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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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wanderte und rief ihnen mein ‚Gott zum Gruße‘ hinüber. Laut und freundlich, wie ich es immer tat, dass niemand mich mit einem Halunken der auf Raub und Mord aus ist verwechseln mochte.
Einer der Schatten stand auf und warf die Gugel nach hinten. Er war recht schlank anzuschauen und nicht sonderlich groß.
Der andere starrte weiterhin ins Feuer. Ein kleiner Unterstand, gerade groß genug um für zwei Männer Schlafplatz zu bieten, umgab ihn.
Derjenige, der aufgestanden war drehte sich zu mir und warf mir ein ‚Buona Sera, Signore‘ entgegen.
‚ Italiener? So weit im Norden?‘, ging es mir durch den Kopf und in meinem schlechtesten Italienisch antwortete ich ‚Guten Abend werte Herren. Ist es genehm wenn ein Diener Gottes an eurem Feuer Platz nimmt? ‘
Ich sah erst jetzt, als er sie sinken ließ, dass der Mann seine Hand am Gürtel gehabt hatte. Direkt neben dem Knauf eines nicht zu übersehenden Hammers.
‚Kommen sie und wärmen sie sich mit uns ein wenig. Bringen sie ihren Esel ruhig mit. Wir hatten schon lange keine lebendige Gesellschaft außer der unseren.‘, klang es mir in schlechtem Deutsch, das aber immer noch viel besser war als mein Italienisch, entgegen.
‚Signore Luciano Saltonato. Buona Sera.‘ stellte er sich vor. Ein Name den ich wohl nie vergessen werde.
Ich gab mich als Amadeus von Blaubach zu erkennen und nahm höflich die Kapuze meines Mantels ab, so dass der Regen auf meinen haarlosen Schädel prasselte.
‚Bruder im Kloster zu Blaubach und auf dem Weg zu Taufen, Segnungen und Eheschließungen in Hergendorf. Nass bis auf die Knochen und gefroren wie im Winter. Und dies ist mein treues graues Reittier, das auf den Namen des heiligen Franziskus hört. Was treibt euch so weit in den Norden?‘
‚Nehmt Platz am Feuer und wir reden dort. ‘
Ich nahm neben dem zweiten Mann Platz, der immer noch in die Flammen stierend am Feuer saß und sich nicht bewegt hatte. Ich sah, dass seine Hand zitterte, die einen irdenen Becher hielt.
Er schien nicht einmal Notiz von mir zu nehmen als ich neben ihm zu Boden sank.
‚Signore?‘ versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, was er mit einem kurzen Seitenblick in mein Gesicht anerkannte, aber sich sofort danach wieder in Richtung Feuer drehte um weiter hinein zu starren, als wäre darinnen die Lösung der Probleme auf dieser Welt zu finden.
‚Michele spricht nicht mehr, scusi. Seit wir die Toskana verlassen haben ward er immer stiller und nachdem wir den Brenner passierten kam gar kein Ton mehr über seine Lippen. Es war zu viel was er sah, was wir sehen mussten. Wir kannten das Grauen nur aus Erzählungen von Reisenden, die auf der Flucht vor dem nahenden Tod waren, aber was wir sahen war schlimmer als all das, was wir zu hören bekamen.‘
Viel später erinnerte ich mich tatsächlich daran, dass Luciano hier schon davon sprach, dass die Menschen auf der Flucht vor den nahenden Toten waren. Vermutlich übersetze ich mir sein gebrochenes Deutsch so, wie ich es hören wollte, denn niemand dachte im Traum daran, dass die Toten den Tod brachten und bringen würden.
Er setzte sich zurück ans Feuer und streckte die Hände den Flammen entgegen.
‚Ich bin Händler aus Milano 5 . Gewürze und feine Gläser. Zart wie der Hauch eines Engels. Ihr müsstet sie sehen. So zerbrechlich und schön.
Die Gewürze fein und erlesen. Pfeffer aus dem Orient, Salze wie ihr sie nicht kennen werdet und Blüten mit denen Speisen gelb werden.‘, schwärmte er.
‚Aber ein Bruder hat sicherlich keinen Sinn für solch weltliche Dinge, wie ich denke.
Nun; es ist so, dass wir auf dem Weg nach Oenipontum 6 und weiter nach Frankenfort waren. Michele begleitet mich und wir waren entsetzt, als wir die ersten Dörfer fanden, die der Tod eingeholt hatte. Immer wieder stießen wir auf Dörfer und Städte, Meiler und Gehöfte die verlassen waren oder voller Toter. Aber das erste Dorf war wohl das grausamste für uns. Habt ihr schon mal ein Dorf gesehen über das der Tod herfiel?‘
Ich musste das verneinen. Die große Krankheit tobte zu dieser Zeit im Süden und wir waren nicht unglücklich darüber, soweit entfernt zu sein.
‚Zerstörte Leiber, gedunsene und geplatzte Körper, ein unerträglicher Gestank nach Pestilenz und fauligem Fleisch. Dankt dem Herrn dass ihr das nicht sehen musstet!‘
Und er erzählte mir Geschichten. So, als hätte er nur darauf gewartet sie endlich preisgeben zu können.
Fast schien es mir, als wäre ihm ein Zwang gewesen sich zu offenbaren. Er

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