Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
uns hier nichts angehn, sind wieder von dieser Form abgeleitet und unterstellen sie) erhält das Kapital seine reine Fetischform, G – G' als Subjekt, verkaufbares Ding. Erstens durch sein fortwährendes Dasein als Geld, eine Form, worin alle Bestimmtheiten desselben ausgelöscht und seine realen Elemente unsichtbar sind. Geld ist ja grade die Form, worin der Unterschied der Waren als Gebrauchswerte ausgelöscht ist, daher auch der Unterschied der Industriellen Kapitale, die aus diesen Waren und ihren Produktionsbedingungen bestehn; es ist die Form, worin Wert – und hier Kapital – als selbständiger Tauschwert existiert. Im Reproduktionsprozeß des Kapitals ist die Geldform eine verschwindende, ein bloßes Durchgangsmoment. Auf dem Geldmarkt dagegen existiert das Kapital stets in dieser Form. – Zweitens, der von ihm erzeugte Mehrwert, hier wieder in der Form des Geldes, erscheint ihm als solchem zukommend. Wie das Wachsenden Bäumen, so scheint das Geldzeugen ( tokos ) dem Kapital in dieser Form als Geldkapital eigen.
Im zinstragenden Kapital ist die Bewegung des Kapitals ins Kurze zusammengezogen; der vermittelnde Prozeß ist weggelassen, und so ist ein Kapital = 1000 fixiert als ein Ding, das an sich = 1000 A31 ist und in einer gewissen Periode sich in 1100 verwandelt, wie der Wein im Keller nach einer gewissen Zeit auch sei nen Gebrauchswert verbessert. Das Kapital ist jetzt Ding, aber als Ding Kapital. Das Geld hat jetzt Lieb' im Leibe. Sobald es verliehen ist oder auch im Reproduktionsprozeß angelegt (insofern es dem fungierenden Kapitalisten als seinem Eigentümer Zins abwirft, getrennt vom Unternehmergewinn), wächst ihm der Zins an, es mag schlafen oder wachen, sich zu Hause oder auf Reisen befinden, bei Tag und bei Nacht. So ist im zinstragenden Geldkapital (und alles Kapital ist seinem Wertausdruck nach Geldkapital oder gilt jetzt als der Ausdruck des Geldkapitals) der fromme Wunsch des Schatzbildners realisiert.
Es ist dies Eingewachsensein des Zinses in das Geldkapital als in ein Ding (wie hier die Produktion des Mehrwerts durch das Kapital erscheint), was Luther in seiner naiven Polterei gegen den Wucher so sehr beschäftigt. Nachdem er entwickelt, daß Zins verlangt werden könne, wenn aus der nichterfolgten Rückzahlung am bestimmten Termin dem Verleiher, der seinerseits zu zahlen hat, Unkosten erwachsen oder wenn ihm ein Profit, den er durch Kaufen, z.B. eines Gartens, habe machen können, aus diesem Grunde verlorengeht, fährt er fort:
»Nu ich dir sie (100 Gülden) geliehen habe, machest mir einen Zwilling aus dem Schadewacht, dass hie nicht bezalen, und dort nicht kaufen kann, und also zu beiden Teilen muss Schaden leiden, das heisst man duplex interesse, damni emergentis et lucri cessantis... nachdem sie gehöret, dass Hans mit seinen verliehnen Hundert Gülden hat Schaden gelitten und billige Erstattung seines Schadens fordert, faren sie plumps einhin, und schlahen auf ein jeglich Hundert Gülden, solche zween Schadewacht, nämlich, des Bezalens Unkost, und des versäumeten Gartens Kauf, gerade als weren den Hundert Gülden natürlich solche zween Schadewacht angewachsen, dass, wo Hundert Gülden vorhanden sind, die thun sie aus, und rechnen darauf solche zween Schaden, die sie doch nicht erlitten haben... Darum bist du ein Wucherer, der du selber deinen ertichten Schaden von deines Nähesten Gelde büssest, den dir doch Niemand getan hat, und kannst ihn auch nicht beweisen, noch berechnen. Solchen Schaden heissen die Juristen, non verum sed phantasticum interesse. Ein Schaden, den ein jeglicher ihm selber ertreumet... es gilt nicht also sagen, Es künnten die Schaden geschehn, dass ich nicht habe können bezalen noch kaufen. Sonst heisst's, Ex contingente necessarium, aus dem das nicht ist, machen das, das sein müsse, aus dem das ungewiss ist, eitel gewiss Ding machen. Solt' solcher Wucher nicht die Welt auffressen in kurzen Jaren... es ist zufällig Unglück, das dem Leiher widerfaret, ohne seinen Willen, dass er sich erholen muss, aber in den Handeln ist's umgekehrt und gar das Widerspiel, da suchet und ertichtet man Schaden, auf den benetigten Nehesten, will damit sich neren und reich werden, faul und müssig prassen und prangen von ander Leut Arbeit, sonder Sorge, Fahr und Schaden; dass ich sitze hinter dem Ofen und lasse meine Hundert Gülden für mich auf dem Lande werben, und doch weil es geliehen Geld ist, gewiss im Beutel behalte, ohne all Fahr und Sorge, Lieber, wer möchte
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