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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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zu schützen, die die Gegend in einem Umkreis von einigen Tagesritten um das Kloster seit einiger Zeit in Angst und Schrecken versetzten. Auf dem Ritt nach Volkach aber war kein Angriff erfolgt.
     
    Der Gedanke daran, von nun an solche Folterschauspiele öfter sehen zu müssen, machte Martin regelrecht krank. Warum hatte Pater Hilarius nicht den robusteren Suitbertus zu seinem persönlichen Gehilfen bestimmt?
     
    Jetzt konnte es der Zauberer offenbar nicht mehr ertragen. Er schrie etwas, das Martin nach einigen Wiederholungen als den Namen »Burgebrach« erkannte. Burgebrach war ein Städtchen, das einige Tagesritte weiter östlich lag. Dann kam ein weiterer Name über die Lippen des Geschundenen, den Martin als »Laurenz Hollmann« deutete.
     
    Nun wies Pater Hilarius den Nachrichter an, die Winde loszulassen. Der Zauberer stöhnte auf. Martin sah, wie ihm ein dünner Blutfaden aus dem Mund troff. Er murmelte etwas. Hilarius beugte sich über seinen Mund, um die Worte verstehen zu können. Dann lief ein Zucken durch den Körper des Gefolterten, und er lag ganz still und regte sich nicht mehr.
     
    Pater Hilarius richtete sich sehr langsam wieder auf.
     
    Er legte die Hände vorsichtig auf seinen vorstehenden Bauch und sah Bruder Martin an. Martin konnte den Blick der dunklen Augen nicht lange ertragen.
     
    »Er ist tot; der Teufel hat ihm den Hals umgedreht«, sagte der Pater leise. In seiner Stimme lag nicht der geringste Triumph. Was hatte er von dem Sterbenden erfahren?
     
    Seinem Blick nach zu urteilen, hatten ihm die letzten Worte des Zauberers die Pforten der Hölle aufgeschlossen.
     
        
     

2. Kapitel
     
    Nun war der Schankraum brechend voll. Pater Hilarius saß zusammen mit seinen beiden Konfratres am selben Tisch, an dem sie am Morgen gemeinsam gefrühstückt haben. Er starrte schweigend in seinen großen Weinhumpen und rührte wieder einmal kaum das Essen an, das vor ihm stand. Bruder Suitbertus hingegen schien nichts zu erschüttern. Er säbelte mit einem großen Messer an dem Schweinebraten herum, den die Magd nahe an den Pater gestellt hatte, sodass sich Suitbertus jedes Mal weit vorbeugen musste, um an die begehrten Köstlichkeiten zu kommen. Er schmatzte vernehmlich und zufrieden.
     
    Auch Martin war nicht nach Essen zumute. Noch immer gellten ihm die Schmerzensschreie des Zauberers in den Ohren. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Mensch solche Laute ausstoßen konnte.
     
    An den anderen Tischen johlten und grölten Zunftmitglieder, kleine Kaufleute, Bauern aus dem Umland, die ihr Vieh und ihr Gemüse auf dem Markt mehr oder weniger gewinnbringend verkauft hatten, und allerlei Gesindel, dem der Wein niemals schnell genug floss. Nur am Tisch der drei Mönche herrschte eisiges Schweigen. Martin sah, wie vereinzelte Blicke zu ihnen herübergeworfen wurden –   dunkle Blicke, angewiderte Blicke. Natürlich hatte es sich bereits herumgesprochen, dass der Zauberer auf der Folter gestorben war. Zwar weinte ihm niemand eine Träne nach, aber einige Bürger fühlten sich offenbar in ihrer Geringschätzung des Klerus bestätigt.
     
    Wenn doch nur Pater Hilarius dieses schreckliche Schweigen durchbrechen und etwas sagen würde!
     
    Schließlich hielt Martin es nicht mehr aus. Während er nervös mit dem weißen Zingulum spielte, das seine Kutte über der Hüfte zusammenhielt, fragte er Pater Hilarius: »Habt Ihr dem schändlichen Zauberer wichtige Informationen entlocken können? Werden wir uns nun nach Burgebrach aufmachen, um auch seinen Spießgesellen zu verhören?« Insgeheim schauderte es ihn bei dem Gedanken, eine weitere Tortur erleben zu müssen.
     
    Pater Hilarius schaute Martin offen an. Der junge Mönch zuckte zusammen. Teufel schienen in den geweiteten, finsteren Pupillen des Heiligmäßigen zu tanzen. Er sagte kein Wort.
     
    Suitbertus schlürfte den letzten Tropfen aus seinem Humpen und rief lautstark nach der Magd, damit sie ihm Nachschub bringe. Sie kam schnell mit einem neuen Krug heran und stellte ihn mit einem unverbindlichen Lächeln vor den Mönch, der ihr bei dieser Gelegenheit rasch unter den langen Rock griff. Das Mädchen kreischte auf. Es klang gekünstelt. Auch wurde sie nicht rot. Aber sie entfernte sich schnell wieder vom Mönchstisch. Suitbertus nahm sofort einen großen Schluck; dann sagte er:
     
    »Unsere Mission ist erledigt, nicht wahr, Pater Hilarius? Was gehen uns die Zauberer im Osten an, die nicht einmal mehr zur Hoheit unseres

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