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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Imperator ernannt. Das Freivolk wurde jetzt von Crows Bruder Bennem angeführt, den die Cronen geheilt hatten. Es hatte Tals Ernennung unter der Bedingung zugestimmt, dass Tal Imperator des Schlosses und nicht nur Imperator der Erwählten genannt wurde.
    Tal, der sein Wort Crow gegenüber halten wollte, hatte vorerst akzeptiert. Jetzt lag es an ihm, die neue Form des Zusammenlebens zu regeln. Es war eine schwierige Aufgabe, denn im Schloss gab es noch viele rebellierende Erwählte und solche, die dem Müßiggang frönten und sich keinen sinnvollen Aufgaben widmen wollten. Und dann waren da noch Untervölkler, die sich Veränderungen nicht vorstellen konnten, und Freivölkler, die voller Bitterkeit verlangten, dass die Erwählten ihnen nun zur Strafe für die Vergangenheit dienen sollten.
    „Ich wünschte, Ebbitt…“, begann Tal, doch er wurde von einem eher dünnen, gebeugten Eiscarl unterbrochen, der Schwierigkeiten mit seiner Gesichtsmaske zu haben schien.
    „Du wünschtest was?“, fragte der Eiscarl und hob seine Maske, um eine bekannte, lange Nase zu entblößen. „Wünschtest du, dass ich mich bei diesen Kurshken zu Tode gelangweilt hätte?“
    „Nein“, sagte Tal, ging zu seinem Großonkel und nahm ihn dankbar in die Arme. „Du weißt, was ich mir gewünscht hätte.“
    „Hmmpfff“, schnaufte Ebbitt. „Ich werde wiederkommen. Ich kann mir diese Gelegenheit doch nicht entgehen lassen. Da habe ich in meinen letzten Atemzügen gelegen, oder vielleicht waren es auch meine vorletzten, ich weiß nicht mehr genau… und ich dachte mir: Wenn ich jetzt sterbe, sehe ich das Eis nie mehr. Und dann sind da noch diese Cronen. Mir gefällt ihr Klang.“
    Tal ließ Ebbitt los und drückte zwei Finger gegen die Brust seines Großonkels. Etwas bewegte sich unter den Fellen. Etwas anderes als Haut und Knochen.
    „Ebbitt!“
    „Ich kann nichts dafür“, stieß Ebbitt hervor. „Er will mitkommen. Wir haben Beastmaker gespielt und ich habe einhundertacht zu einhundertsechs Spiele gewonnen.“
    Der Kodex klopfte gegen Ebbitts Brust und der alte Mann fügte hastig hinzu: „Über diese Zahl herrscht noch ein wenig Uneinigkeit. Es könnte auch einhundertsechs zu einhundertsechs ausgegangen sein.“
    Tal runzelte die Stirn. Der Kodex war zu wertvoll, um ihn zu verlieren. Aber es gab ohnehin keine Garantie dafür, dass er ihn befragen konnte, selbst wenn er im Schloss bleiben würde. Wenn er bei Ebbitt war, würde Tal ihn wenigstens finden können, wenn er ihn brauchte. Abgesehen davon würde Malen im Schloss bleiben und im Laufe der Zeit würden ihr noch mehr Cronen als eine Art Botschafterinnen folgen. Über die Cronen konnte Tal dann mit Ebbitt und dem Kodex in Kontakt treten.
    Und mit Milla. Sie hatten sehr viel miteinander zu besprechen.
    „Lebe wohl, Milla“, sagte Tal. Er streckte sein Handgelenk aus und zeigte ihr die Narben, die ihren Zusammengehörigkeitsschwur besiegelten. Milla hob ebenfalls den Arm und die Narben berührten sich – kalte Haut auf kalter Haut.
    Milla lächelte. Es war ein Lächeln, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Er erwiderte es und sah ihr in die Augen. In diesem Blick sahen sie alles, was sie miteinander erlebt hatten – vom ersten Treffen auf dem Eis bis zu Sharrakors Sturz.
    Alle schwiegen, als sie beieinander standen. Die Zeit verstrich in Eiscarl-Atemzügen und Erwählten-Sekunden, gezählt von Funken in ihren Sonnensteinen. Schließlich hob Milla ihre Hand und Tals Arm fiel nach unten.
    Milla hielt ihre Hand hoch über den Kopf und eine der Krallen blitzte auf. Eine violette Peitsche zuckte durch die Luft und hinterließ eine leuchtende Spur, als Milla die Faust schloss und den Arm wieder senkte.
    Eiscarls jubelten auf und ihre Rufe hallten im großen Saal wider. Dann schulterten sie ihre Habseligkeiten und machten sich auf den langen Weg den Berg des Lichtes hinab. Hinab zum Eis und zum Lebenden Meer der Selski, hinab zu ihren windgepeitschten Heimstätten, den Clanschiffen der Eiscarls.
    Milla drehte sich nicht mehr um.
    Tal sah ihr noch einen Moment nach und drehte sich dann zu den tausenden leuchtenden Sonnensteinen um, zu den tausenden von Sälen, Räumen und Korridoren der Erwählten und des Freivolks – zum Volk des Schlosses.
    Doch selbst als Freunde wie Fremde zu ihm kamen, um Fragen zu stellen oder ihn um einen Gefallen zu bitten, galten seine Gedanken nur einem winzigen Teil des Schlosses. Ein paar Räume, an deren Eingangstür das Bild einer Sthil-Bestie hing, die

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