Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
nickte. »Ich werd’ noch ein bisschen recherchieren. Wenn ich was habe, ruf’ ich dich an.«
    »Du bist die Beste.« Ich beugte mich über die Kasse und küsste sie auf die Wange.
    »Aufhören«, sagte sie, aber sie sagte es l a chend.
    »Und wünsch mir Glück«, sagte ich, als ich den Laden verließ.
    »Tue ich«, sagte sie. »Immer.«
    Ich wünschte, sie hätte es etwas weniger sorgenvoll gesagt.              
     
     
    4
     
    Die Kneipe hieß Azraels . Nur ein auserwählter Kreis von Leuten wusste, dass sie überhaupt existierte, und man musste ein Labyrinth von Hinterhöfen durchqu e ren, um sie finden. Und selbst, wenn das geschehen war, fand man sich in einer Sackgasse wieder: ringsum nichts als kahle Mauern und mit Schneematsch b e decktes Pflaster. Aber wer genau die Ohren spitzte und die ferne Kakophonie des abendlichen Straßenverkehrs ausblendete, der konnte sie hören: leise Musik, wie lei e riger, alter Jazz, von einem kratzigen Grammophon g e spielt, gepaart mit Backgroundvocals von einem G e spensterchor.
    » Parole? «, forderte eine körperlose Stimme aus dem Nirgendwo. Wie immer lief mir eine Gänsehaut das Rückgrat hinab. Aber ob zum Guten oder zum Schlechten, ich war vorbereitet – immerhin schien mich jeder meiner Jobs früher oder später hierher zu führen.
    »Aleister Crowley lutscht Schwänze in der Hölle«, zitierte ich.
    » Okay «, sagte die körperlose Stimme mit einem hö r baren Achselzucken. » Viel Spaß da drinnen. «
    Wo vorher kahle Wand gewesen war, gab es jetzt eine Holztür mit Eisenbeschlägen, als wäre sie schon immer da gewesen, irgendwo im toten Winkel meines Blic k felds. Der Gespensterjazz kam von dahinter.
    Ich ignorierte das Kitzeln in meinem Magen, legte die Hand auf den rostigen Türknauf und trat ein.
    Das Azraels war ein zwielichtiger Laden für zwi e lichtige Gestalten: Neonreklame und kantige Runen glühten durch einen Nebel aus Zigarrenqualm und Schwefelrauch. An den dicken Eichenholztischen hockte ein Dutzend Gäste. Nicht alle davon waren Menschen; ich fühlte es eher, als dass ich es sah. Hier hockte ein zotteliger Biker mit thebanischen Schriftze i chen auf der Lederkluft, dort eine viel zu schöne Frau in Weiß mit si l bernen Augen.
    Mein Informant saß in einer kaum beleuchteten Ecke. Unmöglich, sein Gesicht zu beschreiben: Sobald man ihm den Rücken zudrehte, hatte man es vergessen. Aber ich erinnerte mich gut an den Aktenkoffer, den er vor sich liegen hatte und den maßgeschneiderten N a delstreifenanzug. Niemand wusste, wer er war oder wo er herkam. Er dagegen wusste eine ganze Menge, wie er mir bei unserem ersten und bislang einzigen Z u sammentreffen versichert hatte. »Sollten Sie je meine Dienste benötigen«, hatte er gesagt und mir seine Karte in die Hand gelegt.
    Wie es aussah, hatte er bereits Kundschaft. Eine nie d liche Gothic mit blauschwarz gefärbten Haaren saß vor ihm und nestelte am Saum ihres nachtfarbenem Sam t kleids. Sie sah nicht glüc k lich aus.
    »... nicht diese eine!«, hörte ich sie über den Kneipe n lärm klagen. Ich spitzte die Lauscher. »Sie ist zu wer t voll für mich, verstehen Sie das nicht?«
    »Bedaure«, antwortete der Informant. »Dann gibt es auch keine Antwort auf Ihre Frage.«
    »Ich geb’ Ihnen eine andere! Bitte! Es ... es ist mir ve r dammt wichtig!«
    »Dessen bin ich mir wohl bewusst. Aber Geschäft ist Geschäft. Eine gute Nacht wünsche ich noch.«
    »Leck mich!« Sie zeigte ihm den Stinkefinger und fuhr auf. Als sie mir entgegenstapfte wie eine dunkle Furie, sah ich, dass ihr Mascara verlaufen war. Ihre A u gen waren veilchenblau, voll hilfloser Wut und Tränen.
    »Geh mir aus dem Weg!«, blaffte sie.
    »Aber nur, weil du so nett drum bittest, Schwester«, sagte ich und trat zur Seite. Wie ich hatte läuten hören, konnten Streitereien im Azraels schon mal damit e n den, dass eine der Parteien sich als Kröte oder Schle i migeres auf den wurmstichigen Dielen wiederfand. Besser, kein Risiko einzugehen. Meine Versicherung kam leider nicht für widerrechtliche Verwandlungen in Kriechtiere auf.
    Ich nahm den Stuhl, auf dem bis eben noch das Mädel in schwarz gesessen hatte, und setzte mich dem Info r manten gegenüber. »Hi«, sagte ich mit guter Laune, die ich nicht empfand.
    »Ah«, sagte er, anscheinend hocherfreut. »Herr Hel l mann, so sieht man sich wieder. Haben Sie sich doch entschieden, meine Dienste in A n spruch zu nehmen?«
    »Wenn Sie liefern können, was Sie versprechen«,

Weitere Kostenlose Bücher