Der Schatz im Silbersee
schnelleren Füllung des Raumes wenigstens zwei Löcher nötig.
Der Cornel bohrte also zunächst möglichst weit hinten ein zweites, auch bis auf das Blech. Dann hob er einen der harten Steine auf, welche als Ballast dalagen, und schlug damit so lange auf den Griff des Bohrers, bis dieser durch das Blech gedrungen war. Sofort drang das Wasser herein und benetzte ihm die Hand; aber als er den Bohrer mit einiger Anstrengung zurückgezogen hatte, traf ihn ein starker, kräftiger Wasserstrahl, so daß er schnell weichen mußte. Das Klopfen war bei dem Geräusch, welches die Maschine machte, ganz unmöglich zu hören gewesen. Nun schlug er auch das Blech des ersten Loches, welches der Treppe näher war, durch und kehrte nach oben zurück. Er hatte den Bohrer in der Hand behalten und warf ihn erst, als er sich vor der oberen Treppe befand, weg. Warum sollte er ihn erst noch mit hinaufnehmen!
Bei den Seinen angekommen, wurde er leise gefragt, ob es gelungen sei. Er antwortete bejahend und erklärte, nun sofort nach der Kabine Nummer eins zu schleichen.
Der Salon und das daran stoßende Rauchzimmer lagen auf dem Hinterdeck, an beiden Seiten die Kabinen. Jede derselben hatte eine eigene, in den Salon führende Thür. Die Außenwände, aus leichtem Holzgetäfel bestehend waren mit ziemlich großen Fenstern versehen, deren Öffnungen jetzt nur mit Gaze verschlossen waren. Zwischen jeder Kabinenseite und dem betreffenden Schiffsborde führte ein schmaler Gang hin, der leichteren Passage wegen. Nach dem Gange linker Hand, also Steuerbord, hatte sich der Cornel zu wenden. Die Kabine Nummer eins war die erste, lag also an der Ecke. Er legte sich auf den Boden und kroch vorsichtig nach vorn, hart an der Reiling, also am Schiffsrande, um von dem hin und her spazierenden Offizier nicht bemerkt zu werden. Er erreichte sein Ziel glücklich. Durch die Gaze des ersten Fensters fiel ein leiser Schein heraus. Es brannte Licht in der Kabine. Sollte Butler noch wach sein, vielleicht lesen? Aber der Cornel überzeugte sich, daß auch in den andern Kabinen Licht war, und das beruhigte ihn. Vielleicht erleichterte gerade diese Beleuchtung die Ausführung seines Vorhabens, welche im Dunkel ziemlich schwierig war. Er zog sein Messer und zerschnitt die Gaze geräuschlos von oben bis unten. Ein Vorhang verhinderte ihn, durch das Fenster in die Kabine zu sehen; er schob denselben leise zur Seite. Er hätte vor Freude über das, was er sah, laut aufjubeln mögen.
An der linken Wand hing über dem Bette ein brennendes, nach unten, um den Schläfer nicht zu stören, verhülltes Nachtlämpchen. Darunter lag, fest schlafend, mit dem Gesichte nach der Wand gekehrt, der Ingenieur. Auf einem Stuhle lagen seine Kleidungsstücke. An der rechten Wand befand sich ein Klaptischchen, auf welchem die Uhr, die Börse und - - das Messer des Schläfers lagen, von außen ganz leicht mit der Hand zu erreichen. Der Cornel griff hinein und nahm das Messer fort, ließ aber Uhr und Börse liegen. Er zog es aus dem Futterale und probierte den Griff. Dieser ließ sich wie eine Nadel- oder Federbüchse aufdrehen. Das genügte.
»Alle Teufel, ging das leicht!« hauchte der Dieb. »Ich hätte einsteigen und ihn unter Umständen gar erwürgen müssen!«
Niemand hatte diesen Vorgang gesehen; das Fenster führte steuerbords nach dem Wasser. Der Cornel warf das Futteral über Bord, steckte das Messer in den Gürtel und legte sich wieder nieder, um zu seinen Leuten zurückzukriechen. Er gelangte glücklich an dem Lieutenant vorüber. Wenige Ellen weiter fiel sein Blick nach links; da war es ihm, als sehe er zwei leise phosphoreszierende Punkte, die sofort wieder verschwanden. Das waren Augen; er wußte es. Er schnellte sich mit einer kräftigen Bewegung, aber ganz leise, vorwärts und rollte sich dann ebenso rasch zur Seite, um aus der Linie zu kommen, auf welcher er sich befunden hatte. Richtig! Von der Stelle her, von welcher aus er die Augen gesehen hatte, erscholl ein Geräusch, wie wenn jemand sich auf einen andern werfen will. Der Offizier hatte es gehört und trat hinzu.
»Wer ist da?« fragte er.
»Ich, Nintropan-Hauey,« antwortete es.
»Ach, der Indianer. Schlafe doch!«
»Hier ein Mann geschlichen; hat etwas Böses gethan; ich ihn gesehen; er aber schnell fort.«
»Wohin?«
»Nach vorn, wo Cornel liegen; er vielleicht selbst gewesen.«
»Pshaw! Wozu sollte er oder ein andrer hier schleichen! Schlafe und störe die andern nicht.«
»Ich schlafe, aber dann auch
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