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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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solche Leute wie ihr? Was lächelt ihr? Weil ich mich mit euch so gemein gemacht habe? Das ist nun einmal geschehen; daran ist nichts mehr zu ändern ...! Lächle du mich nicht so an, du frecher Bube!« (Sie stürzte plötzlich auf Ippolit los.) »Er kann kaum noch atmen und verdirbt andere! Du hast mir diesen Jungen hier verdorben« (sie zeigte wieder auf Kolja); »er schwärmt immer von dir; du unterweist ihn im Atheismus, du glaubst nicht an Gott; und dabei stehst du in einem Alter, daß du noch Hiebe bekommen könntest, mein Verehrter! Pfui über euch ...! Also, Fürst Ljow Nikolajewitsch, wirst du wirklich morgen zu ihnen hingehen, ja?« fragte sie wieder fast atemlos den Fürsten.
    »Ja, ich werde hingehen.«
    »Dann kenne ich dich nicht mehr!« Sie drehte sich schnell um, um wegzugehen, kehrte aber plötzlich wieder zurück. »Wirst du auch zu diesem Atheisten gehen?« Sie zeigte auf Ippolit. »Aber warum lächelst du denn über mich?« schrie sie mit seltsam klingender Stimme und stürzte auf Ippolit los, dessen spöttisches Lächeln sie nicht ertragen konnte.
    »Lisaweta Prokofjewna! Lisaweta Prokofjewna! Lisaweta Prokofjewna!« wurde von allen Seiten zugleich gerufen.
    »Mama, das ist eine Schande!« rief Aglaja laut.
    »Beunruhigen Sie sich nicht, Aglaja Iwanowna!« antwortete Ippolit ruhig; Lisaweta Prokofjewna hatte ihn beim Arm gepackt und hielt diesen aus nicht recht verständlichem Grund fest; sie stand vor ihm und durchbohrte ihn förmlich mit ihrem wütenden Blick. »Beunruhigen Sie sich nicht! Ihre Mama wird schon selbst zu der Einsicht kommen, daß man sich an einem Sterbenden nicht vergreifen darf ... Ich bin bereit, eine Erklärung darüber abzugeben, warum ich gelacht habe ..., und werde mich sehr freuen, wenn man es mir verstattet ...«
    Hier überfiel ihn plötzlich ein heftiger Husten, den er eine ganze Minute lang nicht stillen konnte.
    »Er ist schon im Verscheiden und hält immer noch Reden!« rief Lisaweta Prokofjewna. Sie ließ seinen Arm los und sah erschrocken, wie er sich das Blut von den Lippen wischte. »Wozu willst du denn noch reden? Du mußt einfach hingehen und dich ins Bett legen ...«
    »Das wird auch geschehen«, erwiderte Ippolit leise, fast flüsternd, mit heiserer Stimme. »Sobald ich heute nach Hause komme, werde ich mich gleich hinlegen ... binnen vierzehn Tagen werde ich sterben, das weiß ich ... In der vorigen Woche hat es mir B...n selbst gesagt ... Also wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen noch ein paar Worte zum Abschied sagen.«
    »Aber hast du denn den Verstand verloren? Was? Das ist ja Unsinn! In ärztliche Behandlung mußt du; was hat es für Sinn, jetzt Gespräche zu führen! Geh, geh und leg dich ins Bett!« rief Lisaweta Prokofjewna erschrocken.
    »Wenn ich mich hinlege, so werde ich ja bis zu meinem Tode nicht wieder aufstehen«, versetzte Ippolit lächelnd.
    »Ich wollte mich schon gestern hinlegen, um vor dem Tod nicht wieder aufzustehen, verschob es aber um zwei Tage, solange mich die Beine noch tragen ... um heute mit denen hierher zu gehen ... Aber ich bin sehr müde ...«
    »So setz dich doch, setz dich doch! Warum stehst du? Da hast du einen Stuhl!« rief Lisaweta Prokofjewna eifrig und schob ihm selbst einen Stuhl hin.
    »Ich danke Ihnen«, fuhr Ippolit leise fort. »Setzen Sie sich mir gegenüber, dann wollen wir miteinander sprechen ... Wir müssen unbedingt miteinander sprechen, Lisaweta Prokofjewna; jetzt bestehe ich darauf ...« Er lächelte wieder. »Bedenken Sie, daß ich heute zum letztenmal in der freien Luft und unter Menschen bin und in zwei Wochen aller Wahrscheinlichkeit nach in der Erde liegen werde. Also wird das eine Art Abschied von den Menschen und von der Natur sein. Ich bin zwar nicht sehr sentimental; aber denken Sie sich: ich freue mich doch sehr, daß dies alles gerade hier in Pawlowsk vorgegangen ist; man sieht hier doch wenigstens einen grünen Baum.«
    »Aber wozu willst du denn jetzt ein Gespräch führen?« wandte Lisaweta Prokofjewna ein, die immer ängstlicher wurde. »Du fieberst ja vollständig. Vorhin kreischtest und quiektest du, und jetzt bekommst du kaum Luft und bist am Ersticken!«
    »Ich werde mich gleich wieder erholen. Warum wollen Sie mir meinen letzten Wunsch abschlagen ...? Wissen Sie, ich habe schon lange im stillen davon phantasiert, mit Ihnen einmal zusammenzukommen, Lisaweta Prokofjewna; ich habe viel von Ihnen gehört ... durch Kolja; der ist ja fast der einzige, der mich nicht verlassen hat ... Sie

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