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Der geheime Brief

Der geheime Brief

Titel: Der geheime Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Ernestam
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machen würde.«
    Du hast immer mehr gewusst als wir anderen.
    »Ich wollte, dass du glücklich wirst.«
    Ich war glücklich mit Jakob. Nur wusste ich das nicht. Traum wird zu Wachsein wird zu Traum und Lea ist ein flüchtiger Schatten an meiner Bettkante. Meine Gedanken und ihre Antworten und unser großes, gemeinsames Wissen. Meine feuchte Stirn, und sie tupft sie mit einem Taschentuch ab.
    »Weißt du noch, wie wir mit Kaffee gehandelt haben. Was wir da für Geschäfte gemacht haben. Wir hätten es weit bringen können. Hätten den großen Protzen eine lange Nase drehen können.«
    Wir haben überlebt.
    »Wir sind mit den Kerlen fertiggeworden, Rakel. Ich wüsste gern, ob die Frauen, die nach uns kommen, das besser machen. «
    Das will ich doch hoffen.
    »Weißt du noch, wie wir echte Bohnen gemahlen haben, Rakel? «
    Der Kaffee …
    »Wie der geduftet hat. Erinnerst du dich an die Nachbarinnen,
als wir ihnen echte Ware zum Schimmelbrot angeboten haben? Ich weiß, was das für ein Gefühl war. Dort, wo wir waren, in Afrika und Asien, gibt es viele elende Menschen. Verarmt und erbärmlich, aber ich war abgehärtet und konnte damit umgehen.«
    Wasser …
    »Mein Leben ist gut geworden. So gut, wie es werden konnte. Ich habe manchen Menschen zu einem erträglicheren Leben verholfen, und ich konnte reisen und Dinge sehen, die mich dazu gebracht haben, zu verstehen. Der Gefährte an meiner Seite, nicht mehr und nicht weniger als das, und ich hatte recht, so, wie ich geplant hatte. So viel Weinen, so viel Lachen. Nichts hätte anders kommen können.«
    Dein Leben ist noch nicht zu Ende.
    »Doch, Rakel. Mit dir nimmt mein Leben ein Ende. Sein lebendiger Teil.«
    Der Krieg.
    »Ja, ich habe sie niemals vergessen können.«
    Sie habe ich niemals vergessen können.
    »Wie sie auf den Wellen tanzten. Ihre fehlenden Gesichter. Ihre Einsamkeit. Ihre Körper, die zwischen den Resten des Schiffes trieben, das sie hätte beschützen sollen.«
    Sie haben es nie erfahren.
    »Sie wussten, dass er tot war. Sie haben erfahren, wo er umgekommen war, und dass er irgendwo liegt.«
    Sie müssen es erfahren.
    »Niemand muss irgendetwas, Rakel.«
    Wie konntest du so fest auf Gott vertrauen?
    »Weil ich niemals etwas Besseres gefunden habe.«
    Das hat dir gereicht?
    »Ich bin immer schon mit wenig zurechtgekommen.«
    Eine Kohlmeise. Ich sehe sie.

    »Ich höre sie.«
    Er bekommt eine Tochter.
    »Wer?«
    Mein Kleiner.
    »Ich schicke ihr mein silbernes Kreuz, wenn sie achtzehn wird. Dann hat sie mich am Hals.«
    Alle wollten dich am Hals haben.
    »Ich wollte nur dich.«
    Ich liebe dich…
    »Ich liebe dich auch, Rakel. Ich habe niemals jemanden so geliebt wie dich. Wir sind eins, aus dem durch Zufall zwei wurden. «
    Machst du die Kerze an?
    »Das habe ich schon getan. Siehst du das nicht? Die Kerze brennt ruhig und stetig. So, wie mich die Kerze im silbernen Leuchter in all den Jahren geführt hat.«
    Ich war immer bei dir.
    »Du bist immer bei mir.«
    Es wird dunkel.
    »Du gehst dem Licht entgegen.«
    Alles verschwindet.
    »Ja, Rakel. Und doch ist es da.«
    Bist du noch da?
    »Ja, in deinen Gedanken.«
    Du hältst meine Hand.
    »Ich halte deine Hand.«
    »Nein, Rakel. Ich verlasse dich nie wieder.«
    Nie … mals … wieder.

Kapitel 21
September 2008
    Zu sehen, wie Izabella die Gäste empfing, war ein Geschenk des Lebens. Das ging ihr auf, als sie ihre nun noch schlankere Silhouette sah und sich daran erinnerte, wie Izebellas Hände beim Aufhängen der Fotografien gezittert hatten. Aber Izabellas Worte würden lange vorhalten, wenn der Zweifel den Alltag wieder mit Wolken zu überziehen drohte.
    Ein tiefer Atemzug. Ihre Stimme klang ruhig, wenn sie mit Izabella die Beleuchtung besprach oder mit Kennern über technische Aspekte diskutierte. Über die komplizierte Collagentechnik und die Jagd nach alten Kameras. Einige seltene Funde bei Sammlern und eine abgestaubte Technik in Kombination mit modernem Papier. Die Idee? Ich hatte die Möglichkeit, mich genauer über die Geschichte meiner Familie zu informieren. So viele Leben wurden von den Menschen auf diesen Fotografien beeinflusst. Auch mein eigenes? Ja, das kann man sagen.
    Sie trug neue Schuhe und ein lavendelblaues Kleid. Der Duft des Mandarinenparfüms aus Deutschland, ein Geschenk von Brigitte Seeger-Mallebré, gab ihr das seltsame Gefühl, an einem anderen Ort zu sein. Zugleich hatte sie sich selten so anwesend im Hier und Jetzt gefühlt. Ich, Inga Rasmundsen, stehe zu dieser

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