zu sehen, war traurig. Deshalb verspürte ich kein Bedauern, als ich das Tor öffnete, hindurchschlüpfte und es leise hinter mir zumachte.
    Ich hielt mich an dem Schutzzaun entlang, der zu Mr Malverns Weide führte, und folgte dann dem von den Kühen angelegten Trampelpfad zum Zaunübertritt. Jinks’ Camper war nicht mehr da. Offensichtlich hatte er keine Zeit verloren, um den Kirmesstaub von seinen Schuhen zu schütteln und zu der Wohnung seines Freundes in Cheltenham zu fahren.
    »Kein Zechen mit den Kumpels heute Abend«, murmelte ich, während ich über den Zaunübertritt stieg. Ich rief mir seine Vorliebe für Riesling in Erinnerung und hoffte für ihn, dass sein Freund in Cheltenham über einen gut bestückten Weinkeller verfügte.
    Erst als ich in unserem hinteren Garten stand, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Edmonds Geräteschuppen hinter der Farthing Stage würde ein ausgezeichnetes Versteck abgeben. Die Krone lag womöglich in einer Werkzeugkiste, mit einem Öltuch bedeckt, oder hinter einem Sack Sägemehl, und niemand außer Edmond würde von dem Versteck erfahren. Die Erkenntnis, dass ich eine so gute Gelegenheit verpasst hatte, den Schuppen in aller Ruhe zu durchsuchen, nun, da die Kirmes menschenleer war, war einen Augenblick lang so überwältigend, dass ich schwankte.
    »Dumm, wie dumm, wie kannst du nur so dumm sein«, murmelte ich und schlug mir mit dem Handballen an die Stirn.
    »Lori?«, sagte Bill, der aus dem Wintergarten trat. »Ist alles in Ordnung?«
    Als ich mir vorgestellt hatte, wie Bill mich zum ersten Mal in meinem Aufzug sehen würde, hatte ich das Bild vor Augen, das Jinks und Lord Belvedere, ja sogar Sir Jacques zu sehen bekommen hatten. Aber jetzt war ich schmutzig, verschwitzt, zerzaust, entmutigt und vor Anspannung rot im Gesicht. Die Ungerechtigkeit all dessen, was mir widerfahren war, wallte in mir auf, und ich konnte das Heulen, das ich in Edmonds Zelt unterdrückt hatte, nicht länger zurückhalten. Ich warf mich in Bills Arme und brach in Tränen aus.
    »Alles in Ordnung«, brachte ich schniefend hervor, um dann wieder unkontrolliert an seiner Schulter zu schluchzen. »Es war einf-fach nur ein langer T-tag.«

18
    WILL UND ROB galoppierten in den Garten, um nachzusehen, was da los war. Nachdem sie mich in Augenschein genommen hatten, beschlossen sie, ich sei deshalb so aufgelöst, weil mein neues Kleid schmutzig geworden war. Sie rieten ihrem Vater, es mir auszuziehen und so schnell wie möglich in die Waschmaschine zu stecken.
    Bill meinte, ein heißes Bad wäre ebenfalls hilfreich, und nachdem er den Rat der Jungen befolgt hatte, ließ er Wasser in die Wanne laufen und mich eine Weile in dem heißen Nass in Ruhe, während die Zwillinge den Tisch deckten und er einen Braten ins Rohr schob. Ihre Besorgtheit und Umsicht ließen mich umso schlechter fühlen. Als Bill wieder ins Bad kam, um nach mir zu sehen, hatte ich meinem Badewasser noch reichlich Salzwasser beigemischt.
    Mein armer Mann musste eine geschlagene halbe Stunde auf dem Badewannenrand sitzen und mir versichern, dass ich keine Rabenmutter und keine schreckliche Ehefrau war und auch nicht der größte Trottel mit dem kleinsten Spatzenhirn der Welt, bis

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