Der Prinz der Hölle
Sonja und kämpfte gegen den Schauder an, der wie mit eisiger Hand über ihren Rücken strich, »dann haltet jetzt lieber den Mund und helft uns, ein paar Kerzen anzuzünden!«
Sadhur schrie, als er aus seiner Mutter blutigem Schoß wiedergeboren, aus ihr gerissen und an ihre Brust zum Saugen angelegt wurde. Doch seine Mutter stillte ihn nicht. Sie hob ihn hoch – ihr Neugeborenes – und hielt ihn über ihr Gesicht, blickte mit den Augen einer Dämonin in seine, dann senkte sie ihn ein wenig und näherte ihre Vampirzähne seinem weichen Hals.
Sadhur schrie – schrillte und wehrte sich, obgleich er gerade erst neugeboren und kraftlos war. Alle Leben, die er je gelebt hatte, kämpften und bäumten sich auf und kreischten, als seiner Mutter Kiefer sich weiter öffneten und mit Du-jums unerbittlicher Stimme befahlen: »Sprich! Sprich, Sadhur! Erzähl mir von Omeron – oder ich werde dich aus dem feurigen Schoß eines Drachen gebären lassen!«
Sadhur brüllte, als die Fänge sich in ihn bohrten und wie glühende Lanzenspitzen brannten. Er wälzte und wand sich im Geist, und er wusste doch, dass er zur Reglosigkeit verdammt auf dem Boden lag. Einen flüchtigen Moment erschien Du-jums Gesicht klar und deutlich über ihm. Sadhur versuchte, den Schweiß aus den Augen zu blinzeln, und wollte sprechen. Doch seine Zunge klebte dick und heiß am Gaumen und verschloss ihm die Kehle.
»Sprich, Sadhur!« befahl Du-jum höhnisch.
Tränen rollten über Sadhurs Wangen. Er versuchte den Mund zu bewegen, ein bisschen Speichel zu sammeln, doch mit höhnischer Miene gestikulierte Du-jum, und wieder wurde Sadhur fortgerissen, und panisch schrie er im Geist, als er in einen bodenlosen Abgrund stürzte.
Rotglühende Düsternis herrschte. Frauen erschienen, formten sich aus der Dunkelheit, vier schöne Frauen – von. üppiger Figur zwei, die beiden anderen schlank. Sie schwebten auf Sadhur zu. Rüstung und Kleidung fielen von ihm ab, und sie begannen ihn zu liebkosen. Sinnlich, erfahren küssten sie ihn, streichelten ihn mit Fingern und Lippen, schmiegten sich an ihn. »Sag es uns«, flüsterten sie leidenschaftlich. »Sag es uns!« Doch als Sadhur es nicht tat, bissen und kratzten sie ihn. Qualvoll stöhnte er, als die Frauen sich verwandelten: eine in eine Schlange mit Giftzähnen, eine in eine haarige Riesenspinne, die dritte in eine wie aus Eis gehauene Erscheinung, und die vierte in einen gewaltigen ledrigen Vogel mit langem, spitzem Schnabel. »Sag es uns!« kreischten sie. »Sag es uns.«
Weiter kratzten und bissen sie ihn, bedrängten ihn körperlich. »Ich kann nicht! Ich kann nicht!« schrillte Sadhur. Da schnellte der Schnabel der Vogelfrau vor, und Blut spritzte zwischen Sadhurs Beinen. Die Spinne sprang ihm auf den Kopf, ihre haarigen Beine wanden sich würgend um sein Gesicht und den Hals. Und Sadhur schrie im Geist: »Ich kann nicht! Ich kann nicht!« Und dann, ganz plötzlich, löste er sich voll Dankbarkeit in endlose Dunkelheit ohne jegliches Gefühl auf.
Du-jum fletschte die Zähne in wilder Enttäuschung. Eine lange Weile starrte er auf Sadhurs Leiche und wisperte: »Dummkopf! Du hättest dich retten und Lust haben können, so groß wie dein Leiden!«
Wachen eilten schnell herbei und starrten auf den Toten, der verstümmelt war, ohne dass eine Hand ihn berührt hatte. Blut floss immer noch zwischen den Beinen hervor, von dem bis zur Unkenntlichkeit zerkratzten Gesicht und von den Armen und Beinen. Doch Du-jum winkte sie zurück und beschrieb mit beiden Händen Zeichen über der Leiche.
»Ka naku!« sprach er bedächtig. »Astur im kanayam og ioto …«
. Sadhurs Leiche begann zu verschwimmen und sich in blauem Rauch aufzulösen, der schließlich beißend den ganzen Raum erfüllte. In wenigen Herzschlägen war alles verschwunden – Fleisch und Gebeine und vergossenes Blut. Nur ein länglicher rußiger Fleck blieb auf den Bodenplatten zurück.
Ohne ein weiteres Wort drehte Du-jum sich um und verließ das Gemach, nicht ohne einen strengen Blick auf Yarise und die sechs jungen Zauberer zu werfen, die er völlig erschüttert über das unmenschliche Schauspiel zurückließ.
Im Morgengrauen kehrten Omerons Männer einzeln oder in kleinen Gruppen zurück. Sie fanden sich in der Schenke ein und meldeten, was sie erfahren und erreicht hatten.
Allen war es gelungen, Verbindung mit Widerstandskämpfern aufzunehmen, denen sie versichert hatten, dass Lord Omeron wahrhaftig noch lebte und dass ein allgemeiner
Weitere Kostenlose Bücher