Der Prinz der Hölle
hielt, trotzdem öffnete er den Mund nicht.
»Nun gut«, sagte Du-jum schließlich. »Ich werde dich zum Reden bringen!« Er trat näher an den Gefangenen heran, hob die Hände, und seine Augen begannen zu glühen.
Das Abendessen war Elath nicht bekommen. Er hatte es vorzeitig verlassen, noch ehe Sadhur und Kiros herbeigeschleppt wurden, und nun wanderte er in der Dunkelheit durch die trostlosen Straßen, um mit sich ins reine zu kommen., .
»Wohin wird meine Bestimmung mich jetzt führen?« fragte er sich laut.
Aspre war zu selbstsicher und zu vertrauensselig. Er war ein Spielzeug in Du-jums Hand – obwohl Du-jum möglicherweise selbst noch nicht so recht wusste, was er mit den sieben machen sollte.
»Aber er wird uns als Bedrohung sehen«, murmelte Elath. »Als Bedrohung, wie nur starke Verbündete es sein können oder wie ein eigensinniges Kind es für die Eltern sein mag.«
Es hatte wenig Sinn, mit Du-jum um Zeit zu pokern, denn die Zeit war auf seiner Seite, wie vielleicht alles andere auch. Alles an dem Hexer war kalt, finster und verzerrt.
»Lenke mich, o mein Los«, flüsterte Elath in die Nacht. »Leitet mich, ihr Götter des Schicksals!«
Derart grübelnd und vor sich hinmurmelnd, wanderte er durch Straßen und Gassen, bis er in das gespenstischste Viertel am Stadtrand gelangte, mit seiner Erinnerung an grauenvolle Schreie in der Luft und trocknendem Blut auf den Kopfsteinen. Ein Nebel erhob sich – von seinem Geist? Von seinen Zweifeln? Elath wurde bewusst, dass er sich in einer engen Hintergasse befand, außerhalb einer Schenke, die verlassen sein sollte.
Doch das war sie nicht.
Mit seinem ausgebildeten Gehör vernahm er leise Stimmen und die ungestellten Fragen menschlichen Geistes. Er blieb stehen und spähte durch das Fenster. Er vermeinte Menschen zu sehen.
Menschen. Kinder des Sturms, diese Menschen, die im Dunkeln kauerten …
Und während er hineinblickte, spiegelte die Fensterscheibe seine gelben Augen wider, gedämpft durch den Schleier davor. Auch sein Geist war verschleiert – geteilt. Ihm wurde bewusst, dass er überlegte, ob er sich diese Menschen zu Freunden machen, sie fragen und ihnen antworten – oder sie als mögliche Feinde vernichten sollte.
Schritte – eine Tür öffnete sich, scharrte. Für ihn klang es wie der knurrende Magen eines hungrigen Drachen. Stimmen, Atmen – und ergrimmte, doch erschrockene Gesichter.
Elath drehte sich um – er starrte geradewegs auf einen Mann und eine Frau in der Dunkelheit, die die Klingen gezückt hatten. Und er hörte sie sprechen.
»Omeron – dort!«
Es war alles so schnell gegangen. Selbst die Magie von Zauberern ist der treibenden Furcht von Menschen auf einer ihrer Bahn unsicheren Welt unterlegen.
»Ich sehe ihn, Sonja! Geist oder Mensch, was auch immer, bleib stehen, wo du bist!«
»Bleib stehen!« echote die Stimme der Frau, laut vor Erregung. Dann kamen sie auf ihn zu, ganz dicht mit ihren Klingenspitzen.
Da handelte Elath. Er hob die Hände in einer ersten Geste magischen Schutzes.
»Sonja! Passt auf!« Omeron hob das Schwert.
Zischend stieß Elath wirksame Worte der Macht hervor: »lak-sa-togo, iuta mei!«
»Zauberer! Zauberer!« Während sein Schwert mit hassgetriebener Heftigkeit auf den Kopf des jungen Magiers herabsauste, knirschte Omeron zwischen den Zähnen: »Ihr – habt – Thesrad – zerstört‹.«
Sonja war einen Schritt zurückgeblieben. Sie keuchte, als sie sah, wie Omerons Schwert wie von einem unsichtbaren Schild zurückprallte.
»Vorsicht, Omeron – Zauberer sind listig!«
Aber rasend vor Wut griff der Lord erneut an und hieb auf die Brust der gelbäugigen Kreatur ein. All sein angestauter Grimm und seine Verzweiflung steckten in diesem Schlag.
Der Zauberer wich zurück. Seine Augen glühten. Er streckte einen Arm aus, und die Hand wob einen mächtigen, unsichtbaren Schild in die Luft.
»Stirb, verdammt!« heulte Omeron. Er zog das Schwert nach dem vergeblichen Hieb zurück und schwang es erneut.
»Omeron!« schrie der Zauberer. »Hört auf!«
Doch aufs neue sauste die Klinge des Fürsten herab, ein Silberblitz in der Dunkelheit der Gasse. Sie traf Elaths magischen Schutz und hätte ihn fast durchbrochen. Wieder schwang Omeron das Schwert. Elath schüttelte mit immer noch glühenden Augen den Kopf, dann kniete er sich vor ihm nieder und hob flehend die Hände. Aber schon brauste Omerons Klinge erneut herab, und auch diesmal prallte sie wie von einem unsichtbaren Schild ab.
Trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher