Der schlafende Gott
Pumpen und sonstigen Vorrichtungen des Tanks in Betrieb zu halten. Dies nahm zunächst seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch, während ich meinen Ausflug aus dem Schiff begann und ihm damit – ohne es zu wissen – die nötige Zeit gewann. Er erforschte mit seinen hellseherischen Fähigkeiten das Innere des Robotgehirns und machte die Sektionen ausfindig, die für die Funktion der Nagha absolut lebenswichtig waren. Es dauerte nicht lange, bis er Kabelverbindungen gelöst, Leitungen unterbrochen, wichtige Relaisbänke zerstört und einige Antimaterie-Minibomben im Herzen der Nagha materialisiert hatte. Das Gehirn stellte den Dienst ein … und damit war die Expedition gerettet.« Er zögerte, zuckte die Achseln und fügte hinzu: »Den Rest wissen Sie bereits, meine Damen und Herren.«
Er setzte sich wieder, der auf ihn gerichteten leuchtenden Augen Ursulas nur zu sehr gewahr. Das Auditorium widerhallte jetzt von Stimmen, die erregt durcheinander sprachen.
Schließlich meldete sich ein Wissenschaftler im Hintergrund zu Wort. Angus McGregor, dachte Matchett automatisch, biochemische Sektion. Carlson nickte ihm zu, und der Mann fragte:
»Haben Sie eine Erklärung dafür, Dr. Matchett, warum der schlafende Gott erst dann gehandelt hat, als Sie bereits buchstäblich unter dem Messer lagen? Wie Sie erzählen, müssen Sie doch mindestens eine Stunde lang im Innern des Gehirns geweilt haben.«
Matchett runzelte die Stirn, erhob sich jedoch schweren Herzens und sagte unglücklich:
»Ja, Dr. McGregor, ich glaube, ich kenne den Grund hierfür. Es ist mir sehr unangenehm, aber … aber ich bin der Überzeugung, daß der eigenartige Humor des Mutanten dafür verantwortlich zu machen ist. Es sieht ihm ähnlich, mit seiner Hilfe so lange zu warten, bis ich nahe daran war, alle Engel im Himmel singen zu hören. Es war – um es kurz zu machen – ein kleiner Scherz, den sich der schlafende Gott mit mir geleistet hat.«
Überall begannen Männer und Frauen zu lachen, und Matchett, der sich rasch wieder setzte, fühlte sich über und über rot werden.
Und während die gigantische Kommandobrücke unter dem schallenden Gelächter der vielen hundert erleichterten, befreiten Menschen widerhallte, und während tief unten im Kielraum des Schiffes der schlafende Gott reglos und leblos und doch von stillem Gelächter erfüllt in seinem leise summenden Tank lag, raste die saphir-blaue Scheibe des Superschiffs TELLUS mit stetig steigender Geschwindigkeit durch die Tiefen des Alls, seine Expedition neuen Abenteuern entgegentragend.
Und Dr. Ursula Borowskaja wurde des Wartens müde, näherte ihre Lippen Matchetts linkem Ohr und lud ihn zu einer Partnerschaft auf Zeit ein.
ENDE
Als TERRA-Taschenbuch Band 344 erscheint:
Im Bann des Omphalos
Science Fiction-Roman
von E. C. Tubb
Das Gebilde, das wie eine gewaltige Wolke aus leuchtendem Nebel im freien Raum zwischen den Sternen hängt, wird Omphalos genannt. Es gehört zu den größten Sehenswürdigkeiten – und zu den größten Rätseln des Universums.
Niemand weiß, wie das Omphalos entstand, und niemand, der es zu erforschen versuchte, ist bisher lebend zurückgekehrt.
Nun ist Mark Carodyne bereit, für die Untersuchung des Omphalos sein Leben zu riskieren. Mark ist ein Mensch besonderer Art – ein Spieler, der alles auf eine Karte setzt, und ein Mann, der sich selbst in der hoffnungslosesten Situation nicht aufgibt. Er nimmt die kosmische Herausforderung an und fliegt mit einem kleinen Raumschiff in den Bannkreis des Omphalos.
Die TERRA-Taschenbücher erscheinen monatlich und sind überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich.
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