Der geheime Brief
Erleichterung und Leere, manchmal fast Trauer. Jetzt etwas anderes.
Ein Kunstkritiker kam auf sie zu. Er setzte sich zu ihr und Izabella und bat, einige Fragen stellen zu dürfen.
»Das hier ist wirklich anders als alles, was du bisher gemacht hast.«
»Wie meinst du das?«
Er machte eine vage Handbewegung.
»Ich habe deine letzte Ausstellung gesehen. Die, die du mit deinem Kollegen gemacht hattest.«
»Ach.«
»Sie war elegant, das weiß ich noch. Kühn und doch kontrolliert. Deshalb überrascht mich das hier ein wenig.«
»Warum denn?«
»Du warst immer so verfeinert bei allem, was du getan hast.«
»Ja?«
»Und jetzt scheinst du fast deine fotografische Identität verloren zu haben und arbeitest mit Collagen, die auf Fotografien anderer beruhen. Du bist sogar so weit gegangen, die Rahmen in den Mittelpunkt zu stellen.«
Sie hätte fragen können, was er meinte. Ob das nun positiv oder negativ sei. Sie hätte ihn bitten können zu erklären, was er unter verfeinert verstand. Ihn bitten können, jetzt und früher zu vergleichen. Sie hätte auch erklären können, dass jemand, der keine Veränderung wagt, im Morast steckenbleibt. Aber das Gesagte berührte sie nicht genug.
Sie bat also um Entschuldigung und ging zu Peter und Sofi. Sie stieß mit ihnen an, lachte über eine von Sofis spitzfindigen Analysen und dachte, dass Peter den scherzhaften Rat befolgt hatte, den sie ihm einmal gegeben hatte. Heirate eine selbstbewusste Frau, dann wird es dir im Leben wohlergehen.
Dann drängte sie sich zur Tür durch und ging hinaus. Es war ein fantastischer Septembertag. Blauer Himmel, herbstklare Luft. Sie schaute die Straße entlang und sah, wie die Menschen aneinander vorbeijagten. Sie waren einfach in ihrer Wirklichkeit gefangen, die sie als wichtig und unveränderlich definiert hatten. Sie ging einige Schritte und spürte, wie die Kälte sie in die bloßen Arme kniff. Dachte an Marstrand und dass sie bald
hinfahren würde. Sah vor sich das Meer, so wenig zu kontrollieren wie eine Menschenseele.
Und jetzt sah sie Niklas. Er war auf dem Weg zur Galerie. Er hatte die Jacke geschlossen und sein Gang verriet, dass er es eilig hatte. Er schaute die Hausfassaden an und hielt den Geigenkasten in der Hand. Er begegnete ihrem Blick, blieb stehen und streckte die Arme aus.
Die Gegensätze um sie herum. Weiße Wolken, gelbe Bäume. Sie selbst, ein Punkt in der Unendlichkeit. Vorsichtig hob sie die Kamera und fing ihn ein, in der Bewegung nach vorn.
Nachwort
Die Schlacht von Jütland, auch bekannt als die große Nordseeschlacht oder die Schlacht am Skagerrak, war die größte Seeschlacht des ersten Weltkrieges und der Neuzeit. Sie wurde vom 31. Mai bis zum 1. Juni 1916 ausgefochten. Die Hochseeflotte der deutschen Kaiserlichen Marine unter Führung von Admiral Reinhard Scheer traf dort auf die Hauptflotte der britischen Royal Navy unter Admiral Sir John Jellicoe. In Großbritannien ist die Schlacht als The Battle of Jutland bekannt, in Deutschland als die Schlacht am Skagerrak.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges blockierte die britische Flotte in der Nordsee wirkungsvoll die deutsche Küste. Auf diese Weise wurde jeglicher Transport von Vorräten über den Seeweg verhindert. Deutschland reagierte mit dem U-BootKrieg. Die neutralen Staaten Schweden, Norwegen und Dänemark wurden von dieser Kriegsführung in Mitleidenschaft gezogen.
Die deutsche Flotte, die im Grunde in die eigenen Häfen eingeschlossen war, suchte die Konfrontation, aber Kaiser Wilhelm widersetzte sich bis 1916, als die deutsche Flotte den Befehl erhielt, die britische anzugreifen. Der deutsche Plan lief darauf hinaus, Vizeadmiral Franz Hippners Spähtrupp zu benutzen, der aus fünf modernen Panzerkreuzern bestand. Sie sollten das Panzerkreuzergeschwader von Sir David Beatty
in die Geschützlinie der deutschen Kampfflotte locken und sie dort zerstören. Die Engländer aber hatten die deutschen Codes geknackt und wussten, dass ein größerer Einsatz bevorstand. Am 30. Mai stach Jellicoe mit der Grand Fleet in See, um sich mit Beatty zum Kampf gegen die deutschen Schiffe unter Scheer und Hippner zu vereinen.
Die deutsche und die britische Flotte lieferten sich eine furchtbare Schlacht, an der sich an die zweihundertfünfzig Schiffe beteiligten. Vierzehn britische und elf deutsche Wasserfahrzeuge wurden versenkt, mehrere andere schwer beschädigt. An die achttausend Mann kamen ums Leben, viele Leichen wurden an der schwedischen, norwegischen und
Weitere Kostenlose Bücher